Norderstedt. Zielist es, dass die Betroffenen wieder ein menschenwürdiges Leben führen können. Problem: Es gibt zurzeit kaum geeignete Unterkünfte.

35 Männer Obdachlose leben in der Norderstedter Notunterkunft am Langenharmer Weg, obwohl sie Anspruch auf Hartz IV-Leistungen und damit auch auf Wohngeld haben. Einige dieser Menschen sollen nun ein eigenes Zuhause bekommen: In einem Projekt der Stadt Norderstedt, des Kreises und des Jobcenters Segeberg sowie der Diakonie Hamburg-West/Südholstein werden ab dem 1. Juni obdachlose Menschen unterstützt. „Wohnen und Arbeit“ heißt das Projekt. Ziel ist es, den Obdachlosen zu helfen, ein eigenständiges und menschenwürdiges Leben zu führen. Die Sozialausschüsse von Kreis und Stadt haben bereits zugestimmt.

Die Stadt Norderstedt will für zunächst sechs Personen einen zentralen Wohnraum in einem Haus zur Verfügung stellen. Dort werden die Menschen von einem Sozialpädagogen betreut. Der Pädagoge soll die Männer und Frauen in ihrem Alltag beraten und unterstützen, sodass sie eine Tagesstruktur finden und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Nach rund zwölf Monaten finden die Teilnehmer des Projekts im besten Fall eine eigene Wohnung und auch eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle. In die Obdachlosenunterkunft am Langenharmer Weg sollen die Teilnehmer möglichst nicht mehr zurückkehren müssen. Gleichzeitig stellt das Projekt auch Geld für die anschließende Betreuung von vier ehemaligen Teilnehmern zur Verfügung.

Teilnehmen dürfen an dem Projekt nur erwachsene Wohnungslose, die sich für gewöhnlich in Norderstedt aufhalten und Hartz-IV-Leistungen beziehen. Darüber hinaus muss die Person in sozialen Schwierigkeiten stecken, laut Vereinbarung einen „eindeutigen Willen und Bereitschaft zur Veränderung der Situation zeigen“ und einen Ein-Euro-Job annehmen. In Einzelfällen sollen aber auch Personen teilnehmen dürfen, die kein Hartz IV bekommen. Die Kosten des Projekts werden sich das Jobcenter Segeberg und der Kreis Segeberg teilen. Kalkuliert werden 625 Euro pro Person und Monat.

Norderstedts Sozialdezernentin Annette Reinders ist froh, dass das Projekt bald starten kann. Die ursprüngliche Idee kam bereits vor über zwei Jahren auf. Damals wurde festgestellt, dass einige Obdachlose das eigentlich als Notunterkunft gedachte Haus am Langenharmer Weg teilweise schon seit zehn Jahren bewohnen. „Ich hoffe, dass das Projekt erfolgreich ist und den Teilnehmern den Weg zurück in die Gesellschaft weist. Wir wollen ihnen sowohl eine Wohnung bieten, als ihnen auch helfen, eine Arbeit zu finden, damit sie auf eigenen Füßen stehen können“, sagt Reinders. Der stellvertretende Geschäftsführer des Jobcenters im Kreis Segeberg, Stefan Stahl, sieht das ähnlich: „Obdachlose bekommen in der Regel keine Arbeit. Durch eine feste Wohnung haben sie eine viel größere Chance, dass Arbeitgeber ihnen zumindest zuhören.“

Das Projekt ist also beschlossene Sache, dennoch gibt es ein großes Problem: Die Stadt weiß nicht, wo sie die Teilnehmer unterbringen soll. Die Idee für das Projekt stamme aus einer Zeit, in der Norderstedt nur vergleichsweise wenige Flüchtlinge habe aufnehmen müssen, sagt Reinders. Jetzt aber seien alle Unterkünfte in der Stadt belegt. Ursprünglich sollten die Teilnehmer in der Flüchtlingsunterkunft am Kiefernkamp unterkommen. Dort ist nun kein Platz mehr.

Zuletzt hat sich auch die Hoffnung auf die Anmietung eines Hauses an der Norderstedter Ohechaussee zerschlagen. Der Eigentümer teilte der Stadt mit, dass er das Haus lieber innerhalb der eigenen Familie nutzen wolle.

„Die Situation in Norderstedt ist nicht einfach. Wir haben nicht viele leer stehende Wohnungen“, sagt Reinders, die seit Jahren versucht, mehr Sozialwohnungen und Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. „Wir haben inzwischen alles, was wir irgendwie auftreiben konnten, hergerichtet. Das geht bis zur Hausmeisterwohnung.“ Spätestens in der kommenden Woche will sich Reinders mit dem Fachbereichsleiter Soziales in der Norderstedter Stadtverwaltung, Sirko Neuenfeldt, zusammensetzen und beraten, wie der versprochene Wohnraum geschaffen werden kann.