Das gebrauchte Instrument kommt aus Süderlügum in Nordfriesland, wird beim Orgelbauer überholt und kostet 115.000 Euro. Gemeinde braucht noch rund 20.000 Euro Spenden, um den Kauf zu finanzieren.
Norderstedt. Lange stand sie auf dem Wunschzettel ganz oben, lange haben die Glashütter sich nur vorstellen können, was wäre, wenn in der Thomaskirche eine neue Orgel den Raum klangvoll füllen würde. Nun ist die Vision Wirklichkeit, wird ein neues Instrument die Truhenorgel ersetzen. Die ist in die Jahre gekommen. „Zwar sind 40 Jahre eigentlich noch kein Alter für eine Orgel, aber der Stimmer hat den Kopf geschüttelt und gesagt: Dies ist das letzte mal, mehr geht nicht“, sagt Christina Henke, Pastorin der Glashütter Kirche. Und Günter Bade, stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderates, ergänzt: „Eigentlich war die Truhenorgel nur als Provisorium gedacht, und das dauert nun schon vier Jahrzehnte.“
Immerhin ist es Jessica Imming bisher noch immer gelungen, das Kircheninstrument zum Klingen zu bringen. Doch auch die 24 Jahre alte Kirchenmusikerin freut sich auf die neue Orgel. „Die bietet viel mehr musikalische Möglichkeiten“, sagt die Organistin, von Pastorin Henke als ausgesprochener Glücksgriff bezeichnet. 17 Register, zwei Manual und mehrere Tausend Pfeifen – das ist deutlich mehr, als die noch amtierende Orgel mit ihrem einen Manual und nur fünf Registern zu bieten hat. „Zu einer Kirche gehört einfach eine vernünftige Orgel, wir haben lange genug mit dem Provisorium gelebt“, sagt Bade.
Er erinnert daran, dass die Gemeinde schon vor Jahren Geld für eine neue Orgel gesammelt hatte und fast so weit war, Ersatz für die Truhenorgel zu kaufen. Doch dann brachte die Wirtschaftskrise die Kirchensteuern zum Absturz; der Topf, der für den Orgel-Kauf ursprünglich gedacht war, musste anders eingesetzt werden. „Wir brauchten das Geld, um das Gebäude zu sanieren. Die Sanierung war nicht mehr zu verschieben, wir hatten die Fenster schon mit Spaxschrauben fixiert, damit der Wind sie nicht wegdrückt“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates.
Doch dann stiegen die Einnahmen durch die Kirchensteuern wieder, das Projekt „Orgelaustausch“ drang wieder in den Vordergrund. „Und da passte es wie die Faust aufs Auge, dass es in Süderlügum ein Ehepaar gab, das der dortigen Kirche eine neue Orgel spendierte“, sagt Christina Henke. Die Spender stellten der Kirche in der kleinen nordfriesischen Gemeinde kurz vor der dänischen Grenze 570.000 Euro zur Verfügung. Dafür bauen die renommierten Spezialisten im dänischen Apenrade, die unter anderem auch die St.-Michaelis-Kirche in Hamburg ausgestattet haben, eine komplett neue Marcussen-Orgel.
Dadurch stand das bisherige Instrument zum Verkauf, und die Norderstedter haben nicht lange gezögert. 115.000 Euro muss die Kirchengemeinde Glashütte nun aufbringen, um den Kauf abzuwickeln. „Für die Summe gibt es das Komplett-Paket, einschließlich Transport, Einbau in unsere Kirche und Einstimmen auf den neuen Raum“, sagt die Pastorin. Sie habe gelernt, dass jede Orgel ganz individuell auf ihre Umgebung eingestimmt werden müsse. Für das neue Instrument, das den Etat mit rund 35.000 Euro belastet, muss auch der sogenannte Prospekt, der Kasten, wie Günter Bade sagt, angepasst werden – kein ganz leichtes Unterfangen, steht die Thomaskirche doch unter Denkmalschutz. Da dürfe nicht einfach munter drauf los gebaut werden, Veränderungen müssten mit dem Architekten abgestimmt werden. Das sei inzwischen geschehen, die Organistin wird schräg mit dem Rücken zu den Kirchenmusikern sitzen.
„Ich freue mich auf die neue Orgel, die den Kirchenraum viel intensiver mit Klang füllen wird als die jetzige Truhenorgel“, sagt Kirchenmusikerin Jessica Imming, die in Hamburg wohnt und dort Deutsch und Musik mit dem Schwerpunkt Kirchenmusik für Lehramt studiert. Nach der Konfirmation hat sie angefangen, Orgel zu spielen, inzwischen verdient sich die junge Frau einen Teil ihres Lebensunterhaltes damit.
Die neue Orgel soll Anfang Januar in der nordfriesischen Gemeinde abgebaut und von einem Orgelbauer überholt werden. Der Zeitplan sieht vor, dass das neue Instrument im Frühjahr in der Thomaskirche aufgebaut und in einem Festgottesdienst am Ostermontag geweiht wird.
„Gemeinsam mit unseren eigenen Mitteln haben wir rund zwei Drittel der Kosten finanziert“, sagt die Pastorin. Und seitdem bekannt ist, dass die Thomaskirche die lang ersehnte „richtige“ Orgel bekommt, seien auch schon Spenden in Höhe von rund 10.000 Euro eingegangen, wofür sich der Kirchengemeinderat herzlich bedankt. Dennoch fehlt noch Geld, rund 20.000 Euro seien noch nötig, um die Kaufsumme komplett zu bezahlen.
Da hoffen Christina Henke, Günter Bade und alle anderen Aktiven auf weitere Spenden. Wer den Kauf der neuen Orgel finanziell unterstützen will, kann unter Angabe des Verwendungszwecks Geld auf das Spendenkonto der Thomaskirche bei der Sparkasse Holstein, IBAN DE 213522400280004012, einzahlen. Weitere Informationen gibt Pastorin Christina Henke unter der Telefonnummer 040/5240099 und per E-Mail unter der Adresse ChhenkeHamburg@aol.com