Tangstedt. Durch den geplanten Ausbau des Dorfrings befürchten die Anwohner, dass die Straße noch mehr zur Rennstrecke werden könnte.

„Muss denn erst ein Unfall passieren oder ein Kind angefahren werden?“ Diese Frage stellen die Anlieger des Dorfrings in Tangstedt, die sich um die Sicherheit an der Straße im Ortsteil Wilstedt sorgen. Die werde immer mehr zur Rennstrecke und von vielen Autofahrern als Schleichweg genutzt – wer aus Henstedt-Ulzburg oder aus dem Norderstedter Norden zur B 432 Richtung Segeberg oder in den Nordosten Hamburgs wolle, umfahre über Kringelweg, Dorfring und Tangstedter Straße die Schleswig-Holstein-Straße und den Knoten Ochsenzoll. Auch zwischen dem Bereich Nahe/Wakendorf II und Norderstedt sei der Dorfring Teil einer stark frequentierten Ausweichstrecke.

Und die Risiken könnten sich demnächst noch erhöhen, befürchtet Manuela Vöge-Haritz, denn: Der Dorfring soll zwischen Kringel und Henstedter Weg ausgebaut werden. „Damit wird die Verbindung doch noch mehr zur Rennstrecke für den Durchgangsverkehr“, schreibt die Anwohnerin in einem offenen Brief an Bürgermeister Norman Hübener. Sie sehe überwiegend Fahrzeuge mit SE-, PI- und HH-Kennzeichen.

Hans von Lessel bestätigt das: „Doch es sind nicht nur auswärtige Pkw, die hier durchrasen, auch Kleintransporter und Lkw nutzen den Schleichweg“, sagt der Anlieger. Zwar gelte in Teilbereichen Tempo 30, doch die meisten Autofahrer ignorierten das Tempolimit. „Wenn ich mein Grundstück verlasse, fahren mir die Autos fast über die Füße – und das deutlich schneller als mit Tempo 30“, sagt Manuela Vöge-Haritz.

Gutachter widersprechen den Anwohner

Das Risiko für Fußgänger und Radfahrer, unter die Autoreifen zu geraten, erhöhe sich noch dadurch, dass die Müllwerker die Tonnen nicht ordnungsgemäß wieder zurückstellen, bemängelt von Lessel: „Die Behälter stehen zum Teil nach dem Leeren mitten auf dem Gehweg, sodass Passanten ausweichen müssen. Gerade hier sind viele Schulkinder unterwegs.“

Wie andere Anwohner wirft von Lessel der Verwaltung vor, untätig zu sein und die Bürger mit ihren Ängsten allein zu lassen. „In der Tat fahren hier viele schneller als vorgeschrieben“, sagt Detlef Taube, ehemaliger Tangstedter Bürgermeister und jetzt Vorsitzender des zuständigen Bauausschusses. Er bestätigt, dass der Dorfring in der Gemeinde Tangstedt von einer Dorfstraße zu einer Durchgangsstrecke geworden sei und beruft sich dabei auf eine erste Zählung des Norderstedter Ingenieurbüros Waack + Dähn. Danach hätten die Fahrzeuge zum überwiegenden Teil auswärtige Kennzeichen. Es soll aber noch eine zweite Analyse folgen.

Allerdings widersprechen die Gutachter dem Empfinden der Anwohner: Die meisten Autofahrer halten sich an das Tempo-Limit von 30 km/h „plus Mehrwertsteuer“. Von einer Rennstrecke könne nicht die Rede sein.

„Die Gemeinde kommt nicht darum herum, den Dorfring zu erneuern“, sagt Taube. Die Straße sei 46 Jahre alt und zwischen Kringelweg und Henstedter Weg nie endgültig hergestellt worden. Es gebe erhebliche Beschwerden über den schlechten Zustand der Straße. „Wir können auf die Fahrbahn nicht einfach neuen Asphalt kippen. Da wäre die Straße schnell wieder kaputt“, sagt Taube. Der vordere Teil, der an die Harksheider Straße anschließt, sei schon erneuert worden.

Müllwerker werden angehalten, die Behälter korrekt abzustellen

Der Bauausschuss werde sich am 7. Juli wieder mit dem Thema befassen und auch darüber diskutieren, ob und wie sich Raser bremsen lassen. Das Ingenieurbüro hatte sogenannte Berliner Kissen vorgeschlagen – niedrige Erhöhungen jeweils in der Mitte der Fahrspuren, die Busse, Trecker und Lkw wegen ihrer Breite problemlos überfahren können. Ein fest installiertes Blitzgerät scheitere am Veto von Kreis und Polizei. Die lehne auch temporäres Messen ab, die personellen Möglichkeiten seien begrenzt, es gebe Orte mit deutlich höherem Unfallrisiko.

Taube kann sich vorstellen, dass die Gemeinde ein Kommunikationsdisplay aufstellt, ein Gesicht, das lacht, wenn das Tempo stimmt und bei zu hoher Geschwindigkeit die Mundwinkel hängen lässt. Die Kosten beziffert Taube auf rund 2500 Euro.

„Dass die Mülltonnen am Dorfring nicht ordnungsgemäß zurückgestellt werden, ist uns nicht bekannt. Es liegen keine Beschwerden vor. Zudem werden die Müllwerker regelmäßig dazu angehalten, die Behälter korrekt abzustellen“, sagt Olaf Stötefalke, Sprecher der Abfallwirtschaft Südholstein. Der „Fall von Lessel“ sei ein spezielles Problem. Vor seinem Haus sei es sehr eng zwischen Hecke und Bürgersteig. „Wir haben ihm schon mehrfach unseren kostenpflichtigen Hol- und Bringservice angeboten. Doch das hat er abgelehnt“, sagt Stötefalke.