Frauen, die vor ihren gewalttätigen Männern in ein Frauenhaus flüchten müssen, können jetzt zwischen den Frauenhäusern in Schleswig-Holstein und Hamburg frei wählen.

Norderstedt. Immer wieder gab es Schwierigkeiten, wenn Frauen mit Hamburger Adresse im Norderstedter Frauenhaus Zuflucht suchten. Das Land Schleswig-Holstein drohte, das Geld für Frauenhaus-Plätze, die von Hamburger Frauen genutzt werden, zu streichen wie beim Wedeler Frauenhaus, das sogar schließen musste.

Jetzt haben Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Alheit und Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele ein Abkommen unterzeichnet, das mit einer gemeinsamen Koordinierungsstelle auch einen Kostenausgleich vorsieht. Schleswig-Holsteins Frauenhäuser erhalten aus der Hansestadt für 2014 einen Kostenausgleich von 130.000 Euro, weil mehr Hamburger Frauen Schutz in Schleswig-Holstein gesucht haben als umgekehrt. Der Ausgleich wird jährlich nach den Belegungszahlen neu berechnet. Für die Koordinierungsstelle, die ab 2015 ihre Arbeit aufnehmen soll, gibt Schleswig-Holstein 30.000 Euro dazu.

„Wir haben nie Frauen abgewiesen, nur weil sie aus Hamburg kamen und die Zuständigkeit der Kosten nicht klar war. Doch dieses Abkommen entspannt unsere Lage erheblich“, sagt Anita Brüning, Leiterin des Norderstedter Frauenhauses. Momentan seien im Norderstedter Frauenhaus von insgesamt 25 Schutzplätzen fünf mit Frauen aus der Hansestadt belegt.

„Viele Frauen, die zu uns kommen, wissen gar nicht, dass sie nicht in Hamburg, sondern in Schleswig-Holstein sind“, sagt Brüning. „Die zentrale Koordinierungsstelle wird zudem die Arbeit aller Frauenhäuser erleichtern, beispielsweise bei der Zuweisung auf einen Schutzplatz, bei Behörden-Zuständigkeiten und der Wohnungssuche“, sagt Brüning. Hamburger Frauenhäuser mussten beispielsweise bis zu 16 Frauenhäuser in Schleswig-Holstein anrufen, um einen Platz für eine schutzsuchende Frau zu finden.

„Es ist sehr wichtig, dass bedrohte Frauen weit weg vom Täter Schutz finden“, sagt Claudia Meyer, Norderstedts Gleichstellungsbeauftragte. Vielfach würden die gewalttätigen Männer den Ort des nächstgelegenen Frauenhauses kennen. „Wenn die Frauen in ein Frauenhaus eines anderen Bundeslandes flüchten können, sind sie relativ sicher und haben eine gute Chance, mit ihren Kindern eine gewaltfreie und unabhängige Existenz aufbauen zu können“, sagt Meyer.

Für das Norderstedter Frauenhaus wird sich die Wohnsituation entspannen, wenn das neue Frauenhaus bezugsfertig ist. Dafür fehlen noch 75.000 Euro. Die neuste Spende kam von der Firma HeBu, Pelze & Leder, Bäder Dunkelmann, ASN Alarm + Sicherheitsdienst Nord, Heyer Objektbetreuung und Schneidermeisterin Petra Dorn, die 505 Euro gesammelt hatten.

Spendenkonto: Frauenhaus Norderstedt, IBAN DE30 2106 0237 0041 2434 00, EDG-Bank Kiel, Stichwort Neubau Frauenhaus.