Norderstedt. 2015 könnte nach Meinung der Bürgerinitiative das lauteste Jahr seit 1998 werden. Vor allem der Nachtflugverkehr hat zugenommen.

Der Fluglärm hat weiter zugenommen. Vor allem am späten Abend und in den ersten Nachtstunden werden die betroffenen Menschen in Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Hasloh und Quickborn durch den Flugbetrieb stärker in ihrer Nachtruhe gestört als im Vorjahr. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) hervor, die sich auf offizielle Zahlen des Flughafens Hamburg stützt.

Nicht nur die Zahl der Starts und Landungen insgesamt ist danach im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentz auf 119.000 gestiegen. „Besonders in der hochsensiblen Nachtzeit ab 22 Uhr nimmt der Flugverkehr weiter besorgniserregend zu“, sagt BAW-Sprecher Martin Mosel. Nach 22 Uhr hätten 5422 Maschinen den Flughafen angesteuert, das entspreche einem Zuwachs von neun Prozent. Um zehn Prozent auf 533 zugelegt hätten Nachtflüge nach 23 Uhr.

Den Großteil des Fluglärms mussten laut Flughafen-Statistik wieder die Menschen in Norderstedt und den angrenzenden Städten und Gemeinden ertragen. 51.103 oder 43 Prozent der Starts und Landungen wurden über die Norderstedter Bahn abgewickelt, nur 4278 Flieger rollten über die Alsterdorfer Bahn. Das entspricht einem Anteil von vier Prozent. „Nach neuer EU-Rechtsprechung gelten Verspätungen aus Umlaufgründen und Technik als vermeidbar und bewirken Ansprüche auf Entschädigung“, sagt der BAW-Sprecher. Diese Kriterien treffen nach seinen Angaben auf drei von vier verspäteten Maschinen zu.

2015 könnte das lauteste Jahr werden

Die Zunahme des Fluglärms spiegelt sich, so Mosel, zum Teil auch an den Messstellen wider. Obwohl die Flughafen-Verantwortlichen immer wieder betonen, dass die Flugzeuge durch moderne Technik leiser werden, steigt der Dauerschallpegel am Messpunkt Ohlenhoff in Norderstedt kontinuierlich. 2012 waren es noch 59 Dezibel, in diesem Jahr erreicht der Wert 61,5 Dezibel. Die Lautstärke entspricht etwa einem Gespräch in der Gruppe und liegt deutlich über dem Maximalwert für die Nachtruhe von 40 Dezibel. Mit 44 Dezibel liegt der Lärm an der Grundschule Harkshörn knapp darüber, 51 Dezibel sind es am alten Garstedter Rathaus.

„Wenn sich der Fluglärmpegel so weiterentwickelt, könnte 2015 das lauteste Jahr seit 1998 werden“, sagt Mosel. Weitere Lippenbekenntnisse helfen nicht mehr, jetzt seien konkrete Maßnahmen erforderlich. Der Senat habe die gesetzliche Pflicht, die Bürger vor gesundheitlichen Schäden durch Fluglärm zu schützen. Das selbst vom Umweltbundesamt geforderte Nachtflugverbot ab 22 Uhr sei deshalb unumgänglich für einen innerstädtischen Flughafen.