Norderstedt. Einrichtungen, in denen frisch gekocht wird, bilden nach wie vor die Minderheit. Stadt verzichtet wegen Kosten auf gesunde Alternative.

Allgemeines Kopfnicken, es schmeckt. „Die Kinder lieben Fisch“, sagt Sabine Blank, Küchenleiterin beim Verein der Kinder wegen, die zusammen mit ihren drei Mitarbeiterinnen gut 200 Mahlzeiten für die Kinder in den drei Kitas des Norderstedter Vereins und das pädagogische Personal zubereitet – täglich frisch für drei Einrichtungen. Doch die Mehrzahl der Kita-Kinder in Norderstedt bekommt Essen von Caterern.

Fisch mit Gemüsepanade und frische Pellkartoffeln – den Kindern in den Kitas des Vereins der Kinder wegen schmeckt das Mittagessen
Fisch mit Gemüsepanade und frische Pellkartoffeln – den Kindern in den Kitas des Vereins der Kinder wegen schmeckt das Mittagessen © Michael Schick

Die bringen jeden Tag 447 Mahlzeiten für die Kinder in sechs städtischen Einrichtungen. 400 Jungen und Mädchen werden täglich frisch bekocht, gebraten, gegart und geschnippelt wird in den zwei noch verbliebenen Küchen der Kitas „Pellworminsel“ und Tannenhofstraße.

Das Küchenteam an der Pellwormstraße beliefert auch die Nachbarn am Storchengang und die „Wichtelhöhle“ am Friedrichsgaber Weg. Auch das Rote Kreuz bekocht seine Kita-Kinder, und die schwedische Kita-Gruppe ULNA plant eine Küche in der neuen Kita an der Müllerstraße. Von dort aus wollen die Betreiber auch die Schüler der nahen Grundschule sowie die Kinder in der Einrichtung im Herold-Center und der geplanten Kita an der Kiebitzreihe mit frischem Essen versorgen.

Das schwebt auch Sozialdezernennentin Anette Reinders für alle zehn städtischen Kitas vor, aber: „Wir haben das Thema erstmal auf Eis gelegt“, sagt sie. Politiker wie Verwaltung hätten dem Ausbau der Grundschulen für den Ganztagsbetrieb Vorrang eingeräumt. Und beide Projekte seien finanziell nicht auf einen Schlag zu bewältigen.

Auch die Zwischenstufe zwischen firsch zubereitete und herkömmlichen , vom Caterer gebrachten Mahlzeiten, hatte nicht überzeugt. Die Verwaltung hatte das sogenannte Cook and Chill-Verfahrne testen lassen. Dabei bereiten die Mitarbeiter des Caterers die Speisen auf herkömmliche Weise zu und garen sie, kühlen sie dann aber innerhalb von 90 Minuten auf eine Temperatur von unter vier Grad runter. „Die gekühlte Speise kann bis zu vier Tage ohne Qualitätsverlust gelagert werden, wenn die Kühlkette ununterbrochen bestehen bleibt“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Jugendhilfeausschuss.

Die Mahlzeiten werden erst unmittelbar, bevor sie auf den Tisch kommen, erwärmt. „Diese Speisen sind bei den Kindern sehr gut angekommen“, schreibt die Verwaltung weiter, dadurch entfallen die langen Warmhaltezeiten, die Qualität des Essens steigt. Dennoch empfahl die Verwaltung den Ausschussmitgliedern, auf das Cook-and-Chill-Verfahren zu verzichten. Es erfordere hohen Energieaufwand beim Caterer, wodurch sich der Preis pro Portion um 20 bis 30 Cent erhöhe. Die Kosten steigen zudem, weil zur Erwärmung mindestens zwei Kombi-Dämpfer gebraucht würden und das Küchenpersonal mehr Arbeit leisten müsse. Während der Probephase sei der Küchenkraft eine halbe Stunde mehr pro Tag zugebilligt worden. Diese Zeit habe aber nicht ausgereicht. „Es ist zu bezweifeln, dass das pädagogische Personal diese Arbeiten erledigen kann, wenn die Küchenkraft durch Krankheit ausfällt,“ heißt es in der Verwaltungsvorlage weiter.

Die Politiker folgten dem Vorschlag, beim Mittagessen in den Kitas bleibt alles beim Alten. Demnächst wird das Catering für zwei Jahre ausgeschrieben – europaweit, wie es gesetzlich ab einer bestimmten Summe vorgeschrieben ist. Bisher hat die Stadt das Essen auf Rädern von einem Lieferanten aus der Region bekommen.

Allerdings achtet die Stadt auch bei diesem Modell auf Qualität. Das Essen muss den Qualitätsstandards entsprechen, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für Verpflegung in Tagesstätten formuliert hat. Die Angaben legen fest, wie viel Energie, wie viele Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe) und Ballaststoffe die Verpflegung pro Tag liefern soll. Die Caterer müssen kulturelle Besonderheiten beachten und für Muslime Alternativen zu Schweinefleisch anbieten. Auch auf Kinder mit Lebensmittelallergien müssen die Lieferanten Rücksicht nehmen.

„Wir werden das Thema Mittagsverpflegung in den Kitas über kurz oder lang sicher wieder aufgreifen“, sagt Anette Reinders. Es sei wichtig, Kinder gesund zu ernähren. In immer weniger Familien werde gekocht, das könne zu Fehlernärhung mit gesundheitlichen Folgen führen.

Beim Verein der Kinder wegen haben Fertigprodukte seit 20 Jahren keine Chance. In der modernen Küche im Frederikspark wird frisch gekocht. 13 Kilo Fisch wurden gestern gegart, 25 Liter Grütze zum Nachtisch gekocht.