Die ehemalige Schülerband Intersection des Alstergymnasiums erlebt nach 27 Jahren eine Auferstehung
Die Franzosen forderten „Un autre“ in Sprechchören. Ohne Zugabe kam Intersection nicht von der Bühne. Die Besucher konnten gar nicht genug von der deutschen Band bekommen. „Es war ein absoluter Höhepunkt unserer Karriere“, schwärmt Jan Kunstmann, Sänger und Trompeter der Band. Das Konzert in Maurepas und der anschließende Auftritt in Paris – den gestandenen Herren mittleren Alters laufen heute noch Schauer über den Rücken, wenn sie daran denken. Intersection: Das war die Schülerband des heutigen Alstergymnasiums. 1984 gegründet, 1987 mit einem Abschiedskonzert im Bürgerhaus begraben. Aber bis heute unvergessen. Jetzt erlebt die Band, die in Henstedt-Ulzburg und Umgebung einen phänomenalen Ruf genoss, eine Art Wiederaufstehung.
Und dafür gibt es zwei Anlässe. Der eine ist durchaus fröhlich, der andere eher traurig. Fröhlich ist er, weil die Band, die es so lange gar nicht mehr gab, vor genau 30 Jahren gegründet wurde. Traurig ist er, weil mit Michael Fuchs 2013 ein Bandmitglied verstorben ist. Aber gerade der Tod ihres einstigen Mitschülers und Musikfreundes war es, der die Musiker, Abi-Jahrgänge 1986 und 1987, wieder zusammenbrachte. Denn in der Zeit der Trauer nahmen sie Kontakt zueinander auf, verabredeten sich und stellten bei diversen Gesprächen fest, dass sie wieder Spaß daran hätten, miteinander zu musizieren.
Intersection war der Ausgangspunkt für ein Leben mit der Musik
Und so stehen die drei Herren, alle Mitte 40, alle mit einer wechselvollen Lebensgeschichte ausgestattet, im engen Probenraum, der sich im Keller eines Hauses in Henstedt-Ulzburg befindet, in dem Bassist Jochen Schefe seit einiger Zeit lebt. Intersection war für alle ein Ausgangspunkt für ein Leben, das der Musik gewidmet ist. Denn tatsächlich stellt sich jetzt heraus, dass alle in diesem Metier arbeiten. Erfolgreich, ja – mal mehr, mal weniger.
Da ist Jochen Schefe, der Sohn von Anneli Schefe, die über Jahrzehnte hinweg Motor und Führungskraft von Bürger-Aktiv war. Schefe junior hat heute einen Arbeitsplatz, der viele, die sich mit Musik beschäftigen, neidisch macht: Er ist Tontechniker bei John Neumeier in der Hamburger Staatsoper. Konzertreisen durch die ganze Welt, ständig im Kontakt mit dem Meister und seiner Ballettcompagnie, nebenbei ein bisschen Tonmischung bei Michy Reinckes „Lausch Lounge“ als Ausgleich. Als Mann am Mischpult war Jochen Schefe vor der Tätigkeit an der Staatsoper ein gefragter Mann. Er war zum Beispiel mit der amerikanischen Jazz- und Soulsängerin Randy Crawford unterwegs und mischte die Musik in einem südafrikanischen Stadion für 40.000 Zuhörer. Auch Ute Lemper gehörte zu seinen Auftraggeberinnen. Er ist ein „KuKuHU-Kümmerer“ und – natürlich – für den guten Ton während der Kunst- und Kulturwochen in Henstedt-Ulzburg zuständig.
Gitarrist Ronald Strehl ist Musikjournalist geworden. Er lebt in Hamburg und beliefert den Deutschlandfunk und NDR II („Nachtclub“) mit Beiträgen, in denen er musikalische Neuerscheinungen vorstellt. Er produziert, schreibt und spielt – und erlebt gerade so etwas wie einen „Sechser im Lotto“: Sein Song „Trainspotting“ wurde vom französischen L'Oréal-Konzern für eine TV-Werbekampagne auserkoren. Mit dem Song werden Spots für eine Faltencreme untermalt. Sie laufen in ganz Europa. „Davon lebe ich zurzeit hauptsächlich“, sagt Roland Strehl.
Jan Kunstmann ist der Sänger, Trompeter und Keyboarder der Band. Im Hauptberuf ist er Lehrer an der Stadtteilschule in Blankenese, aber die Musik hat ihn fest im Griff. Der Absolvent des Popularmusik-Kurses der Hamburger Musikhochschule spielt Jazz, Funk, Soul, Dance und Loungemusic. Er ist zweimaliger Preisträger des Berliner Songwriterfestivals und des „John Lennon Talent Awards“. Seit über zehn Jahren ist er als Trompeter bei Jazz, Funk und Soulbands tätig. Als Musiker hat er Stars wie das US-Popduo Wheather Girls und Udo Jürgens auf der Bühne begleitet.
Diese drei Musiker bilden heute den Kern von Intersection. Die Schlagzeuger haben gewechselt, aber zuletzt saß Peer Oehlschlägel an den Drums. Er arbeitet in der Nähe von Niebüll als Schlagzeuglehrer. Bei den Proben ist er nicht zugegen, wird aber von seinen Bandkollegen musikalisch per Internet versorgt.
Der verstorbene Keyboarder Michael Fuchs ist der Musik ebenfalls lange treu geblieben. Er war als einziges Bandmitglied sogar auf einer richtigen Europatournee: Als Keyboarder der Hamburger Hardrockband Zed Yago etwa 1989/90. Außerdem hat er bei einer Musikfirma in der Keyboardabteilung eine Lehre zum Kaufmann gemacht und dann einige Jahre bei einer Konzertagentur gearbeitet. Zuletzt war er Heilpraktiker in England.
Unterschiedliche musikalische Auffassungen waren 1987 ausschlaggebend für das Ende der Band. Aber heute haben sie ein gemeinsames Repertoire aus Kompositionen von Michael Fuchs, Jan Kunstmann und Ronald Strehl erarbeitet. Für die bevorstehenden Konzerte wurden auch extra neue Songs komponiert und geprobt. Alles im Rock-Pop-Stil mit Einflüssen von Phil Collins, Simon and Garfunkel, den Beatles und Supertramp.
Zwei Intersection-Konzerte sind zunächst geplant. Am Dienstag, 3. Juni, im Music Club Live an der Fruchtallee36 in Hamburg (21 Uhr) und Pfingstsonntag, 8. Juni, auf dem Hof Hörnerkamp, Hörnerkamp 11, in Henstedt-Ulzburg (20 Uhr). Es ist das „Warm-up-Konzert“ für die am darauf folgenden Tag beginnende „KuKuHU 2014“. Die Musiker versuchen, daraus eine Art Klassentreffen mit früheren Mitschülern und Lehrern zu machen.