Gut besuchte Einwohnerversammlung auf dem Areal des ehemaligen Betonsteinwerks. Dort sollen Wohnungen für mehr als 400 Menschen entstehen
Henstedt-Ulzburg. Die Planungen für das Großbau-Wohnprojekt im Dreieck Norderstedter Straße/Schleswig-Holstein-Straße nehmen Fahrt auf. Das zeichnete sich bei der Einwohnerversammlung auf dem Gelände des stillgelegten Betonsteinwerks Wagenhuber ab, auch wenn der kommunalpolitische Entscheidungsprozess noch gar nicht begonnen hat. „Hier geht es erst um die Rahmenplanung“, stellte Ortsplaner Volker Dudas fest. Immerhin sagte er aber auch: „Auf dem Gelände wird kein Mischgebiet entstehen.“ Das bedeutet: keine Einzelhandelsgeschäfte.
Am Tag nach der Versammlung hatte Investor Walter Wagenhuber ein gutes Gefühl: „Ich habe bei der Versammlung keinen Gegenwind gespürt, weder von den Politikern noch von den Zuhörern“, sagte der 52-jährige Investor aus Poppenbüttel, der seit drei Jahren an dem Wohnprojekt arbeitet. Die von ihm und seinem Neffen Rudolf geführte Grundstücksgesellschaft will auf etwa vier Hektar Land Häuser und Wohnungen für mehr als 400 Menschen errichten.
Das Interesse in der Bevölkerung ist groß, die Kritiker sind weniger geworden. 150 Personen waren in die zugige Halle des abbruchreifen Betonsteinwerkes gekommen. Sie versuchten sich bei Temperaturen von knapp über null Grad Celsius mit Glühwein aufzuwärmen, als Walter Wagenhuber seine Pläne präsentierte.
Drei Entwürfe stehen zur Debatte, nachdem die Investoren ihre ursprünglichen Hochhauspläne aufgegeben haben: Der Entwurf des Henstedt-Ulzburger Architektenbüros PSB, der Alternativ-Entwurf des Hamburger Stadtplaners Christoph Schnetter und ein „Schubladen-Plan“ der Bauherren-Gemeinschaft.
„Für den Fall, dass wir uns innerhalb der kommenden zwölf Monate mit der Gemeinde nicht einigen können, müssen wir einen anderen Weg beschreiten“, kündigte Walter Wagenhuber an. „Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit würden wir unser Gelände wieder für Gewerbezwecke nutzen. In Betracht käme möglicherweise ein Logistikzentrum oder wieder ein Betonsteinwerk. Eine Abvermietung wäre ein geringes Risiko.“
In der zugigen Halle kam einmal das Wort „Drohgebärde“ auf, dagegen wehrte sich der Investor: „Es ist nicht unser Wunsch, den Plan B zu verwirklichen, aber viel Zeit haben wir nicht mehr. Wir können es uns finanziell nicht leisten, eventuell auch noch zusätzliche Siel- und Kanalarbeiten zu bezahlen.“ Die Errichtung eines ca. 120 Meter langen Walles plus Wand zur Schleswig-Holstein-Straße hin kostet den Bauherrn eine höhere sechsstellige Summe.
Wagenhuber zählte die Vorteile gegenüber einer Industrienutzung auf: „Lärmschutz statt zusätzliche Lärmquelle, Aufwertung des Ortsbildes, Belebung des Rhener Zentrums, der Schulen und des ÖPNV, Angebote für hochwertigen, altersgerechten und teilweise sozial geförderten Wohnraum und die optimale Lage.“
Derzeit spricht alles für den Entwurf der Architektin Beate Trzcinski vom Architektenbüro PSB, den die Mehrheit im Umwelt- und Planungsausschuss befürwortet. Eckdaten wie Biotop, Wald, Zuwegung und Straßenabstand waren schon im Vorentwurf 6 mit den Fraktionen abgestimmt. Nach dem derzeit gültigen siebten Vorentwurf sollen im gesamten Planungsgebiet 14 Einfamilien- und Doppelhäuser, 56 Reihenhäuser und 103 Wohnungen gebaut werden.
Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer, der nach seinem Sportunfall vor einigen Wochen beim Midnight-Basketball im Alstergymnasium (gerissene Patellasehne) an Gehhilfen zur Versammlung gekommen war („Es geht besser, ich habe kaum noch Schmerzen“) kann sich auch mit den Wagenhuber-Plänen anfreunden.
Es sieht also danach aus, als wolle das Projekt Fahrt aufnehmen. In Kürze, so Ortsplaner Volker Dudas, sollen die Entwürfe vier Wochen lang öffentlich im Rathaus ausgelegt werden. Dann tagen und entscheiden die politischen Gremien. Das kann allerdings lange dauern. Die Änderung des Flächennutzungsplanes und die Aufstellung des Bebauungsplanes werden mit zwei Jahren veranschlagt. Ehe der erste Rohbau steht, können vier bis fünf Jahre ins Land gehen.