Rund 100 Beamte durchsuchten am Dienstagvormittag den Betrieb von Vion. Im Raum steht der Verdacht, dass der Schlachthof gegen das Lebensmittelgesetz verstoßen hat und Tiere unnötig leiden mussten.

Bad Bramstedt. Punkt 11 Uhr hatte das Töten ein Ende. 100 Polizisten, Sachverständige und Staatsanwälte haben am Dienstag den Schlachthof der Firma Vion in Bad Bramstedt durchsucht und den Betrieb vorübergehend gestoppt. Dort, wo täglich bis zu 700 Rinder geschlachtet werden, suchten die Ermittler nach Beweismitteln. Der Verdacht: Vion hat in Bad Bramstedt gegen das Lebensmittelgesetz verstoßen. Außerdem vermutet die Staatsanwaltschaft, dass die Tiere mehr als notwendig beim Schlachten leiden müssen.

Die Ermittler rückten mit 30 Fahrzeugen an und riegelten das Gelände vollständig ab. Polizisten sicherten mit Hunden die Ein- und Ausgänge des mit einem hohen Metallzaun gesicherten Betriebs. Bis zum Nachmittag dauerten die Durchsuchungen in Büros und Schlachträumen. Die Hinweise kamen aus dem Kieler Landwirtschaftsministerium, das die Staatsanwaltschaft über die Missstände informiert hat. Das Amtsgericht Kiel hatte die Durchsuchungen angeordnet.

„Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass es in den Firmenräumen zu Verstößen gegen das Tierschutzgesetz im Zusammenhang mit Schlachtungen gekommen ist“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. „Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass sich die Räume in hygienisch bedenklichem Zustand befunden haben oder befinden.“

Unternehmen weist Vorwürfe zurück

Vion ist ein international operierendes Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden und erzielt mit seinen 13.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro. Der Konzern wehrte sich gegen die Anschuldigungen: Der Vorwurf von angeblichen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz und das Lebensmittelgesetz seien für Vion Food nicht nachvollziehbar, teilte der Konzern am Dienstagnachmittag mit. Die Geschäftsführung von Vion Food Deutschland habe der Staatsanwaltschaft Kiel die volle Unterstützung bei ihren Ermittlungen zugesagt. Alle Betriebsabläufe seien dokumentiert und transparent, hieß es weiter. „Die Unterlagen und elektronischen Erfassungen wurden den Behörden vom Unternehmen zur Verfügung gestellt.“

Mit Durchsuchungen haben die Fleischhändler bereits Erfahrungen: Vor zwei Jahren ging die Staatsanwaltschaft in einem Vion-Zerlegebetrieb in Hilden (Nordrhein-Westfalen) Hinweisen nach falsch deklariertem Fleisch nach. Die Ermittler warfen dem Unternehmen vor, Fleisch aus dem europäischen Ausland umetikettiert und als deutsches Produkt verkauft zu haben, um den Preis nach oben zu treiben. Vion wies die Vorwürfe zurück und beschuldigte ehemalige Subunternehmer, das Ermittlungsverfahren in Gang gesetzt zu haben.

Die Beschäftigung von Subunternehmen hat auch am Standort Bad Bramstedt zu massiver Kritik der Gewerkschaften geführt. Rund 200 rumänische Mitarbeiter sollen nach einem Bericht des NDR dort zu Stundenlöhnen beschäftigt worden sein, die um die Hälfte niedriger liegen als von deutschen Kollegen mit Vertrag. Mitarbeiter berichten von einem rauhen Umgangston.

Die Amtsveterinäre der Segeberger Kreisverwaltung sind regelmäßig im Schlachthof im Einsatz. Wenn es zu Tierquälereien beim Schlachten gekommen sein sollte, dürfte ihnen das nicht verborgen geblieben sein. Über die Kosten dieser Kontrollen streiten sich der Kreis Segeberg und Vion seit Jahren; dabei geht es um Millionen. Vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig wehrt sich das Unternehmen dagegen, die Gebühren für die Überwachung zahlen zu müssen. Bislang habe das Gericht in dem komplizierten Verfahren noch kein Urteil gesprochen, teilte die Kreisverwaltung mit.