Wie kann man eigentlich auf Idee kommen, mitten im brasilianischen Urwald ein Stadion zu bauen, das nach der Weltmeisterschaft nicht mehr gebraucht wird?
Lassen Sie uns mal über Politik reden. Ich weiß, man sollte an dieser Stelle lieber das Spiel Deutschland – Portugal analysieren. Die gewählte Taktik unserer Mannschaft mit klugen Bemerkungen sezieren, die Leistung einzelner Spieler bewerten, die Perspektive fürs weitere Turnier ausloten. Leider kann ich damit nicht dienen, denn diese Kolumne entstand aus produktionstechnischen Gründen bereits vor Spielanpfiff. Immerhin liefert Ihnen diese Zeitung ja ein paar Seiten weiter noch einen fetten Sportteil, da steht alles zum Spiel drin.
Lassen Sie uns also lieber über Politik reden. Da lässt sich über Taktik, Leistung und Perspektive auch einiges sagen. Zum Beispiel über dieses Stadion in Manaus, eigens für die WM erbaut, Fassungsvermögen: 44.310 Zuschauer. Wie man auf die fitzcarraldeske Idee kommt, mitten im Urwald ein Stadion zu bauen, das nach der WM nicht mehr gebraucht wird (es gibt dort kein professionelles Fußballteam – wer möchte schon nach jedem Spiel bei durchschnittlich 50 Grad im Schatten und 110 Prozent Luftfeuchtigkeit für den Rest des Wochenendes reanimiert werden), werden die Entscheidungsträger vermutlich lapidar mit der Ansage begründen: „Weil wir es können.“
Genau deshalb findet auch bald mal eine Weltmeisterschaft in Katar statt oder, falls jemand genug dafür zahlt, im Weltall. Auf der ISS wurde neulich ja bereits Fußball gespielt, da entsteht bestimmt bald ein schwereloses Stadion.
Gut, dass bei uns zu Hause noch die Vernunft waltet. Hier wird nur gebaut, was wirklich gebraucht wird. Meistens in Kaltenkirchen.