Norderstedt. Die mehr als 100 Spielflächen und Treffs für Kinder und Jugendliche in Norderstedt sind in die Jahre gekommen und werden überprüft.

Viele werbewirksame Etiketten hat sich Norderstedt schon angeklebt: die Stadt im Grünen, die junge Stadt, die Stadt, die eine Idee voraus ist, die nachhaltige Stadt. In den 80er- und 90er-Jahren kam noch ein Attribut dazu: die Spielplatz-Stadt. Als der neue Stadtteil Norderstedt-Mitte wuchs, sah ein Mann die Chance, wegzukommen von den wenig attraktiven Spielflächen hin zu modellierten Erlebnisräumen. Jochen Ahl gestaltete Hügel zum Toben und Nischen zum Verweilen, Klettertürme, eine Seilbahn, Bolzplätze, Schaukeln und Kleinkinderbereiche und war dabei immer der Natur auf der Spur.

Doch inzwischen sind die Spielplätze in die Jahre gekommen. Natürlich werden die gut 100 Flächen regelmäßig kontrolliert, was kaputt oder marode ist, wird repariert oder ersetzt. „Die Alters- und die Bevölkerungsstruktur in den Wohngebieten hat sich verändert und verändert sich laufend weiter“, sagt Baudezernent Thomas Bosse. Daher stelle sich die Frage, ob die Spielplätze an ihren Standorten noch angenommen werden und so ausgestattet sind, wie es sich Kinder und Jugendliche wünschen. Um das festzustellen und das Konzept anzupassen, arbeitet die Stadt an einem Kinderspielplatzbedarfsplan, denn: „Freizeitgestaltung ist ein wichtiger Standortfaktor. Junge Familien sehen sich bei der Wahl des Wohnortes sehr genau an, was die Stadt ihnen und vor allem ihren Kindern zu bieten hat“, sagt Bosse.

Basis ist eine Bestandsanalyse, die das Planungsbüro Stadtkinder im Auftrag der Stadt erarbeitet und den Politikern im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr sowie im Jugendhilfeausschuss präsentiert hat. Erste Ergebnisse: In der Stadt gibt es 105 Spielplätze, 18 Bolzplätze, 21 Schulhöfe und zwei Bewegungsflächen – Norderstedt hat im Bundesvergleich eine hohe Dichte an Spielflächen hat.

Doch nicht nur die Erwachsenen haben geguckt, wie die Spielplätze angenommen werden und ausgestattet sind. Zu Wort gekommen sind auch dijenigen, für die die Anlagen gedacht sind: Die Schüler der Grundschule Glashütte-Süd und die Schüler der Gemeinschaftsschule haben gesagt, was sie gut finden, und was fehlt. Mitgearbeitet hat auch der Kinder- und Jugendbeirat – schließlich sind Spielplätze auch Treffpunkte von Jugendlichen. Wenn sich die Älteren dort treffen und, wie Ahl es formuliert hat, ihren „Bräuten“ imponieren wollen, werden schon mal Geräte demoliert, liegen Splitter von zersprungenen Flaschen herum, geht es so laut zu, dass sich Anwohner gestört fühlen.

Ende September 2010 hatten sich Anwohner des Spielplatzes am Ahrensweg in Glashütte über eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener beschwert, die, oft alkoholisiert, bis in den späten Abend Lärm machten, nachmittags Mütter und Kinder belästigten und zum Teil bedrohten und den Spielplatz verunreinigten. Doch Stadtverwaltung, Polizei und Anwohner schafften es gemeinsam, den Brennpunkt zu entschärfen. Es gebe immer mal Phasen, in denen der Vandalismus stärker ist. Insgesamt aber sei das in Norderstedt kein großes Problem, sagten die Verantwortlichen damals.

Die externen Analysten haben die Stadt in 16 Spielbezirke unterteilt und für die einzelnen Bezirke ermittelt, wie viele Kinder und Jugendliche dort wohnen. Insgesamt gibt es 4391 Kinder im Alter bis sechs Jahre, 3716 zwischen sieben und zwölf und 4002 im Alter zwischen 13 und 18. Stark vertreten sind alle Altersgruppen in Harksheide, im Bereich zwischen Langenharmer Weg, Ulzburger Straße, Harckesheyde und Schleswig-Holstein-Straße, südöstlich der Schleswig-Holstein-Straße bis zur Hamburger Stadtgrenze, aber auch in Norderstedt-Mitte und im Südwesten Garstedts.

Der „Aldi-Spielplatz
Der „Aldi-Spielplatz" © Michael Schick

Bei der Analyse ist zudem herausgekommen, dass sich Grundschüler gern und häufig auf Spielplätzen in der Nähe ihres Wohnortes aufhalten. Einige Spielflächen wie die am Glashütter Markt („Aldi-Spielplatz“) oder die am Ahrensweg („Tarzan-Spielplatz“) sind außerordentlich beliebt. Die Jugendlichen wünschen sich mehr Bewegungsangebote wie Skateanlagen und mehr Treffpunkte – eine Forderung, die seit Jahren immer wieder laut wird.

Der Spielplatz an der Mittelstraße soll besser ausgestattet und aufgewertet werden
Der Spielplatz an der Mittelstraße soll besser ausgestattet und aufgewertet werden © Michael Schick

Die Gutachter haben die Spielplätze nach unterschiedlichen Kriterien bewertet. Für den Spielplatz Mittelstraße lautet das Fazit: Sein Stellenwert im Spielbezirk ist hoch. Ausstattung und Aufenthaltsqualität müssen verbessert werden, und das mit der höchsten Prioritätsstufe eins. 36 Spielplätze haben diese Stufe bekommen, sie sollen zwischen 2016 und 2019 modernisiert werden. 75 Mal haben die Gutachter die Prioritätsstufe 2 vergeben (Modernisierung 2020 bis 2023) 34 Mal die Stufe drei (Modernisierung ab 2024. Am Donnerstag, 7. Mai, wollen die Analysten alle Ergebnisse im Ausschuss für Stadtenwticklung und Verkehr vorstellen, die Politiker sollen kurzfristige Maßnahmen beschließen.

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