Norderstedt . Schonzeit für das Lehrschwimmbecken in der Grundschule Friedrichsgabe ist vorbei. Vereine wollen das kleine Bad erhalten.

Die Schonfrist ist vorbei, die Zukunft des Schulschwimmbades in Friedrichsgabe wieder offen. Im August 2013 hatte sich der Schulausschuss mehrheitlich dafür ausgesprochen, das marode Schwimmbecken in der Grundschule Friedrichsgabe für zwei Jahre weiter zu betreiben. Nun steht das Thema wieder auf der Tagesordnung, der Fachausschuss wird sich am Mittwoch, 3. Juni, mit der Frage beschäftigen, ob die Stadt das Lehrschwimmbecken für knapp 700.000 Euro saniert oder doch das Wasser endgültig abgelassen wird.

Während in den Parteien noch diskutiert wird, steht für Annette Korn, Leiterin der Grundschule Friedrichsgabe, schon fest, dass sie das schulische Schwimmbad gern behalten würde: „Es ist nach wie vor gut ausgelastet, nicht nur durch das Schulschwimmen, sondern auch durch die Vereine.“

Wir brauchen eine Halle

„Wir brauchen die Halle vor allem für die Schwimmausbildung“, sagt Hauke Lahn von der DLRG in Norderstedt. Das Lehrschwimmbecken sei ideal für Jüngere und alle, die die ersten Schwimmzüge machen. Das Becken sei kleiner als das Arriba-Schul- und Vereinsschwimmbad und lasse sich besser auf eine für Anfänger und Babys angenehme Temperatur aufheizen. Durch den Hubboden könne die Umgebung dem jeweiligen Bedarf angepasst werden. Schließlich, so Lahn, reichen die Kapazitäten im neuen Arriba-Becken nicht, um die große Nachfrage in Norderstedt zu befriedigen. So müssten alle, die das Seepferdchen machen wollen, schon jetzt ein Jahr warten.

Auch die SG Wasserratten plädiert für den Erhalt des Beckens in Fried­richsgabe. „Wir freuen uns über die neue Arriba-Schwimmhalle für Schulen und Vereine und die guten Bedingungen, aber die Kapazitäten stoßen an ihre Grenzen“, sagt Sprecher Matthias Demuth. Viele jüngere Kinder seien lange in der Schule, da kollidiere das Anfängerschwimmen in der Arriba-Schul- und Vereinsschwimmhalle mit dem Vereinssport. Das Becken in Fried­richsgabe sei eine gute Alternative.

Fraglich ist, ob die Politiker den Argumenten folgen, denn: Die Zukunft des Schulbades hatte in den vergangenen Jahren hohe Wellen geschlagen und die Parteien entzweit. CDU und FDP hatten für das Ende des Schwimmbetriebs im Norderstedter Norden plädiert, denn: Die neue Schul- und Vereinschwimmhalle auf dem Gelände des Arriba-Bades, die die Stadtwerke für drei Millionen Euro gebaut hatten, sollte Vereinen und Schulen ausreichend Kapazitäten bieten, die alten Schulschwimmbecken am Aurikelstieg und an der Pestalozzistraße sollten geschlossen werden. Das beschlossen SPD, CDU und FDP am 18. Januar 2012 – die Verwaltung hat Chronik und Kosten zur Ausschusssitzung am 3. Juni aufgelistet, um den Politikern eine Entscheidungsgrundlage zu liefern.

Das Becken am Aurikelstieg wurde geschlossen, um das in Friedrichsgabe entbrannte Streit. Die Eltern und Fried­richsgaber Bürger mischten sich ein: Der Schulelternbeirat der Pestalozzischule übergab Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote eine Liste mit 3000 Unterschriften gegen die geplante Schließung. Auch SPD, GALiN und die Linke sprachen sich für den Erhalt des Schwimmbades aus: Einige Gruppen, die das Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe nutzen, würden auf keinen Fall ins neue Arriba-Becken umziehen, hieß es. Die muslimischen Frauen schätzten die Intimität des kleinen Bades, wo sie vor neugierigen Blicken ebenso geschützt sind wie behinderte Schwimmer. Der Hubboden, der sich heben und senken lässt, sei für Wassergymnastik und Babyschwimmen ideal. Für die Kitas und Schulen im nördlichen Stadtbereich sei der Weg nicht weit, zudem würden die Anwohner des Arriba-Bades vom Verkehr entlastet. Die CDU setzte im Ausschuss durch, dass die Stadt einen privaten Betreiber für das kleine Bad sucht. Doch die Suche blieb vergeblich.

Schließlich verhalf Wir In Norderstedt (WIN), gerade in die Stadtvertretung gewählt, den Befürwortern zur Mehrheit. Das Bad blieb geöffnet – sehr zum Ärger der CDU. Sie sprach von einem „unverantwortlichen Beschluss“. Trotz Nachfrage hätten die Befürworter des Schulbeckens nicht gesagt, wie sie die Kosten für die Sanierung und den Betrieb des Beckens bezahlen wollen. 691.700 Euro hatte die Verwaltung für die Beseitigung der Schäden Ende 2012 veranschlagt. Diese Kosten müssten aktuell um fünf Prozent höher angesetzt werden, heißt es in der Vorlage für die Ausschusssitzung. Hinzu kommen jedes Jahr 104.000 Euro an Betriebskosten.

Am 3. Juni werden die Politiker nun erneut Farbe bekennen müssen.