Kreis Segeberg. “Storchenvater“ Holger Möckelmann hat die Störche gezählt und allerhand Kurioses und Interessantes zusammengestellt.

Der Tot der Storchenmutter muss nicht das Ende der Jungtiere bedeuten. Das hat der „Storchenvater“ im Kreis Segeberg, Holger Möckelmann aus Henstedt-Ulzburg beobachtet.

Am 9. Juli wurde beim Horst in der Mühlenstraße in Struvenhütten der weibliche Altstorch tot aufgefunden. Die Todesursache ist unbekannt. Der zurückgebliebene Storch hat offenbar sofort die Stelle seiner verstorbenen Gattin eingenommen und als alleinerziehender Vater doppelt Futter angeschleppt. Auf diese Weise hat er dafür gesorgt, dass die zwei bis dahin gut entwickelten Jungtiere überleben konnten. Jetzt sind die Tiere flügge und können in den Süden ziehen.

Derart spektakuläre Ereignisse sind bei der Storchenbeobachtung natürlich nicht an der Tagesordnung, aber Holger Möckelmann kann auch über einige andere interessante Dinge berichten. Auf dem Horst auf Gut Kaden in Alveslohe haben sich Anfang März zwei mit Ringen versehene Störche niedergelassen. Die Auswertung der abgelesenen Ringnummern ergab, dass ein Storch 2011 in Schweden als Nestling, der andere 2004, auch als Nestling, in Baden Württemberg beringt worden ist. Warum sie jetzt in den Norden gelangt sind, weiß natürlich niemand.

Auch auf dem neu besetzten Horst an der Mühlenstraße in Struvenhütten und in Kisdorferwohld, Segeberger Straße, konnte die Herkunft der Störche festgestellt werden: Beide wurden als Nestlinge in Hitzhusen beringt.

In Sülfeld wurde Mitte März der alte Storchenhorst mit Mast durch einen neuen ersetzt. Während der Umbauphase war bereits der erste Storch eingetroffen. Nachdem die Plattform mit Nisthilfe montiert worden war, traf auch der zweite Storch ein. Die neue Nisthilfe wurde sofort angenommen, die Brut und die anschließende Aufzucht von vier Jungstörchen verlief erfolgreich.

Insgesamt haben die wild lebenden Störche an 34 Standorten 74 Junge aufgezogen, im letzten Jahr waren es 36 Paare bei 69 Jungen. Die Verluste der Jungvögel lagen in diesem Jahr nach den Erkenntnisse von Holger Möckelmann auch wegen guter Witterungsbedingungen bei 6,7 Prozent. Im Vorjahr waren 14,4 Prozent der Jungstörche verendet. In Bark, Sievershütten und Heidmühlen haben Fremdstörche die Brut zerstört. Nur in Bark war die zweite Brut mit vier Jungstörchen erfolgreich.

Neuansiedlungen gab es in Wakendorf II, in Struvenhütten und in Kisdorferwohld.

In diesen Orten haben sich Störche niedergelassen: Alveslohe (vier Jungstörche), Armstedt (einer), Bark (vier) Bimöhlen (zwei), Bissenmoor (zwei), Blunk (drei), Damsdorf (zwei), Föhrdenbarl (drei), Fredesdorf (einer), Geschendorf (zwei), Großenaspe (einer), Hagen (einer), Hegebuchenbusch (vier), Heidmühlen (keiner), Itzstedt (drei), zweimal Kisdorferwohld (je eins), Kükels (drei), Lentföhrden (vier), Mözen (vier), Schmalfeld (zwei), Sievershüten (keiner), Sülfeld (vier), Tensfeld (zwei), Todesfelde (vier), Voßhöhlen (drei), Weddelbrook (drei), Petlus-Daldorf (drei), Kayhude (zwei), Naherfurth (keiner), Seth (zwei), Seedorf (einer), zweimal in Struvenhütten (je zwei), Wakendorf II ( drei).

Sie alle werden in den nächsten zwei Wochen die norddeutsche Heimat verlassen und in den Süden fliegen. Und in jedem Jahr stellen sich viele Menschen die Fragen, warum das so ist und woran die Störche merken, dass es Zeit ist, sich auf den Weg zu machen?

Hauptgründe sind der natürliche Zugtrieb, den jeder Storch von Geburt an besitzt, und zum anderen das knapper werdende Nahrungsangebot während der Wintermonate. An warmen und sonnigen Tagen nutzen die Störche die gute Thermik aus und steigen kreisförmig bis zu einer Flughöhe von 1000 bis 3000 Meter in den Himmel empor. Der Storch ist ein Gleitvogel, er nutzt also die Winde in dieser Höhe aus und kann mehrere Kilometer ohne einen Flügelschlag zurücklegen. Tagesetappen von bis zu 300 Kilometer sind dabei keine Seltenheit. Sie erreichen eine Fluggeschwindigkeit von etwa 50 Stundenkilometer.

Während des Zuges verbinden sich mehrere Schwärme zu einem großen Schwarm mit mehreren tausend Vögeln. Die Jungstörche gehen zwei bis drei Wochen vor den Alten auf die Reise, werden aber unterwegs eingeholt.