Das „Willkommen-Team“ der Stadt Norderstedt sucht Unterstützer und lädt zum Info-Abend

Norderstedt. Wer die Bilder der Kriegsflüchtlinge in den Medien sieht, bleibt mit einer Mischung aus Ohnmacht und Empörung zurück. Doch die gute Nachricht ist: Jeder kann ganz lokal etwas dazu beitragen, um das Leid der Flüchtlinge zu lindern. Denn wenn die Opfer von Terror und Vertreibung Glück haben, dann finden sie im Ausland ein sicheres Asyl, zum Beispiel in einer Flüchtlingsunterkunft in Norderstedt. Dort brauchen sie mehr als ein Dach über dem Kopf und ein Bett. Sie brauchen Orientierung und Hilfe im Alltag.

Die Stadtverwaltung und die hauptamtlichen Flüchtlingshelfer können das alleine nicht leisten. Die Mitarbeit von Ehrenamtlichen ist unabdingbar. An einem Runden Tisch haben sich Stadtverwaltung, Wohlfahrtsverbände, Integrationsbeauftragte, Bildungswerke und engagierte Norderstedter Gedanken gemacht, wie den Flüchtlingen das Ankommen in Norderstedt erleichtert werden kann. Daraus ist das Projekt „Willkommen-Team“ entstanden (wir berichteten). Es sollen ehrenamtliche Tandems aus Norderstedterinnen und Norderstedtern mit und ohne Migrationshintergrund und in Norderstedt bereits integrierten Landsleuten der jeweiligen Flüchtlinge gebildet werden. Einer spricht die jeweilige Sprache, einer kennt sich gut in Norderstedt aus. Gemeinsam sollen sie den Neuankommenden in den ersten Tagen und Wochen zur Seite stehen, um sie bei ihren ersten Schritten in der neuen Umgebung zu begleiten und zu unterstützen.

Die meisten Menschen, die als Flüchtlinge und Asylbewerber nach Norderstedt kommen, können sich nur schwer verständigen und brauchen Hilfe und Unterstützung, um sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Was für Norderstedter selbstverständlich ist, ist für Fremde oft ein Buch mit sieben Siegeln. Wo finde ich das Rathaus, wie löse ich eine Fahrkarte, wo ist der nächste Supermarkt, wie komme ich kostengünstig an Geschirr? Bei vielen dieser Fragen ist lebenspraktische Unterstützung gefragt.

Nach einem ersten Aufruf im Frühjahr wurde in der Volkshochschule eine Arbeitsgruppe gebildet, die ehrenamtliche Helfer einbinden sollte ins Willkommen-Team. „Das wurde sehr gut angenommen. Wir hatten an die 30 Teilnehmer in dem Kurs. Die Menschen kamen aus der ganzen Region“, sagt die Sozialdezernentin der Stadt, Anette Reinders. Doch das Team kann noch weitere Tandems gebrauchen. Denn die Flüchtlingszahlen in Norderstedt steigen ständig. Wurden zu Jahresbeginn noch etwa 200 Flüchtlinge erwartet, so muss die Stadt nun zusehen, wie sie bis Ende 2014 etwa 230 Menschen in der Stadt unterbringt. „Wir müssen die Zahlen laufend nach oben korrigieren. Die meisten Flüchtlingen stammen aus Syrien“, sagt Reinders.

Die Unterkunftssituation für die Flüchtlinge wird immer schwieriger. Reinders: „Unsere Schlichtwohnungen an der Lawaetzstraße und am Buchenweg laufen voll. Wir haben in Zusammenarbeit mit den Wohnungsbau-Unternehmen begonnen, die Menschen in Wohnungen unterzubringen, weil wir es sonst gar nicht schaffen könnten.“

Etwa 60 Flüchtlinge und Asylsuchende sollen in den bisherigen Räumen der Gemeinschaftsschule Harksheide (Fadens Tannen) untergebracht werden. Das kann allerdings erst geschehen, wenn die Schule in ihren Neubau umgezogen ist. „Durch den Brand im Neubau müssen da alle Gewerke noch mal ran. Es ist noch nicht abzusehen, wann genau der Umzug sein wird“, sagt Reinders. Sie hofft, dass es im Herbst soweit ist und dass die alte Schule bis zu Beginn des Winters umgebaut und für die Flüchtlinge vorbereitet werden kann. „Es ist allerdings klar, dass dies nur eine Übergangslösung für die Menschen sein kann. Mehrere Jahre können wir dort keine Flüchtlinge unterbringen. Das müssen wir unbedingt verhindern“, sagt die Sozialdezernentin.

In Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Harksheide wollen Anette Reinders, die Integrationsbeauftragte Heide Kröger und der Leiter des Fachbereichs Soziales, Sirko Neuenfeldt, die Bevölkerung noch mal umfassend über die Flüchtlingssituation in der Stadt informieren und für das ehrenamtliche Helfen werben. Dazu ist ein Informationsabend am Dienstag, 26. August, von 19 Uhr an in den Räumen der Kirchengemeinde Harksheide am Kirchenplatz 1 geplant.

„Das ist nicht nur für potenzielle Helfer gedacht. Wir wollen auch die Menschen in Harksheide und die Nachbarn der künftigen, provisorischen Unterkunft in der Gemeinschaftsschule erreichen“, sagt Reinders. Die Sozialdezernentin möchte die Entwicklung möglichst transparent darstellen, damit bei den Bürgern keine falschen Ängste aufkommen. Reinders: „Hier soll kein dauerhaftes Asylheim entstehen. Für eine längerfristige Unterbringung der Menschen ist die alte Schule gar nicht geeignet.“