Nach sieben Jahren Planungszeit: Der Umbau der „Ulze“ hat begonnen, am Nachbarschaftszentrum entsteht der erste Teil der Flaniermeile.

Norderstedt Es ist der einzige Nörgler an diesem sonnigen Tag auf Norderstedts neuester Großbaustelle. Halb empört, halb belustigt kommentiert ein Rentner das emsige Treiben der Bauarbeiter an der Ulzburger Straße und die Erklärungen von Baudezernent Thomas Bosse: „Ach, hier wird an der Norderster Via Appia gebaut!“ Baudezernent Bosse straft ihn mit eisigem Schweigen. Die Via Appia war eine der wichtigsten und prächtigsten Straßen des alten Roms. Wichtig ist auch die Ulzburger Straße für Norderstedt, an der Hauptverkehrsstraße kommt man kaum vorbei; nur prachtvoll ist sie bisher nicht. Bauherr Bosse formuliert das so: Die Ulzburger Straße ist eine der Visitenkarten der Stadt. Aber sie ist nicht so attraktiv, wie es Norderstedt schon ist.“

Das Ziel ist also klar: Die Ulzburger Straße soll schöner werden und zwar ab sofort, denn fortan wird gebaut. Sieben Jahre Planungszeit sind vergangen, zurzeit reißen Bagger die östliche Seite der Straße auf. In Richtung Norden ist die „Ulze“, wie sie von ihren Anwohnern genannt wird, nun für ein halbes Jahr eine Sackgasse; nur in Richtung Hamburg fließt der Verkehr weiter. Wer nach Norden will, muss der Umleitung über Langenharmer Weg, Falkenbergstraße und Steindamm folgen. Die Geschäfte müssen von Norden aus angesteuert werden. Der erste Bauabschnitt zwischen Waldstraße und Glashütter Weg ist dabei nur der Anfang, nach und nach soll das ganze Herz der „Ulze“ zwischen Rathausallee und der Straße Harckesheyde umgebaut werden. 1,9 Kilometer Baustelle – ein riesiges Projekt, das die Stadt jahrelang beschäftigen und 5,3 Millionen Euro kosten wird.

Am Ende soll die Ulzburger Straße dann ein Boulevard mit zwei Meilensteinen werden. Die Meilensteine sind Zonen, in denen viele Läden liegen. Sie sollen einen platzähnlichen Charakter bekommen, zusätzlich gilt dort bald Tempo 30. „Die Idee bei der Planung war, dass wir unterschiedliche Nutzungsbereiche an der Straße haben“, sagt Bosse. Es wechseln sich Wohnhäuser, Betriebe und Einzelhandel ab, wie an einer Perlenkette.“ Die Meilensteine sollen zum Flanieren und Bummeln einladen. In den restlichen Abschnitten werden auf beiden Straßenseiten 1,60 Meter breite Radwege verlaufen.

Der erste Meilenstein ist der 310 Meter lange Bereich vor und hinter dem Nachbarschaftszentrum, wo ab sofort gebaut wird. Der zweite Meilenstein beginnt südlich des Steindamms und erstreckt sich über 290 Meter bis zum Poolstieg. Konkret soll in diesen Bereichen der Übergang zwischen Fahrbahn und Gehwegen verschwinden. Der Bordstein kommt weg, die Gehwege werden mit einem sandfarbenen Betonstein gepflastert, auch die Parkplätze zwischen Fahrbahn und Gehweg werden mit diesen Steinen ausgelegt. Die Radfahrer teilen sich die Fahrbahn mit den Autos. Dazu kommt ein 2,50 Meter breiter Mittelstreifen, der aus den gleichen Steinen besteht wie der Gehweg. Die Fahrbahntrennung kann auch von Autos und Lkw befahren werden – beispielsweise, wenn sie abbiegen wollen. Besonders gekennzeichnet werden diese Bereiche zum Linksabbiegen aber nicht. Den Fußgängern soll der Mittelstreifen das Überqueren der Straße vereinfachen. Für die Busse der Linie 194, die einzige auf diesem Straßenabschnitt, wird ein zusätzlicher Haltepunkt in Höhe des Nachbarschaftszentrums eingerichtet.

Sowohl Anwohner als auch die Inhaber der Betriebe unterstützen die Bauarbeiten. Dass es im Einzelfall nicht doch noch zu Unstimmigkeiten kommt, dafür sorgt Dieter Jürgensen. Er ist der Schachtmeister und hat auf der Baustelle das Sagen. Jeder Anwohner hat von ihm einen Flyer mit seiner Telefonnummer bekommen. „Bisher ist alles entspannt“, sagt der 56-Jährige und rückt seine blaue Kuba-Kappe zurecht. „Wenn ich jemandem die Einfahrt wegreiße, sage ich natürlich vorher Bescheid.“ Allgemein ist der Wahlstedter zuversichtlich und von der Planung überzeugt: „Wenn wir fertig sind, sieht das hier schick aus.“

Um auch die letzten Zweifler zu überzeugen, hat Bosse einen passenden Vergleich parat: „Bedenkenträger gibt es immer. Die gab es auch damals beim Stadtpark.“ Bezweifelt werden darf, ob die Ulzburger Straße ganz so schön wird wie der Stadtpark oder auch die Via Appia, die vor allem ihrem Erbauer Konsul Appius Claudius Caecus, ewigen Ruhm einbrachte. Auch in dieser Hinsicht kann Bosse aber beruhigen: „Es ist nicht so, dass der Bauderzenent sich hier nur seine Straße verschönern möchte. “ Vor allem für die vielen kleinen Läden an der Straße sei der Umbau eine Überlebensversicherung. Das Motto ist: „Je schneller, desto besser.“