Bad Bramstedt. Clarissa Siebert hatte eine gute Idee. Ob Bücher, Töpfe oder DVDs: Viele Gegenstände haben seit der Eröffnung im März den Besitzer gewechselt

Die DVD mit einem Abenteuer von „Bob, der Baumeister“ steht auf dem oberen Brett neben vielen Büchern. Darüber liegt der Karton mit den „Nürnberger Christbaumkugeln“. Unten befinden sich Kaffeebecher, Likörgläschen und Fondueschüsseln. Vor Kurzem hatte ein Unbekannter eine nagelneue Kaffeemaschine abgegeben. Sie war jedoch schnell wieder verschwunden. Geben und nehmen – das ist das Prinzip des neuen Tauschhauses in Bad Bramstedt.

„Das Tauschhaus kommt richtig gut an“, sagt Clarissa Siebert über das leuchtend-orangefarbene Häuschen, das gegenüber der Maria-Magdalenen-Kirche steht und die Bramstedter zum Tauschen einlädt. Bücher, Nippes, Haushaltswaren – was reinpasst und in Schuss ist, findet hier seinen Platz und ist meistens auch schnell wieder verschwunden. Seit der Eröffnung im März haben bereits unzählige Gegenstände den Besitzer gewechselt. Morgens um 9 Uhr öffnen die Mitarbeiter des benachbarten Reisebüros die Türen, abends gegen 21 Uhr schließen die Kollegen vom Eiscafé die Bude ab.

Vor zwei Jahren hatte Clarissa Siebert einen Film über ein Tauschhaus in Berlin gesehen und war begeistert. Diese Idee wollte sie auch nach Bad Bramstedt holen und suchte nach Unterstützern. Sie war überzeugt: „Das brauchen wir hier auch.“ An Kontakten mangelte es nicht: Die Bramstedterin engagiert sich bei der Freiwilligenbörse und bei den Rinkiekern, die einsame Menschen zu Hause besuchen. Außerdem sagte Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach seine Unterstützung zu. Der Wege-Zweckverband (WZV) war ebenfalls mit von der Partie, denn das Tauschhaus dient auch der Müllvermeidung. Was andere Menschen gebrauchen können, muss nicht in der Tonne landen.

„Hier ist ein netter Treffpunkt entstanden“, sagt Helga Supola, die sich im Auftrag der Stadt um Bildungsvernetzung und ehrenamtliche Arbeit kümmert. Vor wenigen Tagen traf sie zwei Mädchen an der Bude, die dort stöberten und plötzlich begeistert riefen: „Wir haben ein Geschenk für unsere Oma gefunden.“ Viele Geber und Nehmer tragen sich in das Gästebuch ein. „Auch das kommt gut an“, sagt Supola.

Ulf Peters von der Galerie Peters in Bad Segeberg hat das Haus gebaut. Er spricht von einem Bullerbü-Haus. 60 Mini-Gebäude mit ähnlichem Design hat er inzwischen für Geschäfte an der Hamburger Straße in Bad Segeberg gebaut, die jedes Jahr zu Weihnachten kleine Angebote in der bunten Budenstadt aus dem Hause Peters ausstellen.

Auch in Bad Segeberg, Bad Oldesloe und in Trappenkamp stehen inzwischen seine Bullerbü-Häuser, die als Tauschbuden genutzt werden. Der Martin-Meiners-Förderverein des Wege-Zweckverbandes hat das Bramstedter Projekt finanziell unterstützt. Die Bramstedter Initiatoren sind froh, dass sie bislang keinen Ärger mit Vandalismus hatten. Auch manche Anfangsschwierigkeiten sind inzwischen behoben. So lagen immer wieder Textilien im Tauschhaus, die Clarissa Siebert eingesammelt und im Sozialkaufhaus abgegeben hat. Seitdem ein Zettel mit der Bitte, keine Kleidung hineinzulegen, im Tauschhaus hängt, verschwanden Hosen, Hemden und Pullover.

„Ohne Unterstützung hätte ich das nicht geschafft“, sagt Clarissa Siebert. Sie, Helga Supola und Heide Stoyke von der Ehrenamtsbörse wünschen sich, dass künftig mehr Spiele und Spielzeug abgegeben werden. Denn das Tauschhaus soll auch Menschen helfen, die sich nicht viel leisten können.