Zeitzeugen gesucht: Die Betonklötze im Norderstedter Stadtpark sollen Schießblöcke des SS-Truppen-Übungsplatzes gewesen sein. Gesichert ist das nicht.

Norderstedt. Sie geben nach wie vor Rätsel auf, die 17 Betonblöcke am Norderstedter Stadtparksee. Fest steht, dass die massiven Klötze in der NS-Zeit gebaut wurden. Die Vermutungen, wofür sie gebaut wurden, reichen von einer Beförderungsanlage über eine Gedenkstätte bis zum Schießstand.

Für einen Schießstand spricht der Name der anliegenden Straße im Industrie-Gebiet Harksheide, dem Schützenwall, der Exerzierplatz in Norderstedts Stadtteil Harksheide und die Nähe der SS-Kaserne Heidberg in Hamburg-Langenhorn, dem jetzigen Krankenhaus Heidberg.

Allein der Name Schützenwall weist auf die Funktion der Blöcke als Schießstände hin, und auch eine Hinweistafel beschreibt sie als Überreste von Schießständen. Das Gelände des Norderstedter Stadtparks, so die Beschreibung auf der Tafel, war Teil eines Truppen-Übungsplatzes von SS-Soldaten der Heidberg-Kaserne, und die Schießstände sollen aus dieser Zeit erhalten geblieben sein. Geschossen wurde offenbar von Süden, vom Schützenwall, Richtung Norden auf die Betonklötze, deren Nordseiten relativ unbeschädigt sind.

Die Heidberg-Kaserne für die SS-Division Germania wurde ab 1936 gebaut. Für den Standort-Übungsplatz der Soldaten soll die damalige Deutsche Wehrmacht 1937 das Gelände auf dem Falkenberg, damals noch Heide und Wiese, von verschiedenen Eigentümern aufgekauft haben. insgesamt 150 Hektar. Der größte Anteil, 59 Hektar, wurde dem Landwirt Heinrich Kuckuck abgekauft. Kuckuck war Besitzer des Hofes Langenharm. (Quelle: Willy Klawe, Dr. Manfred von Essen: „Norderstedter Geschichtswerkstatt, Band 3, Mit offenen Augen durch Norderstedt, Seite 60, erschienen 1991).

Der Truppen-Übungsplatz, das Sandabbau-Areal und das Kalksandsteinwerk Potenberg, aus dessen Fabrik-Ruine an der damaligen Stormarnstraße, heute Am Kulturwerk 1, 2011 das Norderstedter Kulturwerk gebaut wurde, zogen einen Querriegel durch den lang gestreckten damaligen Ort Harksheide, heute ein Norderstedter Stadtteil.

Das Kalksandsteinwerk Potenberg stand seit 1925 zuerst an der Ulzburger Straße in Harksheide auf einem Gelände von 20.000 Quadratmetern, der „Potenbergschen Kuhle“. Nach 1945 wurde die Gartenstadt Falkenberg mit Rathaus, Marktplatz und der Falkenbergkirche gebaut, und Potenberg erhielt zum Ausgleich für die verlorenen Sandflächen ein neues Areal im Industriegebiet Stonsdorf.

Dort, wo auch der Sand abgebaut wurde, errichtete Potenberg 1962 ein neues Kalksandsteinwerk, direkt auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände der SS-Division Germania. Durch den Abbau entstand der Stadtparksee neben den Betonblöcken.

Wer noch Genaueres über diese Betonblöcke berichten kann, wendet sich bitte an das Hamburger Abendblatt, Telefon 040/3006200 oder unter norderstedt@abendblatt.de per E-Mail.