Norderstedt. Das Tourneetheater Thespiskarren spielte im Kulturwerk

Tatort: Gebückt springt ein Mann im langen Mantel durchs Zimmer, schubst Medikamente unters Bett, verschwindet wieder, hinterlässt Panik. Tatzeit: 5. August 1962. Die Nacht, als Marilyn Monroe starb. War es Selbstmord, war es Mord?

Auf der Bühne des Nordersteddter Kulturwerks wird sie wieder lebendig, die Legende, die Femme Fatale und Kindfrau, der erotische Traum.

Tanja Maria Froidl singt ihre Lieder, haucht wie sie ins Mikrofon Songs wie The River Of No Return, I Wanna Be Loved By You, I’m Gonna File My Claim und das skandalöse Happy Birthday, Mister President für John F. Kennedy, der ihr Lover gewesen sein soll. Sie haben sie kaputt gemacht, ihre Liebhaber und Ehemänner, sie und ihre traumatische Kindheit, als sie noch Norma Jeane Baker hieß.

Tanja Froidl hat das gewisse Etwas, dieses vibrierende Timbre in der Stimme. Sie hat Beine bis zum Himmel, ist blond wie Marilyn, geschminkt wie Marilyn und versucht, sich wie Marilyn zu bewegen.

Doch die einstige Silberfee war einmalig mit ihrem kindlichen Charme, ihrer erotischen Ausstrahlung, und so ist Froidls Interpretation des Stars manchmal nur ein Aufguß. Hüft- und Poschwung wirken einstudiert, dem Augenaufschlag ins Publikum fehlt ebenso jedes Sex-Appeal wie das laszive Räkeln im Bett. Froidl gelingt es nur selten, das Publikum zu packen, da helfen auch keine derben Sprüche der einstigen Diva, zumal sie bei Froidl denn doch ziemlich freudlos klingen.

Auch die Band mit Pianist Christian Auer, Alexander von Hagke am Saxofon, Markus Schlesag am Bass und Andreas Csok am Schlagzeug lassen den Schmetterling nicht fliegen, so der Titel des Programms, und obendrein kommt Hans-Jürgen Stockerl als Schnellsprecher Bert Stern mächtig ins Schleudern. Wandlungsfähig ist er allerdings, denn er spielt auch den Psychiater Greenson. Arme Marilyn!