Ein unbekannter Rächer in der Gemeinde Winsen, Finanzprobleme der Sparkasse Südholstein und ein Haftbefehl gegen den ehemaligen Henstedt-Ulzburger Bürgermeister sorgten für viel Aufsehen im zweiten Halbjahr.

Juli

Lange Leitung: Bahnfahrer müssen tapfer sein und Geduld haben. Wegen Brückenbauarbeiten wird die AKN-Linie A2 zwischen Quickborner Straße und Norderstedt-Mitte für acht Tage komplett gesperrt. Wer nach Hamburg will, muss weiteren Ärger in Kauf nehmen: Zwischen den U-1-Haltestellen Ochsenzoll und Langenhorn Markt wird für mehrere Wochen ebenfalls ein Busersatzverkehr eingerichtet. Wer von Henstedt-Ulzburg in die Hamburger Innenstadt will, muss 40 Minuten mehr Fahrzeit einkalkulieren.

Haftstrafe: Das Norderstedter Amtsgericht erlässt einen Strafbefehl gegen Henstedt-Ulzburgs suspendierten Bürgermeister Torsten Thormählen: Zehn Monate Freiheitsstrafe zuzüglich einer Zahlung von 10.000 Euro an die Landeskasse. Thormählen legt Einspruch ein, sodass es voraussichtlich im März 2014 zu einer öffentlichen Verhandlung vor dem Amtsgericht Norderstedt kommen wird.

Premiere: Die Norderstedter Hilfsorganisation KBA führt eine in Norddeutschland einzigartige Motorrad-Rettungsstaffel ein. Sechs Fahrer stehen für Einsätze bereit. Sie werden gerufen, wenn bei Einsätzen Beweglichkeit und Schnelligkeit gefragt sind. Wenn große Fahrzeuge nicht durchkommen, schaffen es die Motorräder immer.

Rekordverdächtig: Bei den Karl-May-Spielen hat das gute Wetter eine Hauptrolle: Die elfjährige Schülerin Franziska Retzlaff wird in der 29. Vorstellung als 100.000. Besucherin begrüßt. Am Ende der Saison wird mit mehr als 322.000 Besuchern ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt.

August

Leiser Skandal: Das Mehrgenerationenhaus Henstedt-Ulzburg wird geschlossen, weil der Trägerverein Familienzentrum finanziell nicht mehr in der Lage ist, das marode Haus an der Beckersbergstraße sanieren zu lassen. Die Politiker rühren sich nicht. Einer der größten politischen Skandale dieses Jahres in Henstedt-Ulzburg, aber niemanden scheint es zu berühren.

Ganz in Weiß: Das erste Weiße Dinner im Stadtpark wird ein Riesenerfolg: Mehr als 300 Menschen kommen trotz drohender Regenfront zur Ess-Party an den Stadtparksee. 2014 soll wieder in Weiß gespeist werden.

Die Schule brennt: Nach den Herbstferien sollte die Gemeinschaftsschule Harksheide eröffnet werden, aber der Neubau liegt in Trümmern. Ein Großfeuer hat weite Teile des Gebäudes zerstört. Der Schaden geht in die Millionen, die Brandursache ist unbekannt. Mehr als 100 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Die Kinder müssen zunächst am alten Standort und in Containern weiter unterrichtet werden.

Finanzprobleme: Die Sparkasse Südholstein bleibt ein Sanierungsfall: Der Vorstand kündigt die Streichung von 130 Stellen an, Filialen sollen geschlossen werden. Außerdem legt Ralph Schmieder aus Norderstedt seinen Posten als Vorstandsvorsitzender zum 31. Dezember nieder. Er bleibt aber Mitglied des dreiköpfigen Führungsgremiums. Ein neuer Vorstandschef wird gesucht.

Unbekannter Rächer: „Robin Hood“ nennen die Bewohner des Dorfes Winsen jene unbekannte Person, die nachts loszieht und das Ortseingangsschild um 150 Meter in Richtung Kisdorf versetzt. Dort hatte es 54 Jahre gestanden, auf Anordnung der Kreisverkehrsaufsicht wurde es jedoch weiter zur Ortsmitte gesetzt. 15-mal war die unbekannte Person mit Hacke und Schaufel tätig, um das Schild zu versetzen, 15-mal setzten es Mitarbeiter des Wege-Zweckverbandes wieder zurück. Die Winsener jubeln, die Landrätin findet das alles nicht mehr lustig. Winsens Schildbürgerstreich macht bundesweit Schlagzeilen.

September

Schmuggler des Jahres: Die Geschäftsleute vom Schmuggelstieg küren Eddy Münch zum „Schmuggler des Jahres.“ Mit Schlitzohrigkeit und viel Geduld hat der Sportfunktionär seine Ideen durchgesetzt. Auf ihn geht unter anderem die Aktion „Schleswig-Holstein kickt fair“ zurück.

Minister bittet zur Kasse: Die Reform des kommunalen Finanzausgleichs trifft Norderstedt am härtesten im gesamten Land. Die Stadt würde knapp zwei Millionen Euro weniger aus Kiel bekommen, wenn die Pläne von Innenminister Andreas Breitner greifen. Die meisten der 1150 Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein würden allerdings mehr Geld bekommen – zu Lasten der Kreise.

Raumnot: Die Stadt Norderstedt sucht händeringend nach Unterkünften für die steigende Zahl der Asylbewerber. In den Notunterkünften am Buchenweg und an der Lawaetzstraße wird es eng, im kommenden Jahr dürfte sich die Lage noch verschärfen, da die Stadt wahrscheinlich mindestens weiter 150 Flüchtlinge aufnehmen muss. Hinzu kommt, dass die Gemeinschaftsunterkunft in Schackendorf umgebaut wird.

Bosse bleibt: Die Stadtvertreter haben Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse mit klarem Votum für weitere sechs Jahre im Am bestätigt.

Farbenpracht: Erst sahen sich Zehntausende das Feuerwerk im Stadtpark an, dann beschmissen sich vornehmlich junge Leute beim Holi-Fest mit Farbbeuteln und hatten Spaß, schließlich flanierten die Menschen beim großen „Ulze-Fest“ über die gesperrte Ulzburger Straße.

Bahnhofstest: Das Hamburger Abendblatt untersucht zusammen mit dem ADAC alle 29 Stationen im Kreis Segeberg. Außerdem nehmen die Experten Parkplätze und das Umfeld unter die Lupe. Nicht immer gibt es gute Noten.

Abwahl und Wahl: Mit überwältigender Mehrheit (77,39 Prozent) wählen die Henstedt-Ulzburger ihren suspendierten Bürgermeister Thorsten Thormählen ab und entscheiden: Henstedt-Ulzburg bleibt Dorf und bekommt keine Stadtrechte. Bei der Bundestagswahl siegt der Segeberger CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann klar vor SPD-Kandidat Franz Thönnes. Dennoch sind beide im neuen Bundestag dabei.

Messerstecherei: Bei einer Messerstecherei am Restaurant Flame in Norderstedt werden drei Aserbaidschaner verletzt, zwei schweben in Lebensgefahr. Die Polizei vermutet private Motive für den blutigen Streit.

Oktober

Büsten-Streit: Die Politiker in Henstedt-Ulzburg fühlen sich überfahren und werfen der stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf vor, im Alleingang entschieden zu haben. Sie hatte den Vorschlag der Bürgerstiftung aufgegriffen und entschieden, dass die Büste von Alt-Bürgermeister Heinz Glück im Rathaus aufgestellt wird.

Blitz-Marathon: Die Polizei kündigt an, dass und wo sie im gesamten Kreis Segeberg Temposünder ermittelt – und ist mit dem Ergebnis zufrieden: Nur wenige fahren zu schnell.

Burger King: In Kaltenkirchen wächst der Widerstand gegen ein Fast-Food-Restaurant mit Drive-in im alten Bahnhof. Eine Initiative sammelt 600 Unterschriften gegen die Pläne, und auch bei den Politikern regt sich Widerstand.

„Christian“ wütet: Orkantief „Christian“ schlägt auch im Kreis Segeberg zu, Bäume stürzen um, Dächer werden abgedeckt, Autos demoliert. 386-mal muss die Feuerwehr ausrücken, viele Pendler müssen warten, weil die U-Bahn zeitweise nicht fährt.

November

Super-Kreisel: Nach viereinhalb Jahren Bauzeit wird die neue Ochsenzoll-Kreuzung mit dem Super-Kreisel und dem Tunnel endlich eingeweiht – und provoziert gleich wieder Streit: Die Radfahrer kritisieren, dass Radwege fehlen und fordern, den Kreisel umzubauen. Die Stadt sieht sich im Recht und lehnt einen Umbau ab. Die Radfahrer müssten absteigen und ihre Räder über die Zebrastreifen schieben.

Mülldetektive: Die Norderstedter werfen zu viel Bio- in den Restmüll. Die städtischen Kontrolleure sollen prüfen, ob die angegebenen Komposthaufen da sind und der Müll vorschriftsmäßig getrennt wird. Dazu sei die Stadt verpflichtet.

Baustopp: Fledermäuse stoppen den Bau der Autobahn 20. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat den Planfeststellungsbeschluss für den rund zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Wittenborn und Weede gekippt, weil die möglichen Folgen für die größte deutsche Fledermauskolonie in den Segeberger Kalkberghöhlen nur mangelhaft erkundet seien. Politiker und Verbandsvertreter sprechen von einer Katastrophe.

Sirenen heulen wieder: Norderstedt hat 300.000 Euro ausgegeben, damit an 15 Standorten in der Stadt Sirenen die Bürger alarmieren können.

Auto-Show: Zehntausend Besucher sehen sich die Auto-Show im Norderstedter Stadtpark an. Doch SPD und Grüne lehnen eine Wiederholung zunächst ab, stimmten dann aber einem Kompromiss zu: Wie geplant soll die Auto-Show noch 2015 und 2016 im Stadtpark stattfinden, dann nicht mehr.

Erschreckend: Bei einem Test des Hamburger Abendblatts bekommt die 17-jährige Praktikantin Emma Leippe bei allen acht Versuchen ohne Schwierigkeiten Schnaps – trotz Jugendschutzgesetz. Die Filialleiter und Tankstellen-Betreiber zeigen sich überrascht und verärgert über das Personal.

Brand I: Das Hotel Gutsmann in Bad Bramstedt steht in Flammen, 249 Gäste müssen in Sicherheit gebracht werden. Die Polizei geht von Brandstiftung aus, seit Monaten brennt es immer wieder in der Stadt. Die Kripo gründet eine Ermittlungsgruppe.

Brand II: Wenige Tage später brennen Strohballen, erst 1500 auf einer Wiese, die zum Hof Nordpol in Norderstedt gehört, Mitte Dezember 3000 auf einem Strohlagerplatz eines Bauernhofes in Mözen. Heiko Bade, Chef des Hofes Nordpol, geht von Brandstiftung aus und setzt 5000 Euro Belohnung aus. Auch in Mözen schließt die Kripo Brandstiftung nicht aus.

Dreister Dieb: Ein Unbekannter plündert die Kasse des Norderstedter Amateurtheaters Life und stiehlt die 600 Euro Einnahmen aus der Premiere des Weihnachtsmärchens „Chickentales“. Er muss dazu hinter die Bühne gegangen sein. Doch die Leser des Abendblatts springen in die Bresche und spenden dem Theater 1800 Euro.

Dezember

Sex-Spielzeug: Romantik, Erotik und Sex-Spielzeuge im Zimmer – das wünschen sich Hotelgäste laut einer Umfrage des Henstedt-Ulzburger Online-Hotel-Vermittlers Roomnight. Romantik ja, Sex-Spielzeug nein, lautet die ebenso klare wie knappe Botschaft der Hoteliers im Kreis Segeberg dazu.

Pannenserie: Genau 140.435 Euro hat die Stadt Bad Bramstedt mit Krediten in Schweizer Franken verloren und es damit ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes geschafft. Nun will die Stadt den Vermittler des Kredits verklagen, aber: Der Kämmerer der Stadt wurde in einem Newsletter zwei Monate, bevor das Geschäft zustande kam, vermutlich eindringlicher vor den Risiken gewarnt als bisher angenommen.

Fußball-EM: Der Verein Startschuss gibt bekannt, dass er im Juni 2015 auf dem HSV-Gelände das Turnier für Schwule und Lesben ausrichtet.

Streit geht weiter: Das Tierheim in Henstedt-Ulzburg hat eine neue Leitung, der Tierschutzverein einen neuen Vorstand. Und doch kehrt keine Ruhe ein. Zwei Mitarbeiterinnen, die der alte Vorstand gerade erst eingestellt hatte, werden gekündigt.

Geldstrafe: Gegen den Tangstedter CDU-Politiker Jürgen Lamp wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Er hatte die Verschwiegenheitspflicht verletzt und nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Inhalte aus einer Ausschusssitzung publik gemacht. Dem Polizeihauptkommissar droht nun eine Geldstrafe.