Appell beim Neujahrsempfang: Bürger sollen Flüchtlinge nach dem Anschlag von Paris weiterhin willkommen heißen. Stefan Bauer dankte dem Willkommensteam und allen, die sich um Flüchtlinge kümmern.
Henstedt-Ulzburg. Der Neujahrsempfang in Henstedt-Ulzburg begann mit einer Schweigeminute. Die rund 300 Besucher im Rathaus gedachten der 16 Toten von Paris, die dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ und der anschließenden Geiselnahme zum Opfer gefallen waren. „Diese schrecklichen Ereignisse haben mich tief bestürzt, und meine Gedanken waren schnell bei den Angehörigen und bei unseren Freunden in Maurepas unweit von Paris“, sagte Bürgervorsteher Uwe Schmidt, der die Gäste bat, sich von ihren Plätzen zu erheben.
Der barbarische Anschlag von Paris sei ein ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit als wichtigen Baustein der Demokratie gewesen. „Und diese Freiheiten gilt es zu schützen“, forderte Schmidt, der sich dafür aussprach, den geringen Anteil radikaler Muslime mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu finden und zu verurteilen, wenn sie sich nicht an Recht und Gesetz halten. „Auch wir in Henstedt-Ulzburg werden uns mit dem Islam auseinander setzen müssen. Und ich möchte sie bitten, ohne Vorurteile damit umzugehen“, appellierte der Bürgervorsteher an die Henstedt-Ulzburger.
Im vorigen Jahr habe die Gemeinde 80 Asylbewerber aufgenommen, 2015 sollen 100 weitere hinzukommen. Sie alle kommen aus Kriegsgebieten, sind vor einem grausamen Krieg geflohen, sind entwurzelt und zum Teil traumatisiert. „Sie haben ihre Familien verloren, und die meisten von ihnen würden lieber heute als morgen in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie dort in Frieden und Eintracht leben können. Wir sollten sie willkommen heißen und nicht argwöhnen, weil sie anders sind“, sagte Schmidt, der den Ehrenamtlern und den Sponsoren dankte, die sich dieser Aufgabe angenommen haben. Auch Bürgermeister Stefan Bauer dankte dem ehrenamtlichen Willkommensteam und allen anderen, die die Flüchtlinge betreuen. „Erst dank ihrer Hilfe wird Integration lebendig.“
Zu Beginn seiner Rede griff er ein zweites Thema auf, das die Menschen in diesen Tagen umtreibt: den Sturm. Bauer dankte den freiwilligen Helfern der Ortswehren, glücklicherweise sei bisher niemand zu Schaden gekommen. „Aber Sturm? Sagt man in Norddeutschland nicht: Sturm ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben“, sagte der Bürgermeister und gewann den Sturmtiefs „Elon“ und „Felix“ noch eine humorvolle Seite ab. Auch bei der Sicherheit spiele das Ehrenamt eine große Rolle: „Da sind die Einsatzkräfte von DRK und Feuerwehr zu nennen – und ich weiß, wie wichtig gerade bei der Feuerwehr die Motivation ist“, sagte der Bürgermeister. Die könnte steigen: Die Gemeinde werde in diesem Jahr ein Löschfahrzeug ausliefern, zwei Hilfslöschfahrzeuge sollen hinzukommen. Gesamtwert: 1,1 Millionen Euro.
Mit dem Verkehrsstrukturgutachten, dem Wohnungsmarktkonzept und der Lärmminderungsplanung seien im Vorjahr wichtige Grundlagen für die weitere Ortsentwicklung auf den Weg gebracht worden. „Dabei ist es mir sehr wichtig, sie, die Bürger, miteinzubeziehen. Nur mit ihren Rückmeldungen und Vorschlägen wird ein rundes Ganzes daraus“, sagte Bauer. Konkret nannte er die Bauvorhaben im Ortskern und die Entwicklung ganzer Wohngebiete wie auf dem Wagenhuber-Gelände.
Über das Planstadium hinaus seien mehrere Straßenbaumaßnahmen, die in diesem Jahr realisiert werden sollen: Allein 1,8 Millionen seien für den Ausbau der Wilstedter Straße in den Haushalt eingestellt. 437.000 Euro seien kalkuliert, um die Straße Rugenfierth einschließlich der Schmutz- und Regenwasserkanalisation zu erneuern. Das letzte Teilstück der Hamburger Straße von der Kreuzung Maurepasstraße/Lindenstraße bis zum Penny-Markt soll im Frühjahr eine neue Straßendecke bekommen.
„Wir sind und bleiben eine familien- und kinderfreundliche Gemeinde“, sagte der Bürgermeister. Knapp 1700 Kinder würden in Henstedt-Ulzburger Kitas betreut. Damit sei die Gemeinde gut aufgestellt. Allerdings müsse die Betreuungsquote von derzeit 38 Prozent weiter gesteigert werden. Der Bedarf liege bei 50 Prozent.
Für die musikalischen Pausen war das symphonische Blasorchester der Mittelstufe vom Alstergymnasium unter Leitung von Musiklehrer Guido Laurich zuständig. Die Sternsinger sammelten 1035,53 Euro für die Menschen auf den Philippinen.