Etwa 2000 Tonnen an gebrauchten Waren werden im Norderstedter Gebrauchtwarenkaufhaus Hempels im Jahr umgesetzt. Der Januar war der bislang stärkste Monat seit der Gründung des Unternehmens 2012.
Norderstedt. Erstaunlich, was es bei Hempels außer Sofas noch so alles gibt. Ohne zu übertreiben, kann man sagen: Alles was es für einen kompletten Hausstand so braucht. Die ehemalige Druckerei-Halle an der Stormarnstraße 34 bis 36, die seit 2012 als Gebrauchtwarenkaufhaus Hempels firmiert, ist auf 17.000 Quadratmetern Fläche prall gefüllt mit 50.000 Dingen, die zu schade, zu gut, zu wertvoll und zu schön sind, um sie einfach wegzuwerfen.
Die Idee des Norderstedter Betriebsamtes, Wiederverwertung und Abfallvermeidung mit Einkaufserlebnis zu verbinden, geht sehr gut auf. Der Januar 2015 ist der umsatzstärkste Monat des Secondhand-Kaufhauses seit Gründung. 70.000 Euro wurden erwirtschaftet. Dieses Jahr wird ein Umsatz von 680.000 Euro anvisiert. Im vergangenen Jahr lag er bei 640.000 Euro. „Täglich kommen bis zu 300 kaufende Kunden zu uns. Und 80 bis 90 Personen liefern uns neue Waren an. Zahlen, auf die ich vor Jahren noch kaum zu hoffen wagte“, sagt André Klinger, Leiter von Hempels.
Es ist vor allem der Gedanke der Wiederverwertung, der die Kunden und Anlieferer zu Hempels lockt. „Wir müssen weg von der Wegwerfgesellschaft. Viele Kunden wollen die Müllberge abbauen oder aktiv dazu beitragen, dass die Müllgebühren in der Stadt nicht steigen“, sagt Klinger. Und auch mit dem sozialen Auftrag des Kaufhauses identifizieren sich viele. Denn im derzeit 15-köpfigen Team von Hempels arbeiten auch geistig behinderte Menschen. So imposant sich die Umsatzzahlen aber anhören – kostendeckend kann das Hempels derzeit noch nicht betrieben werden. Abfallwirtschaft spiele nie die Kosten ein, die sie verursache, sagt Betriebsamt-Leiter Martin Sandhof. „Bei Hempels ist unser Ziel die schwarze Null.“ Die Kosten für die Löhne und Gehälter, die Hallenmiete, für Strom und Wasser lägen bei Hempels derzeit bei etwa 800.000 bis 900.000 Euro. Der bislang umsatzstärkste Monat Januar sei auch der erste kostendeckende Verkaufsmonat des Kaufhauses. „Wir müssen es schaffen, dass es so weiter geht. Da sind wir natürlich auch von den angelieferten Waren und ihrer Qualität abhängig“, sagt Sandhof.
Virtuell, wie Sandhof sagt, trage das Hempels dazu bei, dass die Müllgebühren in den letzten Jahren in Norderstedt stabil blieben und nicht erhöht werden mussten. „Denn jede Tonne an Waren, die hier verkauft wird, spart uns 150 Euro in der Restabfallentsorgung.“ Überschlagen würden im Hempels jährlich 2000 Tonnen an Waren verwertet, die ansonsten im Sperrmüll gelandet wären. Das vermeidet Kosten in Höhe von 300.000 Euro bei der Entsorgung.
12.000 Tonnen Restabfall nimmt der Wege-Zweckverband (WZV) des Kreises Norderstedt jährlich zum vertraglich vereinbarten Preis von 150 Euro pro Tonne ab. „Zum 1. Januar 2016 wird ein neuer Vertrag mit deutlich gesenkten Preisen gelten. Die Tonne wird uns dann nur noch 80 Euro kosten“, sagt Sandhof. Diese Einsparung von etwa einer Million Euro werde zu einer Senkung der Müllgebühren in Norderstedt 2016 führen.
Wenn das Hempels irgendwann einen Überschuss erwirtschaften sollte, würde dieser in den Einnahme-Topf des Betriebsamtes fließen und den Gebührenzahlern zugute kommen. „Am Hempels verdienen keine privaten Firmen, Nutznießer des Modells sind ausschließlich die Stadt, die Umwelt und die Gebührenkunden“, sagt Sandhof.
Für André Klinger geht es in diesem Jahr darum, die „Marke Hempels“ weiter zu schärfen, wie er sagt. „Ich rede mir zwar den Mund fusselig, aber bei manchen ist es immer noch nicht angekommen, dass wir kein Sozialkaufhaus sind“, sagt Klinger. Er sieht sein Gebrauchtkaufhaus nicht als Versorgungsmöglichkeit für sozial schwache Haushalte oder Bedürftige, sondern als Fundgrube für Schönes und Schräges. Der Kunde suche hier nach „Schnäppchen und nach Schätzchen“. Und anders als in Internet-Auktionshäusern könne der Kunde bei Hempels die Sachen eben anfassen und ausprobieren.
„Wir befinden uns immer noch in der Phase des Unternehmensaufbaus nach zweieinhalb Jahren“, sagt Klinger. Man sei mit dem Ohr ganz nah beim Kunden. Und der wolle eben nicht Mief und Muff, sondern saubere Gebrauchtwaren mit Qualität in guter Präsentation. Zunehmend will sich das Kaufhaus auch als Kultur-Ort vermarkten. Sechs Theateraufführungen im Verkaufsraum seien 2015 geplant. Und am Mittwoch, 4. März, werde es von 19.30 Uhr an erstmals eine englischsprachige Lesung mit „Spooky stories“ von der Volkshochschule im Hempels geben (Eintritt 9 Euro, Anmeldung im VHS-Center, Telefon 040/53595900).
Damit gerade die berufstätigen Kunden in der Woche noch die Möglichkeit haben, bei Hempels vorbeizuschauen, werden vermutlich ab März die Öffnungszeiten auf 18 Uhr verlängert. Zwischen 10 und 18 Uhr und sonnabends von 10 bis 15 Uhr kann dann bei Hempels gestöbert werden – ganz im Sinne der Abfallvermeidung.