Kaltenkirchen. Das Kiesunternehmen Xella zieht sich weiter zurück und übergibt weitere Flächen an die Stadt. Dort können die Kaltenkirchener die Ruhe genießen und spazieren gehen.
Der Kaltenkirchener Freizeit- und Erholungspark ist wieder einmal gewachsen. Diesmal sind im Südwesten des Geländes drei Hektar hinzugekommen. Je weiter sich die Firma Xella mit ihrem Sand- und Kiesabbau von dem künstlichen See im Nordwesten der Stadt zurückzieht, umso größer wird der Park, der das Gewässer umschließt. Voraussichtlich im Jahr 2030 wird das gesamte Areal den Kaltenkirchenern zum Spazierengehen oder Ausspannen zur Verfügung stehen. Etwa zu diesem Zeitpunkt werden die Sandvorkommen ausgebeutet sein. Das Xella-Werk, in dem der Sand zu Kalksandsteinen verarbeitet wird, verschwindet.
„Der Freizeitpark ist ein Park in der Entstehung“, sagt Olaf Mordhorst von der Bau- und Planungsabteilung der Stadtverwaltung. Mit dem Beginn des Abbaus in den 60er-Jahren entstand zunächst der See, der stetig wuchs. Wo heute das Wasser am Strand plätschert und die Enten im Schlamm gründeln, standen einst Fichten und andere Bäume. Was auf der Fläche mit den reichen Sandvorkommen geschah, legten die Betriebsgenehmigungen für die Vorgängerfirmen von Xella fest.
In den 90er-Jahren entdeckten Stadtväter und -mütter die Bedeutung eines Parks für die Kommune, die stetig wächst und bis heute immer mehr Menschen anzieht. Die Einwohnerzahl wächst schneller als in den meisten Orten der Region.
Der See ist von gefährlichenSchlingpflanzen bewachsen
Kaltenkirchen schrieb einen Wettbewerb für Landschaftsarchitekten aus, die sich mit der Zukunft und Gestaltung der Flächen beschäftigten. Der Gesamtplan des Architekten Frank Springer lieferte die Grundlage für das Planfeststellungsverfahren, das bis heute die Regeln für Nutzung des Gebiets durch Xella und erholungssuchende Kaltenkirchener festlegt.
Dazu gehören auch strenge Vorgaben. Angeln ist zwar sei 2014 erlaubt. Doch die Stadt hat nur einen kleinen Strandabschnitt am Nordufer für Inhaber eines Angelscheins freigegeben. Baden und Schwimmen bleiben auch künftig untersagt – aus Sicherheitsgründen. Der bis zu 14 Meter tiefe See ist von gefährlichen Schlingpflanzen bewachsen, die einem Schwimmer zum Verhängnis werden können. Außerdem sinkt mit der Tiefe die Temperatur des Wassers. Das extrem kalten Wasser kann Badenden ebenso gefährlich werden wie die Förderanlagen von Xella, die am Grund des Sees Sand abbauen.
Der Park gehört planerisch zu einem großen Ensemble am Stadtrand, das für Freizeit und Sport gedacht istd. Dazu gehören die Holstentherme und das Freibad, die Johannes-Kelmes-Sportanlage und das Dreiklang-Hotel sowie der Hochseilgarten. Auf dem Areal stehen außerdem die Tennis-Plätze, Kleingärten und ein Hundeauslaufplatz.
Absolute Ruhe können Flora und Fauna am Westufer genießen
Auf dem Gelände des Parks entstanden Grillplätze und ein hoch gelegener Aussichtspunkt. Im vergangenen Jahr verwirklichte die Jugendstadtvertretung ihrer Idee von einer Freizeithütte für junge Menschen. In einem geschützten Naturbereich pflegt der Nabu seit 2007 einen Schmetterlings-
garten. Am Anfang richteten Randalierer dort Zerstörungen. Inzwischen herrsche dort Ruhe, sagt Mordhorst.
Absolute Ruhe können Flora und Fauna auf einer kleinen Fläche mit Amphibientümpeln, Sumpf und Steilhang am Westufer genießen. Sie ist für Besucher gesperrt. Die einzigen fremden Gäste dort sind Wasservögel. Ein Zaun soll Spaziergänger und Hunde fernhalten.
Ein großes Projekt in dem Ensemble steht bislang nur in den Plänen, die im Rathaus verwahrt werden: Am Freizeitpark soll neben den Sportplätzen eine Arena für Sportveranstaltungen entstehen. Konzept, Zeitplan und Finanzierung für das Stadion mit Fußballfeld mit Leichtathletikbahn und Sitzstufen sind noch offen.
Der Boden besteht aus Sand, der sich im Sommer zum Sonnen eignet
Xella hat die neuen drei Hektar im Januar geräumt und der Stadt übergeben. Noch warnen dort Schilder vor den Gefahren des Sandabbaus, der an dieser Stelle bereits eingestellt wurde. Der Boden besteht aus weichem Sand, der sich im Sommer bestens zum Sonnen eignet. Auf einer Böschung sollen Weiden wachsen. Weitere Anpfllanzungen sind geplant. Ein Weg führt über die Fläche zum Spielplatz und zur Straße. Einige Flächen sollen der Natur überlassen werden.
„Wenn also in den nächsten Tagen Bagger im Bereich zwischen Johannes-Kelmes-Sportanlage und dem Ufer unterwegs sind, hat das dieses Mal nichts mit Sandabbau zu tun, sondern mit der Parkgestaltung“, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Kosten für die Geländemodellierung trägt Xella. Die Stadt ist für den Wegebau und die Pflanzungen verantwortlich.
Ein Graben trennt das neue Parkstück vom Xella-Gelände, in dem weiter Sand abgebaut wird. Spaziergänger und Hunde sind dort nicht gern gesehen. Sie werden vom Gelände gewiesen. In wenigen Jahren endet auch dort die Sandförderung. Dann wird der Park erneut um einige Hektar im Süden wachsen.
Sandabbau ist dann nur noch auf einer Ackerfläche an der Barmstedter Straße möglich. „Der Acker und die bewachsene Böschung Richtung See werden in naher Zukunft verschwinden und Sand abgebaut“, sagt Olaf Mordhorst. Und wann können die Kaltenkirchener ihren See erstmals zu Fuß umrunden. „Frühestens 2030“, sagt Mordhorst.