Der 91jährige Künstler präsentiert in der Galerie des Norderstedter Rathauses eine Werkschau mit Gemälden und Zeichnungen, die während seiner Jahre in Südafrika, in Swaziland entstanden sind.

Norderstedt. Er erzählt mit dem Farbstift. Er schreibt seine Bilder, bildhauert seine Bilder. Albert Christoph Reck entzieht sich jeder intellektueller Zuordnung. Das Werk des Malers, der nach Jahrzehnten in Südafrika nach Henstedt-Ulzburg zurückkehrte, ist bei Kunstkennern höher eingestuft als das Werk Eduard Bargheers. Jetzt zeigt der 91Jährige als Beitrag zum Afrika-Projekt der Stadt Norderstedt einen kleinen Ausschnitt seines Afrika-Œuvres in der Rathaus-Galerie. „O’Binang?“ ist die Schau überschrieben, „Was tanzt du?“

„Viele der Bilder sind aus dem Tanz entstanden“, sagt Reck. Beispielsweise die „Choregraphie eines Eingeborenen-Tanzes“, ein Sujet in klaren starken Farben und Strukturen, voll Rhythmus und Gesang. Oft verschachtelt er seine Motive, wie es in der 50er- und 60er-Jahren üblich war, doch von einer Einordnung in ismen will er nichts wissen.

„Ich bin ein Ein-Fältiger, ich mache aus einer Falte viele Falten bis sie zum Knüller werden“, sagt Reck. Auch, wenn ein Bild fertig ist, nimmt er den Farbstift und strichelt ins Motiv, gibt noch einmal einen Rhythmus vor, verrätselt Vorhandenes, setzt hintergründige Spuren, beschreibt Erlebnisse, die nur er kennt. „Beim Malen bin ich auf mich gestellt, und um kreativ zu sein, brauche ich das Waagerechte und das Senkrechte, nie aber habe ich intellektuelle Ambitionen“, sagt der Maler, dem der Hamburger Senat im Künstlerhaus Söötborn ein Atelier zur Verfügung stellt.

1962 rettete sich Reck vor dem Hamburger Kunstbetrieb zum ersten Mal nach Südafrika. 1969 kehrte er zurück, arbeitete als Kunst-Dozent, lebte in Norderstedt, im eigenen Haus in Henstedt-Rhen. Doch 1976 verkaufte er das Haus, segelte mit seiner Familie abermals nach Südafrika und baute mit Ehefrau Maria-Louise Werkstätten und eine Weberei für junge Afrikaner auf.

Dicht gedrängt laden Recks Bilder in der chronologisch gehängten Werkschau zum Lesen ein, zum Wandern durch seine afrikanischen Welten, zu Elefanten, das Symbol für die Königinmutter von Swaziland, zu den Colored People, zu seiner Wahlheimat Ngwenya.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 1. Juni, von 16 Uhr an in der Galerie im ersten Stock des Norderstedter Rathauses eröffnet. Zu sehen sind die Bilder bis 5. Juli, montags, dienstags, donnerstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Die Finissage findet am Sonnabend, 5. Juli, von 17 Uhr an mit der Performance „Brückenschlag“ statt, die von Reck-Tochter Genoveva Thomas-Reck zu Musik des Hamburger Komponisten Domenique Gorris gestaltet wird. Zu Dienstag, 6. Juni, veranstaltet die Albert-Reck-Stiftung von 17 bis 20 Uhr einen Stiftungstag in Rathaus Henstedt-Ulzburg, Rathausplatz 1, mit Konzert, Lesungen, Performances und Vorträgen.