Norderstedt. Müll-Analyse der Stadt Norderstedt und der TU Harburg: Die Pro-Kopf-Menge sinkt, aber der Anteil von Glas und Textilien bleibt zu hoch
Ganz genau schaut die Stadt Norderstedt seit 2012 auf das, was Norderstedter in der Restmülltonne verschwinden lassen. Gemeinsam mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg analysiert die Verwaltung alle regelmäßig den Hausmüll der Bürger. Nun liegen die Ergebnisse der zweiten Analyse nach 2012 vor. Die gute Nachricht: Die Norderstedter Bürger trennen ihren Müll viel besser als noch 2012. Allerdings findet sich immer noch viel zu viel Wertstoff im Restmüll.
„Grundsätzlich sind wir dem Bürger sehr dankbar. Das Trennen von Müll verlangt Mühe. Aber die Norderstedter werden darin immer besser“, sagt Werner Kurzewitz vom Betriebsamt der Stadt. Zusammengefasst ergab die Analyse: Die Restabfallmenge ist gegenüber 2012 um zehn Prozent gesunken. Organisches, also kompostierbares Material, macht nur noch einen Anteil von 29,3 Prozent aus, gegenüber 38,9 Prozent im Vergleichsjahr. Die Norderstedter schmeißen 60 Prozent weniger Papier in den Restmüll und der Anteil an Kunststoffen ist auch um 20 Prozent seit 2012 gesunken. „Da zeigt es sich, dass die Einführung der Wertstofftonne im Jahr 2014, die wir als einzige im Land anbieten, echte Erfolge zeitigt“, sagt Kurzewitz.
Spannend ist der Blick auf die nackten Zahlen der Analyse. Mit ihnen lässt sich ein genaues Bild der Verwertungsgewohnheiten und -fauxpas der Norderstedter erstellen.
Die Forschungsgruppe hat Norderstedter Müll verschiedener Herkunft untersucht. Restmüll aus dem mehrgeschossigen Wohnungsbau, aus der Einzelhausbebauung mit und ohne Biotonne und aus der Mischbebauung mit großen 240-Liter-Behältern. Erste Überraschung: Egal, wo und wie der Norderstedter wohnt, er schmeißt im Durchschnitt immer dieselben Mengen weg. Und: Die Einzelhausbewohner mit Biotonne werfen eben so viel organischen Müll in die Restmülltonne, wie die Nachbarn im Mehrfamilienwohnhaus.
Pro-Kopf-Wert sank um 17 Kilogramm
Insgesamt fielen 2014 in Norderstedt 10.728 Tonnen Restmüll an, 810 Tonnen weniger als noch 2012. Der Pro-Kopf-Wert sank von 159 Kilogramm auf 142 Kilogramm.
Doch allein 3143 Tonnen des Restmülls waren organischer Herkunft und wären auf dem Kompost aus ökologischer Sicht sinnvoller aufgehoben gewesen, als in der Restmüll-Verbrennung. Gut hingegen nur, dass es 1362 Tonnen weniger waren als 2012.
Kein Problem haben die Norderstedter offenbar damit, Problemstoffe einfach im Restmüll zu entsorgen und nicht, wie vorgesehen, auf dem Recyclinghof. 2014 gab es eine unerfreuliche Steigerung auf 247 Tonnen (151 Tonnen in 2012). Erfreulich hingegen die Abnahme bei den Kunststoffen (848 statt 1170 Tonnen) sowie Papier, Pappe und Karton (333 statt 950 Tonnen).
Doch Kopfzerbrechen bereitet es den Müll-Experten des Betriebsamtes nach wie vor, warum viele Norderstedter die Entsorgungsmöglichkeiten für Textilien und Glas nicht annehmen und diese Wertstoffe stattdessen im Restmüll verschwinden lassen. 429 Tonnen Klamotten landeten 2014 im Restmüll (428 Tonnen in 2012) und 955 Tonnen Glas (845 Tonnen in 2012). „Um das mal in ein Verhältnis zu setzen: In allen 27 Glascontainern der Stadt sammeln wir im Jahr nur etwa 1640 Tonnen Glas ein“, sagt Kurzewitz.
Für das kommende Jahr sind Textilien und Glas deswegen die beiden Hauptbereiche, in denen das Betriebsamt Verbesserungen im Entsorgungsverhalten der Bürger erreichen wollen. „Ganz offenbar reicht unser Netz aus Abgabestellen für Textilien und Glas noch nicht aus“, sagt Frank Dreyer vom Betriebsamt. Im kommenden Jahr arbeitet die Stadt mit einem neuen Glasentsorger zusammen und wird mit diesem neue Container-Standorte planen. Was die Textilien angeht, so will die Stadt weiter Aufklärung betreiben. „Gebrauchsfähige, gereinigte Ware kann immer beim Gebrauchtkaufhaus Hempels abgegeben werden“, sagt Dreyer. Die Stadt hat auch an 19 Standorten sogenannte Entsorgungsinseln, auf denen alle Wertstoffe gesammelt werden. „Dort wollen wir nun Textiliencontainer aufstellen, die öfter geleert werden und insgesamt mehr Volumen bieten, damit die Leute zu jeder Zeit Kapazitäten vorfinden“, sagt Dreyer. Die Stadt verkauft diese Textilien an die Textilverwertung Nord. Die gebrauchten Kleidungsstücke landen nach der Sortierung entweder in Second Hand-Läden, bei Textilienhändlern, die die Ware ins Ausland bringen oder sie werden als sogenannte Reißware zu Putzlappen oder Autositzpolsterungen verarbeitet.
„Unser Ziel ist es, die Reststoffmengen weiter kontinuierlich zu senken“, sagt Werner Kurzewitz. „Nicht nur aus ökonomischen, sondern vor allem aus ökologischen Gründen ist das absolut wichtig. Wir werden die Hoffnung nie aufgeben, möglichst alle Norderstedter für die korrekte Mülltrennung und -Verwertung zu gewinnen.“