Norderstedt. Die Alfa-Partei startete ihre Infotour durch 32 Städte und Gemeinden des Landes. Vor allem Angela Merkel wurde ins Visier genommen.
Drei Streifenwagen fuhren vor dem Restaurant Alter Reporter in Norderstedt auf, sechs Polizisten hielten auf dem Gelände stundenlang Wache. Die Beamten wollten Demonstrationen und Ausschreitungen verhindern. Drinnen im Saal stellte die „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“, kurz Alfa, ihr Parteiprogramm vor. „Wir stoppen Merkel“, heißt die neue Kampagne.
Freitag, 19 Uhr: Die Stimmung im Kleinen Brauhaus Alter Reporter ist gut, das Restaurant voll besetzt. Auf den Tischen stehen Teller mit saftigen Steaks, Fladenbrote mit Knoblauch und hausgemachter Burger. Die Servicekräfte schenken Getränke nach.
Nebenan im Feiersaal, eigentlich ein Ort für fröhliche Geburtstags- und Hochzeitsreden, wird derweil große Politik gemacht. 60 Besucher füllen den Raum. Geschäftsführer Thomas Nordmeier sagt, er habe vom politischen Charakter der Veranstaltung nichts gewusst. Sonst hätte er das nicht zugelassen.
Die Alfa-Partei, im Sommer von Ex-AfD-Chef Bernd Lucke gegründet, will bundesweit Fuß fassen. Die Gruppe, abgesplittert von der nach Meinung vieler rechtspopulistisch beeinflussten AfD, startete in Norderstedt ihre Informationstour durch 32 Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein.
„Niemand kennt uns, das soll sich jetzt ändern“, kündigte Hauptrednerin Ulrike Trebesius, 45, an. Die ehemalige AfD-Landesvorsitzende aus Horst im Kreis Steinburg, heute Generalsekretärin der Alfa-Partei auf Bundesebene, Europaabgeordnete in Brüssel und Straßburg, heizte die Stimmung an: „Wir wollen Merkel stoppen.“
Die Bauingenieurin kennt sich in Norderstedt aus. Hier hatte sie vor ihrer politischen Karriere einige Jahre als technische Assistentin gearbeitet. Später war sie als Planerin in einem Ingenieurbüro in Henstedt-Ulzburg tätig.
Während Trebesius und der Alfa-Landesvorsitzende Jürgen Joost sich im Feiersaal darüber ausließen, wie man die Kanzlerin möglichst schnell zum Rücktritt bewegen könne, suchte Geschäftsführer Nordmeier draußen vor der Tür nach Erklärungen.
Eine noch unerfahrene Mitarbeiterin, so Nordmeier, habe vor einigen Tagen die Saalbuchung für 60 Personen angenommen. Der Termin soll ohne Rücksprache mit der Geschäftsführung bestätigt worden sein. Bei Facebook entschuldigte sich das Reporter-Team.
Vor dem Eingang zum Restaurant kontrollierte Nordmeier mit Security-Kräften jeden Besucher. „Niemand betritt den Saal, der Ärger machen könnte“, wies er Harald Redemann an. Der Landesvorstand aus Großhansdorf beruhigte ihn: „Dafür werde ich sorgen.“ Der Ex-CDU-Mann, offensichtlich beunruhigt, hatte einige Antifa-Mitglieder aus Hamburg gesichtet.
Mitglieder vom „Bündnis Norderstedt“ enthüllten auf dem Vorplatz einen Banner mit der Inschrift „Eine Stadt für alle – Norderstedt ist weltoffen“. Ein paar Schritte weiter verteilten Mitglieder der Partei Die Linke Flugblätter. Dann kamen die Streifenwagen.
Drinnen im Feiersaal legte sich Ulrike Trebesius mächtig ins Zeug. Ihre Partei stehe uneingeschränkt zum Recht auf politisches Asyl und zum Schutz von Flüchtlingen nach der Genfer Flüchtlingskommission. Sie wende sich jedoch entschieden gegen den Begriff „Wilkommenskultur“ von Frau Merkel. Wir wollen die Wiederherstellung von Recht und Ordnung in unserem Land. Wir erwarten, dass Frau Merkel sich entschuldigt und die Konsequenzen zieht, so Trebesius.
Schwere Geschütze fuhr Landesvorsitzender Jürgen Joost auf: „Frau Merkel hat uns belogen. Jetzt kommt es darauf an, die Mitte der Gesellschaft zu mobilisieren, um die Migrationspolitik der Regierung zu stoppen. Dafür sei Alfa die richtige Partei.“