Bad Segeberg. Das Bersten einer Wasserleitung in Bad Segeberg sorgte für einen überflutete Keller – und ein riesiges Medienecho

Wie sehr der Deutsche an die perfekte Infrastruktur gewöhnt ist, zeigt sich immer dann, wenn sie mal ausfällt. So geschehen am Montag, gegen 3 Uhr morgens, als unter dem Amselweg in Bad Segeberg eine 100 Millimeter starke Beton-Wasserleitung bricht, sich die ungezügelten Wassermassen ihren Weg an die Oberfläche bahnen und sowohl den Wendehammer der Sackgasse als auch eine private Tiefgarage fluten.

Der Rohrbruch wird zum Medienereignis. Mehrere Teams von Fernsehstationen, Radiosendern und natürlich auch die Reporter des Abendblatts und anderer Tageszeitungen sind vor Ort und treten sich vor dem mittlerweile von Bauarbeitern ausgeschachteten Loch über der geborstenen Wasserleitung gegenseitig auf die Füße. Schließlich hatte es im Morgengrauen noch geheißen, dass über 1000 Menschen nun ohne Wasser seien. Ein genervtes Anwohner-Ehepaar, in dessen Garage die Wassermassen einen Porsche 914/6 komplett unter Wasser gesetzt und schwer beschädigt haben, ziehen sich in ihr Haus zurück. „Keine Interviews mehr“, ruft die Frau, „Wir hatten heute schon fünf Reporterteams im Vorgarten. Uns reicht es!“

Segebergs Wehrführer Mark Zielinski relativiert das Ausmaß des Wasserrohrbruchs bis 12 Uhr deutlich und spricht nur noch von 250 betroffenen Bürgern. Für die ist die Situation ein Ausnahmezustand: Kein Wasser den ganzen Tag. Zielinski hat auf dem Parkplatz vor einem nahen Supermarkt eine Notstation mit Frischwasser einrichten lassen. Dort sitzen Feuerwehrleute und warten auf wasserbedürftige Bürger. Doch es kommen keine. Jedenfalls noch nicht zur Mittagszeit. Ein Fernsehteam bittet eine alte Dame, sich doch bitte als Model zur Verfügung zu stellen und einen Eimer Wasser zu zapfen. Die Dame willigt ein. „Die meisten Leute sind jetzt auf der Arbeit. Heute Abend wird es wichtig sein, dass das Wasser wieder läuft“, sagt Winfried Köhler, Geschäftsführer der Energie und Wasser GmbH der Stadt Segeberg.

Aufgrund des mutmaßlich altersbedingten Bruches der 40 bis 50 Jahre alten Leitung werde nun das gesamte Versorgungsnetz in dem Wohngebiet überprüft, um weitere Brüche auszuschließen. Schon am Abend zeigt sich, wie nötig das ist: Nachdem die erste Leckage mit einer neuen Rohrleitung verschlossen wurde, bricht das wieder unter Druck gesetzte Rohr an anderen Stellen erneut auf. Die Feuerwehr muss die Trinkwasserversorgung bis in den Abend hinein kappen. 250 Bürger bleiben weiterhin auf dem Trockenen.

Als einzige Wasserquellen bleiben den Anwohnern am Amselweg die Notstation der Feuerwehr auf dem Supermarktparkplatz.