Holen sich ihre Königin aus Deutschland, verkaufen uns ihr überzähliges Totholz als Billy-Regal und locken jetzt sogar in der Nebensaison Touristen mit einer U-Boot-Story in die Schären.
In Norderstedt, am Harthagen, auf dem Acker von Bauer Krohn, da baut man gerade LOFAR, ein spektakuläres Radioteleskop. Man hofft auf den Empfang uralter Radiosignale vom Anbeginn der Zeit. Also noch ohne Florian Silbereisen, eher mit Anneliese Rothenberger – falls Ihnen das noch etwas sagt.
Das Ganze ist etwas abstrakt und sieht auch leider nicht sehr aufregend aus. Mehr als eine Ansammlung folienverpackter Boxen auf grüner Wiese ist für Sensationstouristen vor Ort nicht erkennbar. Und deshalb kommt auch kaum jemand.
Die Schweden sind da viel weiter. Sommer vorbei, alles wieder dunkel, Elche haben Schonzeit und der Glögg muss noch bis Advent im Keller bleiben – na, dann jagen wir unser Land mal durch die Weltpresse, denkt der wackere Nordmann und inszeniert eine muntere Treibjagd auf ein imaginäres U-Boot. Großartig, wie in unserer modernen Zeit, da jeder dumme Streich sofort auf zahlreichen Mobiltelefonen in HD-Qualität dokumentiert wird, ein verschwiemeltes Amateurfoto von diesem angeblichen U-Boot einen derartigen Hype auslöst. Man erkennt darauf eigentlich nichts – aber genau deshalb könnte es alles sein, sogar ein russisches U-Boot. Sofort streiten die Russen alle diesbezüglichen Vorwürfe ab und behaupten, das fragliche Objekt sei ein niederländisches U-Boot. Haha. Liebe Russen: Die Niederlande liegen großflächig unterhalb des Meeresspiegels, sonst würden sie nämlich Oberlande heißen. Die brauchen dort also gar keine U-Boote, die gucken sowieso schon den Flundern auf den Bauch, wenn jemand im Deich den Stöpsel zieht. Wenn die Niederländer Boote bauen, dann höchstens Archen.
Die Schweden haben es drauf. Holen sich ihre Königin aus Deutschland, verkaufen uns ihr überzähliges Totholz als Billy-Regal und locken jetzt sogar in der Nebensaison Touristen mit dieser U-Boot-Story in die Schären. Wir dagegen haben ein sensationelles Radioteleskop, das keiner sieht. Warum stellt man keine aufsehenerregende Rohrkonstruktion auf die Wiese, mit Weltraum-Sphärenklängen und fettem Groove? Sicher, LOFAR steht auch deshalb am Harthagen, weil es dort ruhig und infolgedessen der Empfang besonders gut ist – und damit wäre es vorbei, wenn die Touristen einfielen. Aber es gibt Alternativstandorte: Baut je ein LOFAR am Flughafen und im Hauptbahnhof.
Bei einem von beiden herrscht garantiert wegen Streiks Totenstille.