Innerhalb von sechs bis acht Wochen steigern die Vögel ihr Kampfgewicht von ca. 60 Gramm auf drei bis vier Kilo. Das ist selbst bei gnädigster Rechnung das Fünfzigfache ihres Anfangsgewichts.
Die Tierwelt ist faszinierend. Störche, zum Beispiel. Beine wie „Germany’s next Topmodel“, Flugeigenschaften wie ein Langstreckenjet und Schnäbel, mittels derer sie im Winterurlaub am Ballermann einem Eimer Sangria sogar ohne Strohhalm auf den Grund gehen können.
Dabei wissen Störche bereits als Küken, wo Bartel den Most holt. Im Wildpark Eekholt, wo in diesen Tagen der erste Storch-Nachwuchs der Saison aus der Pelle geschlüpft ist, erklärten Tierpfleger: Störche könnten bereits in ihren ersten Lebenstagen den Kopf zurücklegen und mit dem Schnabel klappern. Das ist sozusagen der Komparativ unserer norddeutschen Lebensregel: „Nich lang schnacken – Kopp inn‘ Nacken“. Flüssiges wegschlabbern und sofort um Nachschub klappern, für diesen Entwicklungsschritt brauchen Menschen normalerweise bis zur Konfirmation. So ein Lebensstil geht natürlich nicht spurlos an Meister Adebar vorüber. Innerhalb von sechs bis acht Wochen steigern Störche ihr Kampfgewicht von ca. 60 Gramm auf drei bis vier Kilo. Das ist selbst bei gnädigster Rechnung das Fünfzigfache ihres Anfangsgewichts. Man stelle sich dergleichen beim Menschen vor – es liefe niemand unter 150 Kilo durch die Gegend. Da brat‘ mir doch einer einen Storch.
Oder lieber nicht. Denn Störche haben auch ihre Schicksale, wie das Beispiel eines Storchenbabys aus Oering zeigt. Dieses wurde vor drei Jahren von seinen Geschwistern schnöde aus dem Nest verstoßen, die sich so eines ungeliebten Futterkonkurrenten entledigten. Man sieht es vor sich, ein Drama vom Ausmaß einer griechischen Tragödie. Eine verschworene Bande verschlagener Killerküken, die mit vereinten Kräften ihren armen Bruder aus dem Nest kicken, sich zufrieden auf dessen frei gewordenem Platz räkeln und dann: Alle Kopp inn‘ Nacken und ‘ne Extraportion Fischbrei schlabbern. Doch der Verstoßene wurde gefunden, von Menschenhand im Wildpark Eekholt aufgepäppelt und 2012 in die Freiheit entlassen. 2013 blieb er verschwunden (vermutlich musste er erst mal mit seinen Geschwistern abrechnen) – aber jetzt ist er zurück und nistet storchenstolz samt Gattin in der Nähe von Struvenhütten. Ein gutes Beispiel dafür, worauf es im Dasein wirklich ankommt: Überleben und dabei möglichst gut aussehen.
Da kann man von den Störchen einiges lernen.