Bad Bramstedt. Der Bramstedter Missionar und Sprachforscher lebte vor 40 Jahren im Himalaja-Staat. Jetzt besuchte er alte Freunde und nahm an Pastorenkonferenzen teil.
So aufregend kann ein Leben sein: Klaus-Peter Kuegler hat mehr erlebt, als andere je verkraften könnten. 30 Jahre im Dschungel von West Papua, vier Jahre in Nepal - Bücher, Filme, sogar ein Spielfilm, wurde über ihn und seine Familie veröffentlicht. Mit 73 Jahren hat der Sprachwissenschaftler und Missionar aus Bad Bramstedt die aufregendste Reise seines Lebens hinter sich gebracht: Mehrere Wochen reiste er mit einem Jeep kreuz und quer durch Nepal, um an christlichen Konferenzen teilzunehmen und alte Wirkungsstätten zu besuchen.
Natürlich ist ein mehrwöchiger Tripp durch Nepal nicht mit einem jahrzehntelangen Aufenthalt im Dschungel zu vergleichen, aber für ihn war es eine Strapaze, die ihn bis an die Grenzen seiner Kräfte geführt hat. Von 1972 bis 1976 wirkte Klaus-Peter Kuegler zusammen mit seiner Frau in dem Land, übersetzte Teile der Bibel und gründete christliche Gemeinden, die sich seitdem vergrößert und vermehrt haben. Jetzt ging es 1500 Kilometer durch Nepal - in einem Jeep, der oft nur im ersten Gang gefahren werden konnte.
„Das war eine echte Herausforderung für mich“, sagt Klaus-Peter Kuegler, der sich während der Reise sehr schnell ärgerte, weil er den Rat seiner in Bad Bramstedt gebliebenen Frau nicht beherzigt hatte. Die nämlich hatte ihm dringend ans Herz gelegt, einen Spaten und anderes Gerät mit auf die Reise zu nehmen. Ihr Ehemann verzichtete und bereute: Gleich zu Beginn der Nepal-Reise, die in Kathmandu begann, blieb der Jeep in einem Flussbett stecken - ein Spaten wäre eine große Hilfe gewesen. Die sechs Jeep-Insassen mussten sich buchstäblich mit den Händen freischaufeln, um Meter für Meter voranzukommen.
Probleme dieser Art mussten nahezu jeden Tag bewältigt werden. Denn viele Straßen waren in Nepal kaum passierbar. Gewaltige Fluten und Erdrutsche - zuletzt im August vergangenen Jahres - machen Wege und Straßen in großen Teilen des Landes un- oder nur sehr schwer passierbar. Klaus-Peter Kuegler und seine Crew bekamen das Leid vieler Nepalesen zu spüren: Sie besuchten gewaltige Zeltdörfer, die das Rote Kreuz nach der letzten Flut errichtet hatte, um hunderten von Einheimischen Obdach zu geben. Noch Monate nach der jüngsten Naturkatastrophe leben die Menschen in den Zeltdörfern, weil ihre Dörfer zerstört sind. „Das Leid ist unermesslich“, sagt Klaus-Peter Kuegler, der als „Vater des Dschungelkindes“ Sabine Kuegler nahezu in der ganzen Welt bekannt wurde. Seine Tochter hat mehrere Bücher über das Leben als Kind bei dem Stamm der Fayus im Dschungel von West Papua geschrieben, die in vielen Ländern auf der ganzen Welt in den Bestsellerlisten landeten. In dem Spielfilm „Dschungelkind“ aus dem Jahre 2011 wurde Vater Kuegler von dem Schauspieler Thomas Kretschmann verkörpert. Zwei Millionen Zuschauer sahen den Film alleine in den deutschen Kinos, über vier Millionen Menschen im vergangenen Jahr die Erstaustrahlung im Fernsehen.
Nach Nepal, seiner ersten Wirkungsstätte, war Klaus-Peter Kuegler erstmals im Jahre 2010 zurückgekeht, aber jetzt blieb er erstmals mehrere Wochen in dem Land und besuchte verschiedene Orte, in denen sich Christengemeinden gegründet haben. Dabei musste er feststellen, dass die Situation für Christen nicht einfacher geworden ist: Etwa 1,4 Prozent der 27,3 Millionen Nepalesen sind Christen, die aufgrund ihrer Religion manchmal Benachteiligungen ausgesetzt sind. Der Bramstedter Sprachwissenschaftler und Missionar gehört zu den denjenigen, die für die Verbreitung des Christentums in Nepal gesorgt haben. Entlang der Grenze zu China setzt, das musste Klaus-Peter Kuegler erfahren, vor allem die Maoisten-Partei den Christen zu. 80 Prozent der Nepalesen sind Angehörige des Hinduismus.
Klaus-Peter Kuegler nahm an Pastorenkonferenzen im Land teil, die längste Zeit aber hielt er sich in Hatidhunga auf, dem Dorf, in dem er vor 40 Jahren gelebt und wo er einst eine Christengemeinde gegründet hatte. Für die Bewohner ist er eine Art Übervater von legendärem Ruf. Die meisten Dorfbewohner, fast alles Christen, aber kannten ihn nur vom Hörensagen. Begrüßt wurde er mit höchsten Ehren: Sogar eine Musikkapelle spielte während der Ankunftszeremonie. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten konnte er sich mit den Einheimischen gut verständigen. „Nach so langer Zeit sind die Grundlagen der Sprache bei mir immer noch vorhanden.“