Kaltenkirchen. Im alten Ausstellungscontainer fehlt der Platz für die 4000 Besucher, die pro Jahr zur Gedenkstätte nach Kaltenkirchen kommen.

Ein überraschender Geldsegen aus Kiel könnte den Trägerverein der KZ-Gedenkstätte dabei helfen, einen seit Jahrzehnten gehegten Wunsch zu erfüllen: den Bau eines neuen Gebäudes als Ort für Gedenken, Informationen und Kommunikation. 70.000 Euro stehen im Haushalt des Landes als Zuschuss für einen Neubau abrufbereit. „Das ist eine Würdigung unserer Arbeit“, sagt Vorstandsmitglied und Architekt Jens-Olaf Nuckel über den Haushaltsbetrag, den das Land erstmals zur Verfügung stellt. Binnen weniger Monate hat Nuckel im Auftrag des Vereins baureife Pläne vorgelegt, doch noch kann der Bau nicht beginnen. Das Gesamtprojekt wird etwa 250.000 Euro kosten. Jetzt sucht der Verein Sponsoren aus der Region.

Dabei stehen Nuckel, der Vereinsvorsitzende Uwe Czerwonka und der Rest des Vorstands unter Zeitdruck: Das Geld des Landes muss noch in diesem Jahr investiert werden, sonst ist die Summe dahin. Auch das Okay des Grundstücksbesitzers, der Flughafen Hamburg GmbH, steht noch aus. Die GmbH übernahm das denkmalgeschützte Gelände der Gedenkstätte und weitere große Flächen in der Region vor Jahrzehnte, um dort den Großflughafen Kaltenkirchen zu bauen.

In dem Gebäude ist nur eine provisorische Toilette untergebracht

Dass die zwei Container auf dem einstigen KZ-Gelände an der Bundesstraße 4 nicht den modernen Standards einer Gedenkstätte entsprechen, erlebten vor zwei Jahren auch Ministerpräsident Torsten Albig und Kulturministerin Anke Spoorendonk. In dem Gebäude mit der Dauerausstellung ist nur eine provisorische Toilette untergebracht; fließend Wasser fehlt. Wenn Schulen mit zwei Klassen gleichzeitig zu einer Führung kommen wollen, muss der Trägerverein absagen. In einem zweiten, kleineren Container bringt der Verein seine Arbeitsgeräte unter. Er gehört inzwischen ebenfalls zu den denkmalgeschützten Flächen.

Der Alvesloher Regionalhistoriker Gerhard Hoch hatte die Miniunterkunft Ende der 90er-Jahre organisiert. Er war der erste, der die Geschichte des Lagers erforscht hatte und dafür von vielen Menschen angefeindet wurde.

Ein wichtiges Zukunftsprojekt der Gedenkstätte könnte sogar scheitern, wenn die Gedenkstätte nicht erweitert wird. Der Historiker Thomas Tschirner und Masterstudentin Anne-Lena Cordts von der Kieler Muthesius-Kunsthochschule haben sich mit der Entwicklung des Geländes in der Nachkriegszeit beschäftigt und planen eine Präsentation zur „zweiten Geschichte“ des historischen Ortes. Auch die Arbeit von Gerhard Hoch gehört zu den Kapitel ihrer Arbeit.

Für die Präsentation war zunächst der kleine Container vorgesehen, doch schnell zeigte sich, dass der Platz für die Ausstellung nicht reichen wird. „Für uns stand damit fest, dass wir ein Gesamtkonzept brauchen“, sagt der Vereinsvorsitzende Uwe Czerwonka. Die Aussicht auf 70.000 Euro kam im richtigen Moment.

Architekt Nuckel spricht von einer „Vision“, wenn er die Baupläne erklärt. Die Mitgliederversammlung und der wissenschaftliche Beirat der Gedenkstätte haben das Konzept bereits abgesegnet. Nuckels Idee: Die Flächen für Veranstaltungen und Ausstellungen werden verdoppelt und modern ausgestattet. Dazu gehören auch behindertengerechte Toiletten und eine Küche. An der „Barackenarchitektur“ – inspiriert von der Lagebebauung – will der Verein an dem historischen Ort festhalten. In den deutlich erweiterten Bau würde auch die Ausstellung zur „zweiten Geschichte“ einziehen.

Bei diesem Konzept wird der bestehende, größere Container in den Neubau integriert. Nuckel plant, den Blick aus dem Gebäude zum ehemaligen Lager mit Plexiglas zu ermöglichen. Senkrechte Metallstangen an der Außenwand des Hauses sollen den Eindruck eines Lagerbaus verstärken und gleichzeitig vor Einbrechern schützen.

Der kleine Container könnte als Büro, Archiv und kleiner Sitzungsraum für den Verein genutzt werden. Wenn die Mitglieder des Vereins Büroarbeiten erledigen, müssen sie derzeit einen kleinen Tisch mit Computer im Ausstellungsraum nutzen.

Sponsoren sollten über die Homepage Kontakt mit dem Verein aufnehmen

Czerwonka und seine Vorstandskollegen wollen ihre Idee jetzt in der Region vorstellen und Sponsoren suchen. Landrat Jan Peter Schröder und Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause haben Unterstützung bei dem Projekt zugesagt.

Doch Czerwonka will nicht nur prüfen, wer die Investitionskosten übernimmt. Um langfristig den Erhalt und den Betrieb einer deutlich größeren Gedenkstätte zu sichern, muss der Verein auch höhere Betriebskosten einkalkulieren. Bislang finanziert sich der Verein aus Zuschüssen der Bürgerstiftung Schleswig-Holstein. 20.000 Euro kommen jährlich aus Kiel.

„Wir brauchen ein Nachhaltigskeitskonzept für die kommenden Jahrzehnte“, sagt Uwe Czerwonka, der dabei nicht nur die Finanzen des Trägervereins im Blick hat, sondern auch die Professionalisierung der Gedenkstättenarbeit weiter ausbauen will. Dazu gehört bereits jetzt ein wissenschaftlicher Beirat, der seit mehr als einem Jahr die Geschichte des Lagers erforscht. Der Verein brauche Unterstützung aus der Region, sagt der Vereinsvorsitzer.

Wer das Projekt finanziell unterstützen will, sollte über die Homepage www.kz-kaltenkirchen.de Kontakt mit dem Vereinsvorstand aufnehmen. Der Trägerverein der KZ-Gedenkstätte hofft, dass sich Sponsoren aus der Region melden, um das neue Projekt zu finanzieren.