Beim Tischfußball-Duell gewinnt das Abendblatt gegen „Team Ghana“ mit dem Norderstedter George Nimoh. Der beziffert auch die Chancen seiner „Black Stars“ beim WM-Duell in Fortaleza eher skeptisch.
Norderstedt. Kaum rollt die weiße Kugel, ist der verflixte Fehlstart schon wieder perfekt. Wie schon zum Auftakt der Fußball-WM, als Ghana bereits nach 29 Sekunden gegen die USA in Rückstand geraten war, hält die Defensive nun auch im zweiten Match nicht lange. Und dabei bleibt es nicht einmal – gleich mit 7:1 gewinnt Deutschland den ersten Durchgang.
Aber George Nimoh lächelt. Warum auch nicht. Schließlich ist es lediglich ein Duell am Kickertisch, das der Norderstedter mit seinem Kumpel Klaus Scholz, also „Team Ghana“, gegen Deutschland, vertreten durch das „Team Abendblatt“, bestreiten muss. Der im Tischfußballzentrum des HSV simulierte Ernstfall aber entwickelt sich eindeutig zu Ungunsten der „Black Stars“. 7:3, 7:2, so lauten die weiteren, schnörkellos-eindeutigen Resultate, notiert wird ein 3:0.
Das muss an diesem Sonnabend ab 21 Uhr in Fortaleza natürlich keinesfalls ähnlich aussehen. „Bei der letzten WM hatte Deutschland beim 1:0 echte Probleme mit Ghana“, erinnert sich George Nimoh. Und doch ist er hin- und hergerissen, was die tatsächlichen Chancen seines Heimatlandes betrifft. Zwar ist er geboren in Konongo, aufgewachsen in der Ashanti-Region des westafrikanischen Staates. Seit 44 Jahren lebt Nimoh allerdings in der Bundesrepublik, besitzt längst auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Hier hat er studiert, geheiratet, eine Familie gegründet und bis zu seiner Pensionierung in Norderstedt bei Lufthansa gearbeitet.
Zudem: Die Ghanaer haben seit jeher eine ganz besondere Beziehung zum deutschen Fußball. Und das wiederum hängt mit einer ganz bestimmten Person zusammen. „Noch heute laufen in Ghana Menschen mit einem Trikot von Kalle Rummenigge herum. Den kennt jedes Kind, genauso wie Beckenbauer.“ Gut, der omnipräsente „Kaiser“ wäre wohl selbst auf den Fiji-Inseln kein Nobody. Rummenigges Bekanntheitsgrad hängt hingegen unmittelbar zusammen damit, dass die deutsche Bundesliga, allen voran eben der FC Bayern München, auf dem afrikanischen Kontinent in den 1980er-Jahren an Popularität gewann. „An jedem Wochenende läuft die Bundesliga dort im Fernsehen. Heutzutage sind die Ghanaer sogar für Deutschland – wenn sie nicht gerade gegeneinander spielen.“
Der FC Bayern Ghanas, das ist vermutlich der Club Asante Kotoko, ein 22-facher Champion. Dieser repräsentiert den Stamm der Ashanti, denen auch Nimohs Familie angehört. Und hat große Stars hervorgebracht – allen voran Anthony Yeboah, ehemaliger Torjäger von Eintracht Frankfurt und des HSV, oder den früheren Bayern-Verteidiger Samuel Kuffour.
Als Teenager hat George Nimoh gemeinsam mit seinem Onkel Heimspiele von Kotoko in der Großstadt Kumasi besucht. „Da ist immer richtig was los gewesen.“ Gerade in den Duellen gegen den großen Rivalen Hearts of Oak aus der Hauptstadt Accra. Trotzdem sei die ghanaische Premier League nicht allzu attraktiv. „Es gibt nicht so viel Geld zu verdienen wie in Europa, deswegen spielt kaum ein Nationalspieler in der Heimat“, sagt George Nimoh.
Bleibt die Frage, ob Ghana wie 2010 in Südafrika auch diesmal die WM-Vorrunde überstehen kann. Gegen Deutschland müsste hierfür dringend gepunktet werden. „Wenn Deutschland das Spiel auf die leichte Schulter nimmt, könnte Ghana wach werden. Es wäre gut, die Gruppe zu überstehen“, sagt George Nimoh, „aber nach der Niederlage gegen die USA wird das keine einfache Aufgabe sein.“ Seine ernüchternde Prognose: „Ich denke, Deutschland wird mit 3:1 gewinnen.“