Mit der positiven Kosten-Nutzen-Analyse steigen die Chancen für die neue Bahnverbindung auf der AKN-Trasse. Jetzt beginnt die Debatte um die Länge der Strecke und die Endhaltestelle.
Kreis Segeberg. Zwei Jahre war die Analyse im Verzug. Umso größer ist jetzt die Freude in den Kommunen, dass die sogenannte Standardisierte Bewertung für die geplante S-Bahn S 21 von Kaltenkirchen nach Hamburg jetzt vorliegt und mit einem erfreulichen Ergebnis veröffentlicht wird. Der Kosten-Nutzen-Faktor ist positiv, haben die Gutachter errechnet. Damit stehen die Chancen gut, dass der Bund Zuschüsse für das Projekt zahlt. Doch viele Fragen sind noch offen: Ist trotz der Verzögerung von zwei Jahren der Zeitplan zu halten, der die Premierenfahrt der S-Bahn im Jahr 2020 vorsah? Und wo soll der Endhaltepunkt entstehen?
Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause bleibt bei der Forderung, die Linie nach Norden bis zur Haltestelle Dodenhof zu verlängern.
Ohnehin sind die Pläne für eine S-Bahn auf der AKN-Strecke bislang nur politische Willensäußerungen. „Es ist noch keine finale Entscheidung getroffen worden“, sagt Christiane Lage, Sprecherin der AKN. Das Kaltenkirchener Eisenbahnunternehmen beschäftigt sich im Auftrag Hamburgs und Schleswig-Holsteins mit der Vorplanung des Projekts und geht bislang davon aus, dass Kaltenkirchen-Zentrum Endhaltestelle wird. Erst vor wenigen Wochen hatte AKN-Vorstand Wolfgang Seyb in der Einwohnerversammlung davor gewarnt, die Pläne für die S-Bahn auszuweiten. Sollte eine Verlängerung der Strecke bis zur Haltestelle Dodenhof ernsthaft in die Planung einfließen, müsste die gesamte Kosten-Nutzen-Analyse erneut aufgerollt werden. Weitere Verzögerungen wären die Folge.
Der Bedarf für eine S-Bahnhaltestelle Dodenhof sei vorhanden, hatte Krause vor Wochen erklärt. 1000 Menschen arbeiten in den Betrieben an der Haltestelle. Hinzu kommen die Kunden von Dodenhof, dem Globusmarkt und Pendler, die auf dem geplanten P+R-Parkplatz in Autobahnnähe ihre Fahrzeuge abstellen können. Außerdem plant die Gemeinde Nützen wenige 100 Meter entfernt ein Gewerbegebiet.
Auch Bad Bramstedt hält an seinen Forderungen fest, langfristig per S-Bahn erreichbar zu sein. „Technisch wäre das kein Problem“, sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach. „Viele Menschen wollen in die Kliniken und die Hotels.“ Bereits beim Bau der Ortsumgehung habe man an den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung gedacht und die Durchfahrten der Eisenbahnbrücken verbreitert. In Bramstedt wisse man jedoch auch, dass die Forderung nach einer S-Bahn nur wenig Unterstützer finden wird, sagte Kütbach. Daher gehe es vorrangig zunächst einmal darum, den Fahrplantakt zu verdichten und die neuen AKN-Züge mit Toiletten auszustatten.
„Wir erwarten die S-Bahn mit Freude“, sagt Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer. Mit der vorliegenden Analyse sei die Grundlage für das Planfeststellungsverfahren geschaffen worden. Er hoffe, dass der Zeitplan „weitestgehend“ eingehalten werden kann. „Mit der S-Bahn wird der öffentliche Personennahverkehr interessanter“, sagt Bauer. Schnelle und bequemere Züge sowie eine durchgehende Verbindung ins Hamburger Zentrum werden nach seiner Ansicht mehr Pendler in die Bahn locken und damit die Verkehrsprobleme in der Gemeinde entschärfen.
Die Landesregierungen in Kiel und Hamburg hoffen, im dritten Quartal 2015 das Planfeststellungsverfahren starten zu können. Zu den wichtigsten Vorgaben für die Planer gehören der vollständige zweigleisige Ausbau der Trasse, der bis auf wenige Kilometer bei Quickborn schon jetzt realisiert ist. Die S 21 soll von Aumühle kommend durchgängig vom Hamburger Hauptbahnhof über Eidelstedt bis nach Kaltenkirchen fahren.
Die Arbeiten für die Kosten-Nutzen-Analyse hatten im Jahr 2011 begonnen. Sie sollte zunächst Ende 2012 vorliegen, dann wurde das Frühjahr 2014 genannt. Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause hatte bereits vor einem halben Jahr die Verzögerungen als „unverständlich“ bezeichnet und in Briefen an die Landesregierungen Hamburgs und Schleswig-Holsteins sowie an Bundeskanzlerin Angela Merkel um Unterstützung gebeten.
Die vorläufige Analyse des Unternehmens Intraplan für die S-Bahn nach Kaltenkirchen hatte im Dezember 2013 einen sehr günstigen Faktor bei Kosten und Nutzen ergeben, einige Bewertungsergebnisse aus dem Dezember waren jedoch hinfällig geworden, weil Hamburg Änderungswünsche angemeldet hatte.
Die Opposition im Kieler Landtag hat der Landesregierung eine unverantwortliche Verzögerung bei der Planung der S 21 vorgeworfen. „Die heute stolz verkündete Fertigstellung der sogenannten Machbarkeitsstudie für den Ausbau der AKN zur S-Bahn kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese bereits von der CDU-Regierung im Jahr 2011 beauftragte Planung über zwei Jahre verschlafen wurde“, sagte am Montag der CDU-Landtagsabgeordnete Volker Dornquast aus Henstedt-Ulzburg. Er forderte die Landesregierung auf, die Finanzierung sicherzustellen und den Bau so zu betreiben, dass die S-Bahn im Jahr 2019 fahre.