Verkehrsminister Reinhard Meyer gibt grünes Licht für die Vollsignalanlage auf der Schleswig-Holstein-Straße. Er setzte sich damit über seinen Landesbetrieb Verkehr hinweg, der die Ampel über Jahre nicht bewilligte.
Norderstedt. Am Ende waren sich alle Beteiligten zwar nicht ganz einig, warum die Ampel auf der Kreuzung der Schleswig-Holstein-Straße und der Straße Am Exerzierplatz gebaut werden soll. Die Notwendigkeit für die „Lichtzeichenanlage“ aber stellte keiner mehr infrage. Verkehrsminister Reinhard Meyer und Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote gaben am Montag bekannt, dass eine Große Kreuzungsampel an der Einmündung entstehen soll. Bereits heute soll das Fachamt für Verkehrsangelegenheiten im Norderstedter Rathaus die Ausschreibung für das 100.000 Euro teure Vorhaben fertig machen. Im Sommer 2015 könnte die Ampel dann den Verkehr auf der Kreuzung regeln.
Minister Meyer hat seine Entscheidung für die Ampelanlage unter dem Eindruck der geradezu unheimlichen Unfallserie auf der Schleswig-Holstein-Straße in den letzten zwei Jahren gefällt, bei der insgesamt acht Menschen getötet wurden. Zuletzt hatte es Ende November auf der Kreuzung am Exerzierplatz einen schweren Unfall mit zwei Schwerverletzten gegeben. „Auch wenn dieser letzte schwere Unfall noch nicht zu Ende ausermittelt ist, so waren Wunsch und Votum aus der Region sowie seitens der Polizei so eindeutig, dass wir zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in diesem Bereich nichts unversucht lassen sollten“, sagt Meyer.
Die grüne Fraktionsvorsitzende im Landtag, Eka von Kalben, hingegen, die mit ihrem vehementen Einsatz das Thema erst auf den Tisch des Ministers gehievt hatte, sieht nicht die schweren Unfälle als Anlass für die Forderung nach einer Ampel. „Die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger beim Queren der Schleswig-Holstein-Straße ist hier schon seit Jahren nicht gegeben. Die Ampel sollte gebaut werden, damit nicht erst ein schlimmer Unfall passiert.“
Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote sagte, dass die Stadt seit 2009 den Bau einer Ampel an der Einmündung Exerzierplatz anstrenge. Bisher sei man allerdings immer an den Richtlinien des Verkehrsrechts gescheitert, die vom für die Landesstraße zuständigen Landesbetrieb Verkehr gehütet werden. „Da biss sich der Hund fortlaufend in den Schwanz“, sagt Grote. Weil die Kreuzung so gefährlich war, schickten die Eltern ihre Kinder nicht über den Radweg. Weil die Radfahrer an der Kreuzung ausblieben, argumentierte der Landesbetrieb, das Aufkommen sei zu gering für den Bau einer Ampel. Und so weiter und so fort. „Der Minister hat diesen Knoten nun durchschlagen“, sagte Grote. „Und ich muss auch Eka von Kalben danken, die den Minister fast schon dazu genötigt hat.“
Meyer führte aus, dass es für den Bau einer Ampel auf der einen Seite feste Richtlinien gebe. Auf der anderen Seite aber auch andere wichtige Sicherheitsaspekte, die nicht ausgeblendet werden dürften. „Die Einmündung Exerzierplatz ist die einzige Kreuzung ohne Lichtsignalanlage auf der Schleswig-Holstein-Straße“, sagte Meyer. „Weiterhin ausschlaggebend für meine Entscheidung ist auch, dass mit der nahen Gemeinschaftsschule Harksheide der Schülerverkehr auf dem kreuzenden Fahrradweg erheblich zugenommen hat. Ich denke, das ist eine vernünftige Argumentation für eine Ampel an dieser Stelle.“
Was nun gebaut werden soll, ist eine Ampelanlage für alle Verkehrsbeziehungen, also nicht nur, wie ursprünglich diskutiert, eine Radfahrer- und Fußgängerampel. Es ist die Lösung, die Kai Hädicke-Schories, der Verkehrsbeauftragte der Norderstedter Polizei, schon seit Jahren befürwortet. „Die meisten Autos, die aus der Straße Exerzierplatz in die Schleswig-Holstein-Straße abbiegen, tun dies nach rechts in Richtung Hamburg“, sagt Hädicke-Schories. Gäbe es an dieser Stelle lediglich eine Fußgängerampel, würden die Autofahrer die Rotphasen zum ungebremsten Einfahren nutzen und dabei die aus Süden kommenden, vorfahrtsberechtigten Radfahrer auf dem Radweg übersehen und umfahren. Die Kreuzungsampel kostet allerdings das Doppelte von einer Fußgängerampel, etwa 100.000 Euro. Grote will das Geld für den Bau vorschießen, und der Landesbetrieb Verkehr wird später zwischen 50 und 60 Prozent der Summe zurückzahlen.
Um das für die schweren Unfälle ursächliche menschliche Versagen auf der Schleswig-Holstein-Straße zukünftig in Grenzen zu halten, denkt die Stadt über dauerhafte Blitzanlagen und Tempo-Beschränkungen nach. „Doch Schilder aufstellen allein bringt gar nichts. Die spektakulären Unfälle ereigneten sich in den Tempo-60-Zonen“, sagte Grote. Die regelmäßige Verkehrsüberwachung sei das entscheidende Mittel. Am Montag diskutierte Grote erneut mit Meyer und Segebergs Landrat Jan Peter Schröder im Rathaus über die seit Monaten strittige Frage, ob zukünftig nicht der Kreis, sondern die Stadt Norderstedt die Blitzgeräte im Stadtgebiet bedienen und die Bußgelder einstreichen sollte. Die Diskussion verlief erneut ergebnislos. „Der Landrat hat das Thema auf der Agenda. Er wird im neuen Jahr einen Vorschlag machen, wie eine Lösung aussehen könnte“, sagt Minister Meyer.