Norderstedt. Die Partei kann sich vorstellen, bei der Wahl zum Oberbürgermeister 2016 einen Bewerber gegen den Amtsinhaber ins Rennen zu schicken.

Einen Gegenkandidaten wird es vermutlich nicht geben, Hans-Joachim Grote (CDU) wird alleiniger Bewerber um das Amt bleiben, das er seit 17 Jahren ausfüllt. Im kommenden Jahr wird der Oberbürgermeister von Norderstedt gewählt, Grote, inzwischen 60, will es noch einmal wissen und eine vierte Amtszeit absolvieren. Die SPD wird wohl, wie das Abendblatt berichtete, auf einen eigenen Kandidaten verzichten, weil der, so die Genossen, vermutlich chancenlos gegen den Platzhirsch sei.

Auch bei den anderen Parteien führt die Frage nach einen Gegenkandidaten nur zu Kopfschütteln, allein die Grünen grübeln noch. „Wir stecken gerade mitten in der Diskussion. Es gibt unterschiedliche Meinungen, und es ist momentan nicht ausgeschlossen, dass wir doch jemanden finden, der geeignet ist und auch Lust auf das Spitzenamt hat“, sagt Fraktionschef Detlef Grube. Er selbst wolle seinen Hut nicht in den Ring werfen, die Grünen guckten da eher über den Tellerrand und denken an einen Mann oder eine Frau von außerhalb.

Klar ist auf jeden Fall, dass FDP und WiN darauf verzichten, Grote einen Konkurrenten gegenüberzustellen. „Solange der Amtsinhaber antritt, braucht niemand seinen Hut in den Ring zu werfen. Die Bewerbung wäre chancenlos“, sagt FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Schroeder. Die FDP wolle mögliche Bewerber nicht verheizen. Grote sei nicht der „schlechteste Verwaltungschef“. Die Stadt Norderstedt habe sich unter seiner Ägide gut entwickelt, Grote sei in der Bevölkerung gut verankert.

Bei der letzten Wahl setzte sich Grote gegen Katharina Kriston (SPD) durch

Auch Reimer Rathje, Fraktionschef der WiN, attestiert dem Amtsinhaber grundsätzlich gute Arbeit. „Bei der Verkehrspolitik hapert es allerdings“, sagt Rathje. So zeige Grote zu wenig Engagement beim Kampf gegen den Fluglärm, und die geplante Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden mit Anschluss an den Autobahnzubringer, die Kohtla-Järve-Straße, werde den ohnehin schon stark befahrenen Straßenzug Friedrichsgaber Weg/Niendorfer Straße noch stärker belasten, Staus, Lärm und Abgase in Garstedt erhöhen. „Die Entscheidung der SPD, auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten, ist ein Armutszeugnis für die Partei“, sagt der Fraktionschef der Wählervereinigung. Die Sozialdemokraten verzichteten kampflos auf die Chance, Politik an maßgeblicher Stelle zu gestalten.

Für die CDU sei die Situation zwar komfortabel, aber: „Wir werden unsere Hände nicht in den Schoß legen, sondern unseren Kandidaten tatkräftig und professionell unterstützen und bewerben“, sagt die Ortsvorsitzende und Landtagsabgeordnete, Katja Rathje-Hoffmann. Dass sie Grote eine „tolle Leistungsbilanz“ bescheinigt, liegt auf der Hand. Zudem sei er kein Parteisoldat, sondern jemand, der versuche, alle Parteien einzubeziehen und starke Mehrheiten zu organisieren, was ihm meist auch gelinge.

WiN-Fraktionschef Rathje geht davon aus, dass die Ein-Personen-Wahl die Wahlbeteiligung auf einen Tiefpunkt drücken wird.

Bei der letzten Bürgermeisterwahl haben sich 43 Prozent der wahlberechtigten Norderstedter beteiligt, gut 26.000 Stimmzettel lagen in den Wahlurnen. Da hatte Hans-Joachim Grote allerdings auch eine Gegenkandidation: Katharina Kriston, als Hoffnungsträgerin der SPD gehandelt, unterlag dem Amtsinhaber dann aber deutlich. „Weil eine Wahl ja ein wesentliches Element der Demokratie ist, haben wir uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und lange und intensiv diskutiert“, sagt Norderstedts SPD-Vorsitzende Katrin Fedrowitz. Nachdem sie Kandidaten-Varianten durchgespielt und verworfen hätten, habe sich der Ortsverband für den Verzicht entschieden und dafür inzwischen schon viel Verständnis der Mitglieder erfahren.

Die SPD setzt auch die Ära nach Grote: „Natürlich wollen wir dann wieder den Chefsessel im Norderstedter Rathaus besetzen“, sagt die Vorsitzende der Sozialdemokraten – und damit an alte Zeiten anknüpfen. Bis 1998 war der Chefsessel im Rathaus fest in der Hand der Sozialdemokraten. Die SPD will die Zeit bis 2022 nutzen, um einen geeigneten Bewerber zu finden und aufzubauen.

„Wir konzentrieren uns jetzt erstmal auf die nächste Wahl. Aber dann müssen natürlich auch wir uns auf die Suche nach einem möglichen Nachfolger für Grote machen“, sagt CDU-Chefin Rathje-Hoffmann.