Kreis Segeberg. Im Unterschied zum Bundestrend verzeichnet die Arbeitsagentur für den Kreis Segeberg keinen Rückgang an Bewerbern

Deutschland gehen die Lehrlinge aus, dem Kreis Segeberg aber nicht. So lassen sich die Ergebnisse des Berufsbildungsberichtes aus regionaler Sicht zusammenfassen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat für das Vorjahr einen Höchststand an unbesetzten Lehrstellen ermittelt, 37.100 Ausbildungsplätze blieben frei, zehn Prozent mehr als 2013. Im Kreis Segeberg bestätigt sich dieser Trend nicht. Hier gibt es nach Auskunft der Arbeitsagentur Elmshorn nach wie vor mehr Bewerber als Plätze.

Seit Oktober 2014 haben sich bei der Agentur im Kreis Segeberg 1200 Jugendliche gemeldet, die eine Ausbildung beginnen wollen. Dem stehen 1089 Lehrstellen gegenüber. Für Norderstedt hingegen hatten die Unternehmen im vorigen Herbst 583 Ausbildungsplätze gemeldet, bei den Berufsberatern waren aber nur 326 Bewerber gelistet.

Damit zeigt sich zwar auch hier auf den ersten Blick der Bundestrend, aber: „Diese für junge Menschen günstige Situation existiert in der Stadt schon seit Jahren“, sagt Gerold Melson, Sprecher der Arbeitsagentur Elmshorn. Ein Grund sei, dass Jugendliche für den Start ins Berufsleben nach Hamburg abwandern. Oder ein Studium beginnen – der Trend zur akademischen Laufbahn, den das BIBB für Deutschland festgestellt hat, zeige sich auch hier. „Jugendliche, die früher nach dem Realschulabschluss oder nach dem Abitur eine Ausbildung begonnen haben, entscheiden sich jetzt für ein Studium“, sagt Melson.

Dadurch fehle den Betrieben der Nachwuchs, Handwerkern genauso wie großen Unternehmen, die gut ausgebildete Fachkräfte brauchen. Das führe dazu, dass in zehn bis 20 Jahren Fachkräfte mit einer betrieblichen Ausbildung fehlen werden. Nicht jeder müsse nach dem höchsten Schulabschluss studieren, es gebe auch innerhalb der Unternehmen gut Chancen, nach einer Ausbildung sich weiterzubilden und aufzusteigen.

Der Sprecher der Arbeitsagentur geht davon aus, dass die Zahl der Auszubildenden auch in den nächsten Jahren entgegen der bundesweiten Entwicklung konstant bleiben werde. „Die Kreise am Hamburger Rand wachsen weiter, was an den zahlreichen Baugebieten abzulesen ist und auch durch die Bevölkerungsprognosen gestützt wird“, sagt Melson.

Auch bei den Ausbildungsverträgen hat das BIBB ein Minus ermittelt. Im Jahr 2013 wurden in Deutschland 529.542 Verträge abgeschlossen, im Vorjahr waren es 522.231. Das entspricht einem Rückgang von 1,4 Prozent, für Schleswig-Holstein liegt der Wert bei 0,7 Prozent, in Hamburg bei exakt ein Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern bei 1,9 Prozent.

Auch hier hebt sich das Hamburger Umland positiv ab. Im Bezirk der Arbeitsagentur Elmshorn, zu dem die Kreise Segeberg und Pinneberg gehören, wurden im vergangenen Jahr 3498 Ausbildungsverträge unterschrieben, 1,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

„Nach wie vor ist eine Ausbildung kein Selbstgänger“, sagt Melson. Jugendliche mit schlechten Noten oder ohne Schulabschluss finden nur schwer eine Lehrstelle. Bundesweit haben mehr als 280.000 Jugendliche, von der Agentur für Arbeit als geeignet eingestuft, keinen Ausbildungsplatz gefunden. Die Agentur hilft auf dem Weg ins Berufsleben mit Nachhilfe im Programm „ausbildungsbegleitende Hilfen“ und, ganz neu, mit der „assistierten Ausbildung“.

Allerdings sind, so der Sprecher der Arbeitsagentur Elmshorn, nicht nur die Noten wichtig: Arbeitgeber wollten Engagement spüren, das Jugendliche in Praktika zeigen können. Daher appelliert die Arbeitsagentur an die Unternehmen, verstärkt entsprechende Angebote zu machen. So könnten sie sich auch ihren eigenen Nachwuchs und künftige Fachkräfte sichern.