Kreis Segeberg. Entlang der Strecke zwischen Norderstedt und Neumünster stehen Hunderte Meter lange Zäune, um Kiebitze, Haselmäuse und Wild abzuschirmen.

Wenn er brütet, möchte der Kiebitz nicht gern gestört werden. Zwar haben sich die Vögel aus der Familie der Regenpfeifer, die auf den Wiesen entlang der Autobahn 7 brüten, an der Lärm gewöhnt. Doch Bagger, Lastwagen und Arbeiter könnten die empfindlichen Tiere vertreiben. Deshalb stehen seit einigen Monaten zwischen Norderstedt und Neumünster Hunderte Meter lange Zäune. Sie sollen die seltenen Bodenbrüter vor den Belästigungen schützen, die dort entstehen, wo die A 7 von vier auf sechs Spuren verbreitert wird.

„Die Zäune sollen Störungen verhindern“, sagt Peter Caspar Hamel, Sprecher des Konsortiums Via Solutions Nord, das die Autobahn 7 in Hamburg und Schleswig-Holstein in den kommenden Jahren ausbaut.

Via Solutions Nord stand zu Beginn der Bauarbeiten jedoch vor dem Problem, die Kiebitze zu lokalisieren. „Es ist unklar, wo genau sie brüten“, sagt Unternehmenssprecher Hamel. Deshalb habe man sehr großzügig die Zäune aufgestellt, um die Tiere ungestört brüten zu lassen. Wichtig sei, dass die Zäune blickdicht sind, sagt Hamel.

Einzelheiten über die Kosten konnte er nicht nennen. Allerdings sei der Betrag angesichts der Gesamtinvestitionen nicht nennenswert. Allein in Schleswig-Holstein investiert Via Solutions Nord in den kommenden Jahren rund 600 Millionen Euro.

Der Schutz der Kiebitze gehört zu den vielen Auflagen der Behörden, um die Beeinträchtigungen für die Natur während der Bauzeit möglichst gering zu halten. So muss der Investor zwischen Bad Bramstedt und Neumünster zwei Schutzzäune für Fledermäuse errichten. Die 4,5 Meter hohen Bauwerke sollen die Tiere zwingen, in großer Höhe über die A 7 hinweg zu fliegen. Andernfalls wäre die Gefahr zu groß, dass sie mit Lastwagen kollidieren.

Bei Bad Segeberg hatten vermeintliche Gefahren für Fledermäuse sogar für einen Stopp der Planungen für die Autobahn 20 geführt. Seit wenigen Tagen steht nach umfangreichen Zählungen nun fest, dass die geplante Trassenführung die in der Kalkberghöhle überwinternden Fledermäuse nicht gefährdet. Das Bundesverwaltungsgericht hatte im November 2013 den Weiterbau gestoppt, weil nach Ansicht der Richter der Fledermausschutz nicht ausreichend beachtet worden war.

An der A 7 müssen die Planer auch an andere geschützte Tiere denken. Noch vor Beginn der Bauarbeiten hatte Via Solutions Nord Spezialisten beauftragt, bei Neumünster-Süd zwei Haselmaus-Populationen umzusiedeln. Das Projekt soll in zwei Jahren vollendet sein, wenn dort die Bauarbeiter anrücken. Die Tiere werden nicht eingefangen, sondern weggelockt. Inzwischen ziehen die Nager zu neuen Haselnusssträuchern, die sich entfernt von der wachsenden Autobahn befinden.

Ebenfalls dem Naturschutz sollen zwei neue, extrabreite Wildbrücken dienen, die zwischen Bad Bramstedt und Neumünster gebaut. Die Querungen sollen den Tieren einen einfachen und gefahrlosen Wechsel innerhalb ihres Lebensraums ermöglichen. Der ungehinderte Wildwechsel soll verhindern, dass die Autobahn noch weiter den Genpool – also die Gesamtheit aller Gene in einer Population – eingrenzt. Eine neue Wildbrücke zwischen der Raststätte Brokenlande und der Brokenlander Au wird etwa 65 Meter breit sein und damit größer als jede andere Autobahnbrücke. An den Seiten werden drei Meter hohe Holzwände dem Wild Sichtschutz bieten.