Bad Bramstedt. Seit 50 Jahren treffen sich Gruppen zum Musikfest in der Rolandstadt. Peter Endikat ist seit 1965 dabei, als Musiker und Organisator.

Peter Endrikat kann sich noch gut an seine ersten Auftritte erinnern – an die Aufregung, die weißen kurzen Hosen und die Musiker aus den anderen Ländern. Der kleine Peter spielte damals Flöte beim Musikzug der Bramstedter Turnerschaft. Sieben Jahr war er alt, als der Junge und sein Spielmannszug beim ersten Internationalen Musikfest in Bad Bramstedt mit Gruppen aus ganz Europa musizierte.

Ab 3. Juli feiern die Bramstedter mit vielen Musikern das 18. Internationale Musikfest und den 50. Geburtstag dieser im Norden einmaligen Veranstaltung. 1500 musizierende Gäste aus Europa werden in Bad Bramstedt erwartet. Auch Peter Endrikat ist wieder dabei. Die Vorbereitungen für das Musikfest gehen beim BT-Orchester, dem Nachfolger des einstigen Musikzugs, in die Endphase: Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Formulare und Briefe. Endrikat gehört inzwischen zum Organisationsteam. Außerdem wird er an dem langen Wochenende selbst zum Instrument greifen. Er spielt im BT-Orchester Baritonsaxofon. Flöte und kurze Uniformhosen sind kein Thema mehr.

Das erste Musikfest in Bad Bramstedt (links im Vodergrund: Peter Endrikat)
Das erste Musikfest in Bad Bramstedt (links im Vodergrund: Peter Endrikat) © Archiv BT-Orchester | Archiv BT-Orchester

„Die Grundidee ist beim Musikfest immer die gleiche geblieben“, sagt der 57-jährige Vermessungsingenieur. „Uns geht es nicht um Leistung, uns geht es um Völkerverständigung. Und wir wollen gemeinsam Musik machen.“

Den Namen Walter Kruse kennen alle Mitglieder des BT-Orchesters. Der einstige Leiter des Musikzuges hatte 1965 die Idee, Gäste aus dem europäischen Ausland zu einem musikalischen Fest nach Bad Bramstedt einzuladen. Sechs Musikzüge aus Dänemark, Norwegen, Frankreich und den Niederlanden machten sich auf den Weg ins Holsteinische. Hinzu kamen 20 deutsche Gruppen. Damals wie heute wohnen die Gäste bei Bramstedtern in Privatquartieren. Die Schirmherrschaft für das erste Musikfest übernahm Ministerpräsident Helmut Lemke. 10.000 Menschen standen beim ersten gemeinsam Umzug an den Straßen der Bramstedter Innenstadt.

Zwei Jahre später, beim zweiten Internationalen Musikfest, begrüßten die Bramstedter schon 500 Musiker aus dem europäischen Ausland.

Junge Musiker bereiten ein Konzert vor

Auf dem Programm standen nach den ersten Kontakten auch Gegenbesuche der Bramstedter. Der kleine Peter reiste mit dem Musikzug nach Norwegen und gehörte zu den ersten deutschen Musikanten nach dem Zweiten Weltkrieg, die auf den Straßen Oslos aufspielten. „Diese und andere Reisen waren damals Abenteuer pur“, sagt Endrikat. „So etwas kannten wir nicht.“

Das Musikfest fand auch Nachfolger: Ein Jahr nach der Premiere luden die dänischen Freunde aus Agerstedt zu einem Musikfest ein. 1969 kam in Bad Bramstedt eine weitere Attraktion hinzu: das europäische Jugendorchester. Eine Woche vor dem großen Spektakel in der Stadt treffen sich junge Musiker aus den teilnehmenden Ländern und bereiten sich auf ein gemeinsames Konzert während des Musikfests vor. Endrikat spielte im ersten Orchester das Sopransaxofon.

Peter Endrikat, Organisator des Musikfestes
Peter Endrikat, Organisator des Musikfestes © Wolfgang Klietz

„Auch das Europäische Jugendorchester war ein Idee von Walter Kruse“, erinnert sich Peter Endrikat. Mit dem Ensemble trat er nicht nur in Bad Bramstedt auf. Das Orchester gastierte in Straßburg und war Gast bei Bundeskanzler Helmut Kohl in seinem Bonner Bungalow.

Auch beim 18. Musikfest ist das Jugendorchester wieder fester Programmpunkt. Damals wie heute besteht das Ensemble aus 80 bis 90 jungen Musikern.

Als größte Zäsur in der Geschichte der Musikfeste bezeichnet Peter Endrikat den Mauerfall und die Öffnung des Ostens. Plötzlich waren Kontakte zu Musikern in der DDR und in Tschechien möglich. Der Bramstedter Expeditionsspezialist Arved Fuchs stellte Kontakte nach Russland her. Jahrelang gehörten Gruppen aus Bulgarien und Litauen zu den Gästen in Bad Bramstedt.

Auch für das 18. Musikfest hat das Team des BT-Orchesters zwei Gruppen aus Russland eingeladen. Diesmal mussten die Musiker erleben, dass die große Politik wieder eine Rolle bei freundschaftlichen und kulturellen Kontakten spielen kann. Eine russische Gruppe hat nicht auf die Einladung reagiert. Die andere habe abgesagt und „politische Gründe“ genannt, sagt Endrikat.

Völkerverständigung durch Musik funktioniert

Er investiert ehrenamtlich in diesen Tagen viel Zeit in die Vorbereitungen. Endrikat ist verantwortlich für den Aufbau des Festzelts und zwei weiterer Bühnen, muss Stühle organisieren und die Stromversorgung sicherstellen. Auch die Absperrungen gehören zu seinem Job. Das ist in diesem Jahr besonders schwierig, weil das Musikfestival neben einer Baustelle stattfindet: Die Stadt baut den kompletten Bleeck und damit den zentralen Platz des Musikfests um. „Wir sind jetzt in der heißen Phase“, sagt Endrikat.

Als Musiker der ersten Stunde und Teilnehmer an allen Bramstedter Musikfesten hat Peter Endrikat viele Freunde gewonnen. Walter Kruses Idee von der Völkerverständigung durch gemeinsame Musik hat funktioniert. Endrikat trifft sich regelmäßig mit musizierenden Freunden aus Dänemark, Frankreich, Norwegen, Schweden und den Niederlanden: „Das sind echte Freundschaften.“