Der Komiker und Musiker Jürgen von der Lippe gab in der „TriBühne“ in Norderstedt gleich zwei Mal eine Show vor ausverkauftem Haus und holte sich auch Mitspielerinnen und Mitspieler aus dem Parkett auf die Bühne.

Norderstedt. Die Zeit der bunten Buschhemden ist doch nicht vorbei. Jürgen von der Lippe beglückte seine Fans in der „TriBühne“ nach wie vor mit Blüten-Blusen, lediglich für eine Rocker-Runde tauscht er als Kummerkasten-Kalle das Kreisch-Hemd mit einer Lederjacke.

Dafür aber baut er neuerdings Mitmach-Runden in seine Show, und wer in der ersten Reihe sitzt, ist dran. Aber auch die folgenden Plätze sind keine Garantie, von dem Komiker mit dem süffisanten Grinsen verschont zu werden. Auf der Suche nach potenziellen Opfern geht der quer durchs Parkett. Auf der Bühne ist Buchstaben-Basteln angesagt, Dornröschen-Spiele und Musiktitel-Raten. Gewinner ist, wer ein schnelles Mundwerk hat, und alle bekommen als Dank fürs honorarfreie Mitmachen Rotkäppchen-Sekt.

Ansonsten gibt es echte von-der-Lippe-Witze und Beziehungs-Klatsch am laufenden Band, mal über, mehr aber unterhalb der Gürtellinie mit Schwerpunkt auf die dünnen und dicken Verdauungsvorgänge des menschliches Körpers. Das nervt irgendwann und immer dann, wenn man denkt, jetzt darf man auch mal über seine Witze denken. Die Sorte Witz gibt es auch, so, wenn er gekonnt den Bogen von Goethes Werther zu Zoten spannt oder die FDP vermisst. Trotzdem drängt sich der Eindruck auf, dass der Entertainer da oben denen da unten nicht zu viel an Hirntätigkeit zumuten möchte. Dafür spielt der Junge auf Gitarre und Saxofon Ohrwurm-Melodien und singt dazu böse Texte, bedankt sich bei Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer und Peter Maffay mit „Ohne die würde es meine Show nicht geben“ und imitiert die drei starken Männer eindrucksvollen Gesangs gut bis zum Zwerchfell-Katarrh. Auch Howard Carpendale ist dran, bevor der ganze Saal mitsingen darf. Jürgen – der Mann zum Anfassen.