Verwaltung prüft eine flächendeckende Gebührenpflicht. Bisher gibt es Parkscheinautomaten nur am Herold-Center, Geld verdient die Stadt damit allerdings nicht, Einnahmen und Ausgaben halten sich die Waage.
Norderstedt Kostet das Parken in Norderstedt bald überall Geld? Die Stadt prüft zurzeit, ob sie Parkgebühren einführen wird. Die Grünen hatten den Prüfauftrag gestellt und dafür eine Mehrheit im Hauptausschuss gefunden. „Eine schnelle Prüfung ist überfällig“, sagt Detlef Grube, Fraktionschef der Grünen. Mitte des nächsten Jahres sollen die geplanten P+R-Parklätze am Ochsenzoll und bestehenden am Kiwittsmoor in Hamburg gebührenpflichtig werden. Grube: „Und da muss Norderstedt nachziehen, um Parktourismus zu vermeiden.“ Er sieht die Gefahr, dass die Pendler dann zum Herold-Center oder nach Norderstedt-Mitte fahren, um ihre Fahrzeuge abzustellen und in die U-Bahn nach Hamburg umzusteigen. Solchen „unsinnigen Verkehrsströmen“ mit allen damit verbundenen Nachteilen gelte es vorzubeugen.
Doch den Grünen geht es nicht nur darum, dass Pendler, die in der Hamburger City ihr Geld verdienen, den Norderstedtern die Parkplätze wegnehmen. Die Parkraumbewirtschaftung in der Stadt sei auch ein grundsätzliches Thema. Zum einen könne die Stadt über Parkgebühren zusätzliche Einnahmen erzielen und die Kosten für den Unterhalt der Stellplätze verringern. „Gebührenpflichtiges Parken kann auch dazu führen, dass die Plätze sauberer, sicherer und heller werden“, sagt Grube. Im großen Bahnhofstest von ADAC und Hamburger Abendblatt hatten die Tester des Automobilclubs die P+R-Anlage am Bahnhof Garstedt als „Katastrophe“ bezeichnet. Tauben flattern durch die Garage, es ist viel zu dunkel, die Breite der Stellplätze ist dürftig. Schlechte Noten vergaben die ADAC-Tester ebenfalls für die P+R-Garage zwischen dem Kontorhaus und dem Bahnhof Norderstedt-Mitte. Jede Wand, jeder Träger, jede Tür sei mit Graffiti beschmiert, die Beleuchtung reiche nicht aus, die Plätze seien zu schmal.
Den Umwelt- und Klimaschutz führt Grube als weiteres Argument für Parkgebühren ein. Er setzt darauf, dass so mancher aufs Rad steigt oder sich in den Bus setzt und das Auto stehen lässt. Das würde, so der Grünen-Fraktionschef, die Straßen entlasten, Lärm und Abgase reduzieren.
Gebührenpflicht mache allerdings nur Sinn, wenn sie flächendeckend im gesamten Stadtgebiet eingeführt wird. Sonst komme es zu Verdrängung innerhalb Norderstedts. Teil eines Gesamtkonzeptes für eine Parkraumbewirtschaftung müssten auch Sonderregelungen für die Anwohner sein. Nachdem sich die Politiker über die Parteigrenzen hinweg für den Prüfauftrag ausgesprochen hatten, sei nun die Verwaltung gefordert, schnell gute Konzepte zu erarbeiten.
Berücksichtigt werden müssen auch die Pendler, die vom Arbeitgeber eine HVV-Profi-Card bekommen. Kostenpflichtige P+R-Parkplätze würden den Umweltnutzen der vergünstigten Fahrten mit Bus und Bahn konterkarieren, sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung – ein Argument, das Dagmar Teising teilt. Sie wohnt in Todesfelde und arbeitet in Hamburg und ehrenamtlich im Weltladen in Norderstedt: „Da die Busse nur selten fahren, bin ich auf das Auto angewiesen. Ich fahre damit bis Norderstedt oder zum Ochsenzoll und den Rest mit der Bahn“, sagt sie und beklagt, dass es ohnehin zu wenige Parkplätze für die Pendler gebe.
„Schöner wäre es natürlich gänzlich ohne Parkgebühren. Da das aber nicht funktioniert, sollte wenigstens überall die gleiche Regelung herrschen“, sagt Johannes Stegemann, der in Norderstedt nahe der Stadtgrenze zu Hamburg wohnt und oft die P+R-Anlage Kiwittsmoor nutzt.
Kostenpflichtig ist das Parken bisher nur rund ums Herold-Center. Die Stadt hatte die Gebührenpflicht vor mehr als zehn Jahren eingeführt, um das Chaos rund um das Einkaufszentrum zu beseitigen und den Verkehr neu zu ordnen. Vor allem Autofahrer, die kostenlose Stellplätze suchten, hatten Staus auf den meist engen Straße rund ums Center verursacht. „Das System hat sich bewährt“, sagt Rathaussprecher Hauke Borchardt. Gewinn, wie von den Grünen prognostiziert, sei damit allerdings nicht zu machen. Einnahmen und Ausgaben hielten sich die Waage. Damit erfülle die Stadt die Vorgabe der damaligen Kommunalpolitiker – sie wollten vermeiden, dass die Autofahrer den Eindruck gewinnen, die Stadt würde sie abzocken.
Auf heftige Gegenwehr stoßen Parkgebühren bei den Geschäftsleuten von der Rathausallee. „Davon halte ich gar nichts. Wir Gewerbetreibenden hier begrüßen es, dass unsere Kunden hier kostenlos stehen dürfen. Norderstedt-Mitte hat leider nicht das Flair wie Einkaufszentren, deswegen müssen wir mit anderen Mitteln werben wie zum Beispiel kostenlosen Parkplätzen“, sagt Stefan Sordyl, Sprecher der Werbegemeinschaft. Der Bereich diene der „klassischen Nahversorgung“. Und wenn das Parken schon Geld kosten müsse, dann wollen es die Kunden auch bequem und trocken haben – so wie im Herold-Center oder Alstertal Einkaufszentrum. „Die Stadt sollte sich endlich mal darüber im Klaren sein, dass die Steuer- und Gebührenschraube nicht unendlich nach oben gedreht werden kann“, sagt Sordyl.