Kreis Segeberg. Die neuen S-Bahnen sollen langfristig bis Neumünster fahren. Die U-Bahn könnte in den kommenden Jahrzehnten Norderstedt mit Ulzburg-Süd verbinden

Während die Vorbereitungen für den Bau der S-Bahn nach Kaltenkirchen laufen, gehen auch die langfristigen Planungen für den öffentlichen Nahverkehr in der Region weiter. Das Land hat Ideen für Busse und Bahnen festgelegt, die im Kreis Segeberg für erhebliche Änderungen bei der Mobilität sorgen werden. Die Pläne sehen einen deutlichen Ausbau der Verbindungen in der Region vor.

Enthalten sind die Projekte im Kapitel „50+“ des landesweiten Nahverkehrsplans. Darin ist als langfristiges Ziel festgeschrieben, den Marktanteil von Bussen und Bahnen um 50 Prozent zu erhöhen und damit den Individualverkehr mit dem Auto weiter zu reduzieren. Das sind die Projekte für den Kreis Segeberg:

- Die S-Bahnlinie 21 von Hamburg nach Kaltenkirchen soll langfristig während der Hauptverkehrszeiten im Zehn-Minuten-Takt fahren. Derzeit geht das Verkehrsministerium in Kiel von der Eröffnung der Linie im Jahr 2020 mit einem 20-Minuten-Takt aus.

- Die S21 nach Kaltenkirchen soll bis nach Neumünster verlängert werden. Damit ginge ein lang gehegter Wunsch der Menschen in der Region Bad Bramstedt in Erfüllung, die eine bessere Anbindung an das Schienennetz fordern. Bislang fährt die AKN auf dem Abschnitt Kaltenkirchen-Bad Bramstedt-Neumünster nur stündlich. Mit der S-Bahn nach Neumünster verlöre die AKN ihre komplette Stammstrecke.

- Auf dem Abschnitt von Norderstedt-Mitte nach Ulzburg-Süd könnte die Verkehrsgesellschaft Norderstedt (VGN) ihre Strecke verlieren, die dort mit eigenen Fahrzeugen im AKN-Design unterwegs ist. Das Konzept „50+“ sieht vor, die U-Bahn über Norderstedt hinaus bis nach Ulzburg-Süd zu verlängern. Dort bestünde dann Anschluss an die neue S-Bahn.

- Geplant ist außerdem ein größeres Angebot auf der heutigen AKN-Bahnlinie von Ulzburg-Süd über Alveslohe nach Barmstedt. Die Planer favorisieren einen 30-Minuten-Takt. Wer dort fahren könnte, sagen sie nicht.

- Vom geplanten Bau der S-Bahnlinie S4 von Hamburg nach Bad Oldesloe könnten auch die Menschen in der Region Bad Segeberg profieren. Auf lange Sicht könnte die S4 von Bad Oldesloe auf der heutigen Nordbahn-Linie über Bad Segeberg bis nach Neumünster im 30-Minuten-Takt fahren.

Von der Erweiterung und einer wachsenden Attraktivität des Angebots erhofft sich das Land eine deutliche Zunahme der Nachfrage auf den Strecken. Um bis zu 23 Prozent könnte die Zahl der Fahrgäste zwischen Hamburg-Eidelstedt und Kaltenkirchen steigen. Elf Prozent wären es zwischen Kaltenkirchen und Neumünster. Zwischen 16 und 18 Prozent liegt die zusätzliche Nachfrage zwischen Ulzburg-Süd und Barmstedt sowie zwischen Bad Oldesloe und Neumünster.

Nur bei drei Prozent würde hingegen der Zuwachs zwischen Norderstedt und Ulzburg-Süd liegen, wenn dort die U-Bahn anstelle der VGN führe. Dennoch wäre damit eine erhebliche Attraktivitätssteigerung verbunden: Die Dieseltriebwagen sind bereis heute regelmäßig überfüllt und gelten als nicht mehr zeitgemäß.

Die Erweiterungen des Angebot in Schleswig-Holstein könnten zu einer „echten Verkehrswende“ in Schleswig-Holstein führen, die das Land in den kommenden Jahrzehnten anstrebt. „Alle Vorschläge eint dabei,

dass sie bisher nicht durchgeplant und auch nicht finanziert, aber grundsätzlich umsetzbar sind“, heißt es im Landesverkehrsplan. „Insofern handelt es sich um Visionen, um Denk- und Entscheidungsanstöße für die politische Diskussion der kommenden Jahre und Jahrzehnte.“

Auch im Busverkehr ist langfristig ein verbessertes Angebot geplant. „Unser Ziel ist es, möglichst viel Individualverkehr in den Öffentlichen Personennahverkehr zu holen“, sagt Claudius Mozer von der Südholstein Verkehrsservicegesellschaft (SVG), die den Nahverkehr für die Kreise Segeberg und Pinneberg plant und koordiniert. Das sind die Pläne für den Busverkehr:

- 30-Minuten-Tak auf der Buslinie Bad Segeberg – Lübeck. Diese Verdichtung regt das Land an.

- Die SVG will bis 2022 für vollständige Barrierefreiheit sorgen. Im gesamten Kreis Segeberg sollen nur noch Niederflurbusse eingesetzt werden. Haltestellen werden mit Einrichtungen für Ansagen ausgerüstet und modernisiert.

- Das HVV-E-Ticketing mit elektronischen Fahrkarten soll vollständig eingeführt werden

- Der Einsatz von elektrisch betriebenen Bussen wird geprüft

- Auf den Norderstedter Buslinien soll der 20-Minuten-Takt gelten und die Linie umgeplant werden

- Die SVG forderte die Integration des Kaltenkirchener Stadtbusses in den HVV. Diese Verbindung ist die letzte im Kreis Segeberg, die nicht dem Verkehrsverbund angehört.

Ein Jahrhundertereignis könnte für einen kräftigen Schub bei den Planungen sorgen. Politik und Verwaltung sind sich einig, dass Olympische Spiele in Hamburg im Jahr 2024 oder 2028 für enorme Investitionen in die Infrastruktur sorgen werden.

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