Ausrangierte Stühle aus Norderstedter Schulen landeten im Gebrauchtwarenkaufhaus Hempels. Nun sollen Kinder sie bemalen, ehe die Stühle als Beispiel für den Ressourcenschutz auf Wanderschaft gehen.

Norderstedt. Die verbrauchten und wenig gemütlichen Stühle fristeten ein mehr oder weniger dienliches Dasein in den Untiefen von Chemieräumen in Norderstedter Schulen. Ehe sie für untauglich befunden und befördert wurden zur Norderstedter Zentrale für alles, was manche nicht mehr haben wollen und andere gerne nehmen: Das Gebrauchtwarenkaufhaus Hempels an der Stormarnstraße.

Dass die alten Chemieraum-Stühle nun in den diplomatischen Dienst aufsteigen und wie wohl noch nie in ihrem Dasein zur Aufklärung und Bildung der kommenden Generationen beitragen werden, ist ein bloßer Zufall. „Wir brauchten für das Ulzburger Straßenfest Stühle“, sagt Ina Streichert vom Amt Nachhaltiges Norderstedt. „Und André Klinger von Hempels sagte: Ich habe Stühle aus der Schule, die sehen aber echt fies aus.“ Abhilfe ersann Sandra Kesebom, Jugendsozialarbeiterin und aktiv mit dem Spielmobil Fidibus und auf dem Bauspielplatz „Baui“. Norderstedter Kinder, Kleinkünstler also, bemalten am Fidibus-Stand auf dem Straßenfest einen ollen Chemiestuhl kunterbunt. Und kaum, dass sie den Pinsel abgelegt hatten, war die Idee für eine stadtweite Aktion in Sachen Nachhaltigkeit geboren. Streichert, Klinger und Kesebom malten sich aus, dass die Stühle als Botschafter für die Nachhaltigkeit in der Stadt auf Wanderschaft gehen könnten. Denn die Stühle machen die Kriterien anschaulich, die das abstrakte und überstrapazierte Wort Nachhaltigkeit ausmachen. Gebrauchtes wird nicht weggeworfen, sondern weiterverwandt. Es sorgt für ein Stück soziale Gerechtigkeit, weil Menschen ohne Geld günstig an Möbel kommen. Und statt Abfall zu erzeugen und damit auch Entsorgungskosten, ermöglicht die Weiterverwertung der Stühle einen wirtschaftlich rentablen Betrieb, der Arbeitsplätze schafft.

Die Idee ist nun, alle 15 Chemieraum-Stühle für den Botschaftereinsatz farbenfroh vorzubereiten. Kinder sollen sich mit Farben und Pinseln kreativ an ihnen austoben. Alle Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 13 Jahren sind eingeladen, am Freitag, 7.November, von 15 Uhr an auf dem Bauspielplatz an der Emanuel-Geibel-Straße 21 ihre künstlerische Freiheit auszuleben (Anmeldung unter Telefon 040/5255991). Als Symbole für Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit sollen die Stühle nach der Aktion in der ganzen Stadt durch Schulklassen, Projekt- und Vereinsgruppen wandern – immer dorthin, wo es um das Thema Nachhaltigkeit geht.

„Wir können uns auch vorstellen, dass die Stühle bei Anlässen auftauchen, etwa beim Neujahrsempfang der Stadt“, sagt Streichert. Geplant sei weiterhin, die Stühle in Kooperation mit dem Initiativkreis Ulzburger Straße in Geschäften auszustellen. Im Dezember soll nach dem Entscheid einer Jury der schönste Stuhl prämiert und im Gebrauchtwarenhaus Hempels bei einer Preisverleihung präsentiert werden. Ab 2015 können dann Lehrkräfte mit ihren Schülern einen oder mehrere der sesshaften Botschafter ausleihen.