Viele Autofahrer aus Richtung Hasloh benutzen die Straßen Kornhoop, Hasloher Weg und Alte Dorfstraße, um zur Niendorfer Straße zu kommen. Obendrein ist die Strecke auch noch einen halben Kilometer kürzer.

Norderstedt. Wenn es darum geht, Staus zu umfahren, sind Autofahrer erfinderisch. Ein beliebter Schleichweg führt westlich der Niendorfer Straße mitten durch Alt-Garstedt. Es sind Hunderte, die sich im morgendlichen Berufsverkehr, aus Hasloh kommend, über die Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Niendorfer Straße quälen. Die Ampelschaltung lässt pro Grünphase lediglich fünf bis sechs Autos passieren. So reicht der Rückstau auf der Friedrich-Ebert-Straße oft über die 500 Meter entfernte Norderstedter Stadtgrenze hinaus. Nicht wenige erliegen da der Versuchung, über die Straßen Kornhoop, Hasloher Weg und Alte Dorfstraße zur Niendorfer Straße zu fahren – obendrein ist die Strecke auch noch einen halben Kilometer kürzer. In umgekehrter Richtung, im abendlichen Berufsverkehr, ist die Situation noch schlimmer. Denn in Fahrtrichtung Hasloh gibt es keine verkehrsmindernden Einfahrtverbote, klagen die Anwohner. Und an Tempo 30 halten sich auch nicht alle.

Im Hasloher Weg gibt es keine Gehwege, Fußgänger müssen entweder auf der Straße gehen oder auf den von Schlaglöchern und Pfützen übersäten Randstreifen. Das ist schon bei sporadischem Autoverkehr problematisch. Vor allem für Kinder sowie für die Bewohner der beiden anliegenden Altenpflegeheime, die Mühe haben, sich am Hasloher Weg und am Kornhoop mit Gehhilfen, Rollator oder im Rollstuhl halbwegs sicher fortzubewegen.

Im November hatte die WiN (Wir in Norderstedt) das Problem im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr thematisiert. Sie wollte von der Verwaltung ein Lösungskonzept erarbeiten lassen. Nur wenige Tage vor der Sitzung ergab eine Kontrolle der Polizei, dass die Klagen der Anwohner berechtigt sind. Mit dem Ergebnis, dass die Stadt die Einfahrt von der Friedrich-Ebert-Straße aus in den Kornhoop verbot. Aber wie schon bei der Einmündung des Hasloher Wegs ignorieren viele Autofahrer nun auch am Kornhoop die Einfahrtverbotsschilder. Die Anwohner sind genervt.

Am vergangenen Dienstagabend konnten sie während einer Diskussionsveranstaltung in der Grundschule Niendorfer Straße ihrem Ärger freien Lauf lassen. Rund 80 Betroffene folgten der Einladung der FDP. Mit einer solch großen Resonanz hatten weder die Liberalen noch ihr Gast, Norderstedts erster Stadtrat Thomas Bosse, gerechnet. Trotz des emotionsgeladenen Themas entwickelte sich unter der Leitung von FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Schroeder rasch ein bemerkenswert sachlicher Meinungsaustausch über mögliche Problemlösungen. Besser sichtbare Beschilderungen? Können auch weiterhin missachtet werden. Mehr Polizeikontrollen? Sind aufgrund der Personalknappheit unwahrscheinlich und können ohnehin nicht von der Stadt angeordnet werden. Die Einrichtung von Spielstraßen? Ist teuer und als Abschreckung für Autofahrer in ihrer Wirkung eher zweifelhaft. Eine Sperrung für den Durchgangsverkehr? Bedeutet für die Anwohner, dass auch sie Umwege fahren müssen. Doch das konnte die meisten der anwesenden Betroffenen wenig schrecken: Der Ruf nach einer Sperrung, wie es sie beispielsweise bereits in der Straße Aspelohe gibt, wurde im Laufe der Veranstaltung immer lauter.

Aus planerischer Sicht seien nur zwei Ziele sinnvoll, verdeutlichte Bau- und Verkehrsdezernent Bosse: die Durchschnittsgeschwindigkeit der Autos senken und Zeitersparnisse für die Fahrer verhindern. Deswegen habe in diesem Fall eine Sperrung mit hoher Wahrscheinlichkeit die größte Wirkung. Außerdem habe eine Sperrung den Vorteil, dass sie mit einfachen Mitteln und kostengünstig von der Stadt umgesetzt werden könne.

Bei einem Stimmungsbild sprachen sich nur ein Viertel der Anwesenden für eine verbesserte Beschilderung, mehr Kontrollen oder die Umgestaltung der Straßen aus, drei Viertel votierten hingegen für eine Sperrung des Hasloher Wegs für den Durchgangsverkehr.

Nach Ansicht der Anwohner würden sich zwei Orte eignen, um den Schleichverkehr zu unterbinden. Zum einen unterhalb der Straßengabelung Hasloher Weg/Kornhoop. Wer dann über eine der beiden Straßen in das Wohngebiet hineinfahren würde, müsste über die andere gleich wieder herausfahren und lande wieder auf der Friedrich-Ebert-Straße. Zum anderen an der Kreuzung Alte Dorfstraße/Hasloher Weg mit den Straßen Spann und Hökertwiete. Damit könne man zusätzlich verhindern, dass der von der Schießsportanlage bis zum Spann führende Schierenkamp als weitere Umfahrungsmöglichkeit ausgeschlossen wird. Ob große oder kleine Lösung,Bosse zeigte sich bei der Frage um den besten Standort einer Sperre entspannt: „Ich stelle Ihnen die Poller dahin, wo Sie wollen“, sagte er den anwesenden Betroffenen. „Finden Sie für sich eine Mehrheit.“

Auch wenn diese recht knapp ausfiel, mit 58 Prozent für die große Lösung zwischen Spann und Hökertwiete, so war das Votum der Anwohner deutlich: Sperrt den Hasloher Weg!