Sülfeld . Der Leichnam des Babys, dass am Straßenrand gefunden wurde, wird am 20. November 2015 nach einem Trauergottesdienst beerdigt.
Teresa – von jetzt an wird nicht mehr die Rede sein von der Babyleiche, weggeworfen in einer Plastiktüte und gefunden im Mülleimer einer Bushaltestelle auf Höhe Borstel an der Bundesstraße 432. Das Mädchen, das nicht leben durfte, hat jetzt einen Namen. Und damit Menschenwürde gewonnen.
Am 15. Oktober wurde Teresa gefunden. Eine Frau warf die Tüte – ohne um ihren Inhalt zu wissen – in die Mülltonne der Bushaltestelle. Wer Teresa neben der Bundesstraße abgelegt hat, wer die Mutter des Mädchens ist, all das ist auch einen Monat nach dem Fund unbekannt. Die Staatsanwaltschaft in Kiel hat derzeit keine neuen Erkenntnisse. 1500 Euro Belohnung sind für den entscheidenden Hinweis ausgesetzt.
Am 15. Oktober wird laut evangelischem Namenskalender der Heiligen, Kirchenlehrerin und Mystikerin Teresa von Avila gedacht
„Für die Kirchengemeinde Sülfeld ist es selbstverständlich, dass wir uns um dieses Geschöpf Gottes in unserer Gemeinde auch nach dem Tod bemühen“, sagt der Sülfelder Kirchenvorstand Ulrich Bärwald. Die Würde eines Menschen gebiete es, einen Namen zu tragen. „Kein Mensch darf ohne Namen sein.“ Im evangelischen Namenkalender wird am 15. Oktober der Heiligen, Kirchenlehrerin und Mystikerin Teresa von Avila gedacht. „Daher haben wir auch in Abstimmung mit der Polizei diesem Menschenkind den Namen Teresa gegeben. Nun wollen wir Teresa die Würde schenken, die ihr im Leben verwehrt war.“
Gemeinsam mit Sülfelds Pastor Steffen Paar und dem Bürgermeister Karl-Heinz Wegner hat der Kirchenvorstand Teresas Beerdigung organisiert. Der Leichnam soll nicht irgendwo in der Rechtsmedizin verwahrt oder anonym bestattet werden. Teresa soll an ihrem Fundort Sülfeld die letzte Ruhestätte finden. Pastor Paar hat für Freitag, 20. November, um 14 Uhr, einen Trauergottesdienst für Teresa in der Sülfelder Kirche angesetzt. Willkommen sind alle, die dem Kind die letzte Ehre erweisen wollen. Pastor Paar hofft, dass Teresa bei Gott das Leben und das Lachen findet, dass ihr auf der Erde nicht möglich war. Als Ausdruck dieser Hoffnung, sollen die Trauernden am Freitag auf schwarze Trauerkleidung verzichten. Farbenfröhlichkeit ist kein Tabu.
Der kleine Sarg des Babys soll im Anschluss auf dem Sülfelder Friedhof ausgesegnet werden. „Teresa bekommt einen richtigen Grabstein mit ihrem Namen. Er soll uns künftig an sie erinnern“, sagt Bärwald. „Mit der Bestattung wollen wir in Sülfeld dann auch abschließen mit dem Fall. Das ist ganz wichtig für die Gemeinde.“
Abschließen mit einem Trauma, dass eine Bundesstraße mitten ins Dorf trug
Bewegende Worte für die Todesanzeige: Den Namen Teresa für das tote Baby wählte der Kirchenvorstand der Gemeinde Sülfeld Andreas Burgmayer
Denn die steht immer noch unter Schock. Die Bewohner des 3000-Einwohner-Dorf sind sich mittlerweile sicher, dass die Mutter der kleinen Teresa unmöglich aus ihren Reihen kommen kann. „Die Polizei hat sich in den Kitas umgesehen“, sagt Bärwald. Kaum eine werdende Mutter also, die nicht überprüft wurde. Nein – Teresa und die Monstrosität der Tat wurden über die Bundesstraße 432 untrennbar mit der Gemeinde Sülfeld verbunden. Die Sülfelder vermuten die Mutter des Mädchens im Sonstwo. „Falls sie nun von dieser Beerdigung etwas mitbekommt und falls sie das nicht völlig kalt lässt, dann weiß sie jetzt, dass es einen Ort gibt, an dem sie um ihr Kind trauern könnte“, sagt Bärwald.
Das Bedürfnis, sich von Teresa zu verabschieden, haben auch die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und der Sülfelder Verwaltung. Es waren die Gemeindearbeiter Jochen M. und Björn S., die Teresa am Morgen des 15. Oktober im Mülleimer entdeckten. Bei allen Einsatzkräften, die an diesem Tag bei der Bergung und den Ermittlungen der Kriminalpolizei vor Ort beteiligt waren, wiegt das Erlebte schwer. „Mit dem Trauergottesdienst geben die Möglichkeit, mit der Sache abzuschließen“, sagt Bärwald. Das sei auch für viele Kinder aus Sülfeld wichtig. Bärwald: „Natürlich haben die Kinder das alles mitbekommen. Sie beschäftigt das Schicksal von Teresa sehr.“
Die Polizei sucht weiterhin nach Zeugen
So wie die Polizei, die nach wie vor Zeugen sucht, die am 12. und 13. Oktober im Bereich der Sether Straße, Höhe Wedenkamp in Borstel Beobachtungen gemacht hat. Dort wurde Teresa in der Tüte abgelegt (Hinweise an die Kripo unter 0431/160 33 33).
Die Kosten für die Beerdigung