Norderstedt. Der Seniorenbeirat Norderstedt stellt ab Dienstag Bilder von Senioren in der Rathaus-Galerie aus.

Der Wasserhahn hat es ihm angetan. Das weiße Rohr, der Messing-Hahn und das prall fließende Wasser. Eberhard Hoffmann reizte es, diesen lebendigen Wasserschwall mit Pinsel und Farbe als Aquarell aufs Papier zu bringen. Jetzt zeigt er es in der Ausstellung „Geht doch“ in der Galerie des Norderstedter Rathauses, die der Seniorenbeirat veranstaltet.

Mitglieder der Malkreise, die Mal-Dozent Rainer Neubauer in den Norderstedter Senioren-Wohnhäusern Emma-Plambeck-Haus und Pöhlshof gibt, wollen mit ihren Bildern zeigen, dass es zum Malen nie zu spät ist.

„Ich male seit acht Jahren, und es gibt mir Ruhe und Entspannung“, sagt Eberhard Hoffmann. Der 82-Jährige wohnt im Emma-Plambeck-Haus und ist über seine Fähigkeiten heute selbst erstaunt: „Ich wusste mein ganzes Leben lang nicht, dass ich malen kann“, sagt Hoffmann und freut sich. Er malt seine Bilder meistens nach Fotos. Still-Leben mit Birne und Vögel im Nebel sind weitere Hoffmann-Motive.

Auch Dagmar Salewski malt erst seit acht Jahren, und auch sie ist erstaunt, wie gut es funktioniert, nach Vorlagen wie Fotos und anderen Bildern zu malen. Beispielsweise Mohn, Tulpen, aber auch eine Barlach-Skulptur aus einem Katalog. „Beim Malen konzentriere ich mich auf eine Sache, das lenkt sehr gut ab“, sagt die 79-Jährige, die ebenfalls im Emma-Plambeck-Haus wohnt. Das Malen würde ihre Risikobereitschaft beim Malauftrag herausfordern, und sie müsse sich bei jedem Pinselstrich neu entscheiden. „Das bringt einfach Freude“, sagt Dagmar Salewski.

Auch Ilse Heimann zeigt in der Schau ihre Bilder. Sie malt seit fast acht Jahren und sagte sich nach dem ersten Bild „Geht doch!“ Daran erinnerte sie sich, als der Norderstedter Seniorenbeirat den Titel der Ausstellung bekannt gab, und sagte sich, dass sie ihre Bilder jetzt auch öffentlich ausstellen könne. Sie zeigt beispielsweise ein Reetdachhaus im Schnee, eine Flusslandschaft, eine Landschafts-Impression aus der Toskana. „Ich male nach Postkarten, Kalenderbildern und Fotos“, sagt auch Ilse Heimann.

Andererseits suggeriert der Ausstellungs-Titel „Geht doch“, dass Menschen im Alter ab 80 Jahren nichts mehr können und wirft so ein falsches Licht auf eine ganze Generation, die den Jüngeren viel zu erzählen hat, nämlich ihr ganzes Leben.

Das spiegelt die Ausstellung allerdings nicht wider, da in den Malkreisen offenbar nur nach Vorlagen wie Fotografien und anderen Bildern gemalt wird, und es auch gern auch alte Meister sein dürfen oder Fotos aus Zeitungen wie die rote englische Telefonzelle, die als Bücherbörse in der Rathaus-Passage steht. Eine Vorgehensweise, die auch urheberrechtlich bedenklich ist, zumal, wenn die Bilder öffentlich ausgestellt werden.

Zu sehen ist die Ausstellung „Geht doch“ des Norderstedter Seniorenbeirats von Dienstag, 11. August, bis Freitag, 14. August, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, in der Galerie im Rathaus, Rathausallee 50.