Der Verwaltungschef möchte die tolle Idee, die rote Telefonzelle als Bücherkabinett zu nutzen, verwirklichen. Nun sucht er Norderstedter, die sich ehrenamtlich um das Objekt kümmern.

Norderstedt. „Es wäre toll, wenn sich Menschen zu einem Förderkreis zusammenfinden würden, der sich um den öffentlichen Bücherschrank in der Telefonzelle kümmert.“ Das sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, der ein Projekt verwirklichen möchte, das viel Zuspruch bekommt, aber bisher an mehreren Hürden gescheitert ist: Die rote Telefonzelle, die jahrelang am Rand des Rathausmarktes Objekt von Vandalismus war, soll zum allgemein zugänglichen Bücherschrank werden. Das ist die Idee von Ute und Rick Ostrander – ein Vorschlag, der bei der Jury des Wettbewerbs „Drei Mal 1001 Euro für eine tolle Idee“ so gut ankam, dass sie ihn unter die Top drei gewählt und mit dem Preisgeld bedacht hatte.

Doch dann geriet das Projekt ins Stocken. Die Stadt erklärte sich zwar bereit, das Gastgeschenk der Partnergemeinde Oadby-and-Wigston für 5000 Euro zu restaurieren, wollte den künftigen Bücherschrank dann aber vor dem Gebrauchtwarenhaus Hempels an der Stormarnstraße aufstellen. Wegen der Kontrolle, wie die Stadtverwaltung befand. Die Mitarbeiter im Rathaus befürchteten, dass die kostenlose Büchertauschbörse wieder beschädigt oder besprüht wird, wenn sie aus dem allgemeinen Blickfeld rückt. Die Mitarbeiter von Hempels hätten die Literatur-Kabine im Blick. Zudem habe der Famila-Markt gegenüber lange und auch sonnabends geöffnet, die Kunden fungierten ganz nebenbei zusätzlich als Kontrolleure.

Doch Standort wie Konzept missfiel den Initiatoren, sie zogen sich, leicht verärgert, zunächst zurück. Grote schaltete sich ein und das Projekt auf Null zurück. Er bot den Ideengebern an, dass sie einen Platz für den roten Bücherschrank frei wählen könnten. Die Stadt werde das Häuschen dort aufstellen und einen Nutzungsvertrag zum Nulltarif mit den Betreibern schließen. Die Ostranders überlegten einige Tage – und lehnten ab. „Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschlossen, das Projekt ruhen zu lassen“, sagen die beiden, die ihren Entschluss dem Verwaltungschef mitgeteilt haben. „Auf jeden Fall freuen wir uns, dass durch unsere Idee die Telefonzelle zu neuem Glanz erwacht ist und das Geschenk der Partnerstadt wieder gut aussieht.“

Doch nun springt der Verwaltungschef in die Bresche. Er möchte das Projekt gern realisieren, zumal die Stadt inzwischen 5000 Euro ausgegeben hat, um die alte Telefonkabine in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. „Allerdings können wir dafür aus Kostengründen kein städtisches Personal abstellen, das wäre unverhältnismäßig“, sagt Grote. Auch Norderstedt Marketing fällt als Bücherschrank-Betreuer aus: Unternehmer und Führungskräfte engagieren sich ohnehin schon nebenberuflich im Marketingverein, um nach außen für die Stadt zu werben und nach innen die Identifikation der Bürger mit Norderstedt zu stärken.

Nun appelliert der Oberbürgermeister an die große Bereitschaft der Norderstedter, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Am besten wäre, wenn sich mehrere bereit finden würden, die das Projekt regelmäßig betreuen. So wäre Kontinuität auch bei Krankheit oder Urlaub einzelner gewährleistet“, sagt Grote, der betont, dass die Objektbetreuung schon auf einige Jahre angelegt sein müsste. Wie alles Neue brauche auch der Bücherschrank Anlaufzeit, um sich im Bewusstsein der Norderstedter zu verankern.

Finanziell sei das Vorhaben abgesichert. Die Norderstedter Bank, die die 1001 Euro spendiert habe, wolle das Geld dem Betreuerkreis zur Verfügung stellen. „Es kann ja doch mal sein, dass man einen Pott Farbe kaufen muss“, sagt der Oberbürgermeister, der nun auf möglichst viel Resonanz auf seine Bitte hofft. Wer dem Bücherschrank in der Telefonzelle auf die Welt helfen und ihn weiter betreuen möchte, meldet sich bei Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Stadtverwaltung, per E-Mail unter Bernd-Olaf.Struppek@norderstedt.de