Der Musikverein Norderstedt gründete sich vor 40 Jahren als Bläserkreis mit acht Amateurmusikern. Heute spielen mehr als 200 Instrumentalisten in drei Orchestern. Der 40. Geburtstag wird mit noch zwei Konzerten gefeiert.
Norderstedt. Sie wollten einfach nur spielen. Trompete. Posaune. Horn. Flöte. Klarinette. Oboe. Sie waren acht Musiker, Amateure allesamt, aber mit viel Liebe und Leidenschaft fürs Musizieren. 1974 gründeten sie den Bläserkreis Norderstedt, probten, studierten Stücke quer durch die Blasmusik-Literatur ein und – gaben bald ein erstes Konzert im Festsaal am Falkenberg.
Einer der Gründer wurde jetzt beim Konzert des Jungen Blasorchesters Norderstedt, JuBlaNo, geehrt. Und zwar gleich zwei Mal. Bernd Neumeister wurde für 40 Jahre aktive Mitgliedschaft von Imke de la Motte, stellvertretende Vorsitzende des Musikvereins, ausgezeichnet und für seine großen Verdienste zum Ehrenmitglied des Musikvereins ernannt.
Neumeister spielte zu Beginn der 70er-Jahre als Tambourmajor beim Spielmannszug TuRa Harksheide. Für seine rasanten, 15 bis 20 Meter hohen Würfe mit dem Tambourstab erhielt der Spielmannszug Sonderpunkte bei den Deutschen Meisterschaften der Spielmannszüge und holte sich damit den Titel.
Doch Bernd Neumeister wollte mehr und gründete 1974 mit sieben anderen TuRa-Musikern den Bläserkreis Norderstedt und gleichzeitig ein Neumeister-Familienprojekt. Sein Vater übernahm die technische Leitung, der Onkel war Kupferschmied und reparierte alle Instrumente, der Neumeistersche Keller wurde zum Probenraum. Beharrlich kümmerte sich Bernd Neumeister nach der Gründung des Bläserkreises um Dirigenten, sprach Musiker an, besorgte Instrumente und organisierte Instrumentalunterricht.
Der Gründungsgedanke, Blasmusik auf mit hohem Anspruch zu spielen, erfüllte sich rasch. Der Bläserkreis kam wahrlich aus dem Keller und zog in den Festsaal am Falkenberg ein. „Ohne Bernd Neumeisters Initiative und seine unermüdliche Aufbauarbeit würde es den Musikverein mit seinen drei Orchestern heute nicht geben“, sagte Imke de la Motte. Die Stadt Norderstedt dankte Neumeister bereits 1990 mit dem Preis der Stadt.
Heute spielt der 61-Jährige im Symphonischen Blasorchester das Euphonium, aus dem einstigen Bläserkreis entstand der Musikverein Norderstedt mit dem Symphonischen Blasorchester Norderstedt, SBN, dem Junge Blasorchester Norderstedt, JuBlaNo, und der Bigband Fishhead Horns. Aus einst acht Amateurmusikern sind fast 200 Musikerinnen und Musiker aller Altersstufen geworden.
Das Orchester entwickelte sich in 40 Jahren zu einem der leistungsfähigsten Orchester in Norddeutschland und spielte sich bei Wertungsspielen in die Höchststufe. „Ein besonderer Höhepunkt war der vierte Platz unter allen deutschen Blasorchestern beim Deutschen Orchesterwettbewerb im Mai 2012 mit der Wertung ‚Mit hervorragendem Erfolg teilgenommen‘“, sagt Jens Becker, erster Vorsitzender des Musikvereins.
Die Konzerte des SBN in der „TriBühne“ am Rathaus spiegeln drei bis vier Mal im Jahr eindrucksvoll das hohe musikalische Können der Amateurmusiker wider, und das Repertoire reicht von zeitgenössischer symphonischer Blasmusik bis zu Filmmusik und Musicals. 2009 folgte die nächste städtische Auszeichnung, das Symphonische Blasorchester erhielt den Kulturpreis.
Doch einige Musiker des damaligen Bläserkreises waren nicht so ganz glücklich mit der gängigen Blasmusik-Literatur. Sie wollten mehr. Wie einst Bernd Neumeister. Sie wollten Jazz und Swing. 1980 nahmen sie ihre Instrumente und wurden zu Fischköppen, zu der Bigband Fishhead Horns. Mit Schwung und guter Laune spielten sich die Fischköppe rasch in die Herzen und Ohren der Musikfans in der gesamten Region und laden einmal im Jahr ins Norderstedter Kulturwerk zur Swing-Gala. Am Freitag, 3. Oktober, ist es ab 20 Uhr wieder soweit. Dann heißt es mit einer Hommage an Frank Sinatra Jazz und Swing satt und von allen Blechen und Hölzern.
Doch wer in einem guten Orchester spielen will, muss sich auch um Aus- und Weiterbildung bemühen, beispielsweise für Bewerber, die noch nicht so gut Trompete, Posaune und Co. blasen. In den 80er-Jahren gründete der Musikverein ein Nachwuchs-Orchester, das seit einigen Jahren als Junges Blasorchester für Furore sorgt, mit Erfolg an Wertungsspielen teilnimmt und fürs Jahreskonzert, Kinderkonzert und Adventskonzerte viel Applaus einheimst.
„Wir feiern unseren 40. Geburtstag natürlich mit Konzerten“, sagt Becker. Und wer die drei Orchester des Musikvereins kennt, weiß, dass es dort meistens richtig gut zur Sache bläst.
„Franky goes Fourty“ heißt das Programm der Fishhead Horns Big Band am Freitag, 3. Oktober, von 20 Uhr an im Kulturwerk, Am Kulturwerk 1. Mit Swing-Interpret Marcus Prell gibt die Band eine Hommage an Frank Sinatra. Meisterwerke der sinfonischen Blasmusik spielt das symphonische Blasorchester Norderstedt unter der Leitung von Bernhard Volk mit der Symphony No. 1, „Herr der Ringe“ und neusten Werken internationaler Blasmusik am Sonnabend, 8. November, von 20 Uhr an in der „TriBühne“ am Rathaus. Karten zu den Konzerten gibt es im Vorverkauf, unter www.mvnorderstedt.de und an der Abendkasse.