Norderstedt. Ausstellung und Diskussion in Norderstedt zur schwierigen Lage der Geburtshelferinnen

„Deutschland ohne Hebammen?“, „Wir wollen eine Zukunft mit Hebammen!“ und „Geburten am Fließband?“ steht über den Fotos der Ausstellung „Hebammen-Protest“, die noch bis einschließlich Sonntag, 28. Juni, im Norderstedter Rathaus zu sehen ist.

Mit der Schau wollen die Gleichstellungsstelle, die Hebammenpraxis Norderstedt, der Hebammenverband Schleswig-Holstein und die Fotografin Kerstin Pukall vor der drohenden Existenz-Vernichtung freiberuflicher Hebammen durch immer neue Behörden-, Krankenkassen- und Versicherungsforderungen warnen.

Beträgt die Versicherungssumme bis 30. Juni 5500 Euro pro Jahr, erhöht sie sich vom 1. Juli bis 30. Juni 2016 auf 6300 Euro pro Jahr. Auch immer neue Forderungen seitens des Gesundheitsamts und der Krankenkassen erschweren die Arbeit der freien Hebammen. So sollen sie nicht mehr helfen dürfen, wenn eine Schwangere Fruchtwasser verliert. Sie muss als Fachkraft den Rettungswagen rufen, obgleich auf dem Wagen meist keine ausgebildeten Geburtshelfer anwesend sind. „Auch bei Risikogeburten gibt es neue Bestimmungen“, sagt Kerstin Meyer von der Hebammenpraxis. Dass Risikogeburten in eine Klinik gehören, würden alle Hebammen befürworten. Dass aber eine Geburt, die bereits einen Tag über dem Stichtag liegt, neuerdings als Risikogeburt eingestuft wird, sei absurd.

„Das Frauenrecht auf freie Geburtswahl wird stark beschnitten“

„Wenn unsere Gesellschaft Geburten reglementiert, wird es künftig noch weniger Kinder geben“, sagt Claudia Meyer, die für die Protestaktion der Hebammen auch das Norderstedter Frauennetzwerk, Pro Familia, das Familienzentrum Glashütte des Sozialwerks, das Mütterzentrum, das Frauenhaus Norderstedt, die Verbraucherzentrale und weitere Institutionen aktivierte.

Auch in Norderstedt hätten sich bereits einige Hebammen neue Berufsfelder gesucht. Die Folge: Schwangere Frauen könnten nicht versorgt werden, wobei gerade die Vorbereitung auf die Geburt und die Nachsorge im Wochenbett immens wichtig seien. „Das Frauenrecht auf freie Geburtsortswahl wird stark beschnitten“, sagt Claudia Meyer.

Für Sonntag, 28. Juni laden das Frauennetzwerk Norderstedt, die Hebammenpraxis und Norderstedts Gleichstellungsstelle zur Podiumsdiskussion „Zukunft ohne Hebammen?“ mit Franz Thönnes, SPD-Bundestagsabgeordneter, Katja Rahtje-Hoffmann, CDU-Landtagsabgeordnete, Marret Bohn, Fraktion Die Grünen im Landtag, Peter Kuchenbuch, Securvita Krankenkasse, und weiteren Teilnehmern ein. Beginn ist um 17 Uhr im Plenarsaal des Norderstedter Rathauses. Bis 28. Juni ist die Ausstellung zu sehen.