Die Kantorenstelle in der Kaltenkirchener Michaeliskirche wird erst im Sommer neu besetzt. Jetzt startet die Ausschreibung über Fachzeitschriften, dann folgt die Kanidaten-Kür.

Kaltenkirchen. Wenn am Sonntagmorgen um 11 Uhr die Marcussen-Orgel zum Gottesdienst in der Michaeliskirche erklingt, ist es nicht Kantor Thorsten Ahlrichs, der sie spielt. Sondern sein Freund Daniel Zimmermann. Thorsten Ahlrichs sitzt in dem Moment auf der Bank der Arp-Schnitger-Orgel in der Kirche St. Cyprian und Cornelius in Ganderkesee im Oldenburger Land in Niedersachsen.

Siebeneinhalb Jahre hat Ahlrichs als Kantor an der Michaeliskirche in Kaltenkirchen gewirkt, hat die Kantorei geleitet, Konzerte veranstaltet und im Gottesdienst gespielt, zu Taufen, Hochzeiten und Bestattungen. Nun ist seine Kantorenstelle vakant, denn auch Daniel Zimmermann spielt die 1880 erbaute Marcussen-Orgel nur, bis ein neuer Kantor eingestellt ist.

„Jetzt erfolgt die Ausschreibung meiner Stelle“, sagt Thorsten Ahrichs. Das sei vorher nicht möglich gewesen, weil die Fachzeitschriften „Musik und Kirche“ und „Forum Kirchenmusik“ nur alle zwei Monate erscheinen.

Im März stellen sich die Bewerber vor, und zum Sommer könne die Michaeliskirchen-Gemeinde wieder mit einem festen Kantor rechnen.

„Ich war gern hier und habe viele wundervolle Höhepunkte erlebt“, sagt Ahlrichs, der am 17. Februar 37 Jahre alt wird. Dazu habe die Aufführung des Bach-Oratoriums am ersten Advent mit Kantorei, Gesangssolisten und Instrumental-Ensemble gehört und der letzte Orgelsommer. „Ich habe beim Orgelsommer auch ein Stück Neue Musik aufgeführt und war ganz begeistert, wie aufgeschlossen das Publikum diese Musik angenommen hat“, sagt der Kirchenmusiker.

Nun aber freue er sich vor allem auf die Arp-Schnitger-Orgel in der Gaukirche St. Cyprian, die 1699 von dem Orgelbaumeister gebaut und 2005 aufwendig restauriert wurde. „Der Kirchenkreis Oldenburg Land hat ein neues Konzept aufgestellt, eine Profilstelle für Alte Musik und sechs zusätzliche Kirchenmusik-Stellen eingerichtet, und das hat mich sehr gereizt“, sagt Ahlrichs. Das Konzept sei ein mutiger Schritt. Der niedersächsische Kirchenkreis hat diese neue Struktur aufgrund der Erkenntnis geschaffen, dass die Menschen am besten über die Musik in die Kirchen kämen.

Er habe sich bereits während seines Musikstudiums an der Hamburger Musikhochschule auf Alte Musik spezialisiert. „Der zweite Punkt ist natürlich die Arp-Schnitger-Orgel, die nur für Alte Musik bespielbar ist, das ist sehr reizvoll“, sagt der Kantor. Bereits Werke von Johann Sebastian Bach seien für die Orgel fast schon zu jung.

In Ganderkesee ist Ahlrichs als Kirchenkreis-Kantor angestellt. 14 Kirchen wird er künftig mit Kolleginnen und Kollegen betreuen, darunter eine Kirche mit einer Christian-Vater-Orgel, einem Gesellen Arp Schnitgers. Die neue Kirchenmusik-Struktur würde eine gute Basis für überregionale Musikprojekte bieten. Weitere Aufgaben seien das Leiten der Kantoreien, Konzerte, Singen mit Kindern, die Öffnung der Kirchenmusik zum Pop-Bereich und vor allem die Pflege Alter Musik.

Zudem zieht Thorsten Ahlrichs fast in seine Heimat zurück, denn er ist in Wilhelmshaven aufgewachsen und hat dort bereits als Jugendlicher Orgel gespielt.

Und wer zieht mit ihm nach Ganderkesee? „Mein Hund“, sagt Thorsten Ahlrichs und freut sich auf seine neue Aufgabe.