Norderstedt. Institut für Softwaretechnik und Outsourcing verknüpft Theorie und Praxis. Norderstedt baut seinen Wissenschaftsstandort aus.

„Das Angebot ist schon hilfreich. Ich kann die Theorie in der Praxis anwenden, habe kompetente Ansprechpartner und lerne andere Studierende kennen“, sagt Timo Blank. Er ist 21, studiert Wirtschaftsinformatik und optimiert Können und Wissen in einer Einrichtung, die Nachwuchskräften den Feinschliff verpasst: Das Institut für Softwaretechnik und Outsourcing in Norderstedt mit Sitz im Gebäude des Rechenzentrums an der Ulzburger Straße feiert seinen ersten Geburtstag.

Studierende und Doktoranden arbeiten im Rechenzentrum an der Energiewende

Damit stärkt die Stadt ihren Status als Wissenschaftsstandort – im Wissenschaftszentrum für intelligente Energie, einer Filiale der Fachhochschule Lübeck, erarbeiten Studierende und Doktoranden an der Energiewende. Sie entwickeln Lösungen für die Stromversorgung der Zukunft mit Wind- und Sonnenkraft (wir berichteten). Geforscht wird ebenfalls im Gebäude an der Ulzburger Straße. Der Forschungsschwerpunkt ergibt sich, da Norderstedt eine Vorreiterrolle bei der „intelligenten Steuerung“ des Stromverbrauchs einnimmt.

Smart Meter, moderne Stromzähler, die in Echtzeit messen, welches Gerät wann wie viel Strom verbraucht, sind schon in rund 7000 Norderstedter Haushalten installiert. Mit dem leistungsstarken Glasfasernetz von wilhelm.tel verfügt die Stadt zudem über eine Technologie, die schnelle Kommunikation in zwei Richtungen, vom Haushalt zu den Stadtwerken und umgekehrt, ermöglicht.

Im Bildungsbau an der Ulzburger Straße wollen Studierende, Doktoranden und Hochschullehrer den erneuerbaren Energien auf die Sprünge helfen. Wind und Sonne sind flüchtige Gesellen, stehen nicht, wie der Strom aus der Steckdose, jederzeit zur Verfügung. Wie erfahren die Bürger, dass gerade jetzt der Wind bläst? Wann verbrauchen die Bürger überhaupt wie viel Strom? Und wie können die Verbraucher auf dem Weg zu den neuen Energien mitgenommen werden? Das sind Fragen, auf die im Kompetenz- und Wissenschaftszentrum für intelligente Energie (WiE) Antworten gefunden werden sollen.

Hier hat die FH Lübeck den Hut auf, eingebunden sind die Stadtwerke mit den Smart-Metern und Professor Wolfgang Mauch, der an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik bekleidet.

Partner sind die Fachhochschule Wedel und mehrere Unternehmen

Die Akquinet AG, die in Norderstedt das Rechenzentrum betreibt und vom Hauptsitz in Hamburg aus Unternehmen in der ganzen Welt bei IT-Fragen berät, hat das Institut gemeinsam mit der Fachhochschule Wedel gegründet – durchaus auch zum eigenen Vorteil: „Uns geht der Nachwuchs aus“, sagt der neue Instituts-Geschäftsführer Olaf Zöltig. Der Markt sei leergefegt, Wirtschaftsinformatiker würden vielfach gebraucht. Das Institut übernimmt einen Teil der dualen Ausbildung.

Inklusive Orientierungsphase dauertdas duale Studium dreieinhalb Jahre

Die Studierenden steigen in die Theorie an der FH Wedel ein und lernen die Praxis in den Partnerunternehmen kennen, die sie eingestellt haben. Mit im Boot sind die Stadtwerke Norderstedt, die Signal Iduna Gruppe, die Christoph Kroschke Gruppe, vor allem bekannt als Hersteller von Kfz-Kennzeichen, und Dataport, der IT-Dienstleister der öffentlichen Verwaltungen von Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Sachsen-Anhalt sowie der Steuerverwaltungen in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, der gerade im Norderstedter Rechenzen­trum seine Daten aus den dezentralen Standorten sammelt und zusammenfasst.

Dreieinhalb Jahre dauert das Studium, die Anfangsphase erlaubt Orientierung: „Viele kommen nach dem Abitur zu uns und sagen, dass sie gern was mit IT machen würden. Was genau, wissen sie meist nicht“, sagt Irene Achmerow, Personalreferentin bei Akquinet. Zwei Semester lang können sich die künftigen Wirtschaftsinformatiker die Vielfalt des Berufsbildes ansehen, Software-Entwicklern und Mitarbeitern des Rechenzentrums über die Schulter sehen und IT-Beratung miterleben. „Die Studierenden bekommen darüber hinaus einen Einblick in die gesamte Organisation des Unternehmens und erfahren, dass auch Zielstrebigkeit, Bodenständigkeit und Flexibilität nötig sind, um den Arbeitsalltag erfolgreich zu bewältigen“, sagt die Personalreferentin.

Nachwuchskräfte steigern ihrenMarktwert durch Zusatzqualifikationen

28 Tage verbringen sie im Norderstedter Institut, lernen Präsentationstechniken kennen oder steigern ihren Marktwert durch Zusatzqualifikationen wie das Zertifikat für Internationales Projekt-Management. Die Dozenten kommen vornehmlich aus den Unternehmen. „Dadurch haben wir auch Ansprechpartner außerhalb der Hochschule“, sagt Student Timo Blank. Und sie stehen nicht alleine da: 19 Nachwuchskräfte nutzen zurzeit das Angebot des Instituts, im Oktober kommen zwölf hinzu. So entsteht schnell eine studentische Gemeinschaft. „Wir nutzen unser Weiterbildungszentrum aber auch für interne und externe Fortbildungen. Die Anfragen von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter weiter qualifizieren wollen, häufen sich“, sagt Geschäftsführer Zöftig.