Der Kolumnist des Hamburger Abendblatts, Regionalausgabe Norderstedt, trifft mit seinen Alltagssatiren den Nerv seiner Zuhörerinnen und Zuhörer. Das bewies er jetzt auch in der Gemeinde Kisdorf.

Kisdorf. Da greift der Mann zur Gitarre und singt böse Lieder. Und das kurz vor Advent! Doch das Publikum im rappelvoll besetzten Café Lebenskultur in Kisdorf fand es wundervoll und applaudierte begeistert. Jan Schröter ist dieser Mann, Kolumnist dieser Zeitung, Autor und – Beobachter mit scharfem Blick, scharfer Zunge und geschliffenem Wort.

Jan Schröter ist einer, der aus Nachrichten seine Schlüsse zieht und diese satirisch aufbereitet. Seine Zuhörer sparten denn auch nicht mit zwar leisen, aber zustimmenden Kommentaren, die zeigten, dass der Vorleser nicht nur den Kern vieler Aufreger aus Politik und Gesellschaft trifft, sondern den Leuten auch aus der Seele spricht.

Schröter verwertet, was in dieser und anderen Zeitungen steht. Daraus webt er Tiraden, kommt mit überraschenden und witzigen Wendungen von einem Thema zu nächsten, beispielsweise vom gefallenen Zündholz-Monopol zum gefallenen Kehrmonopol der Schornsteinfeger. In diese komischen Betrachtungen verpackt der Satiriker denn auch gleich die Empfehlung, in hiesigen Landen nun nicht unbedingt einen Kaminkehrer aus Krakau zu bestellen, denn dessen Anfahrtrechnung würde eine eventuelle Ersparnis gleich wieder auffressen. Mindestens.

Hiesiges nimmt den breitesten Raum seiner Betrachtungen ein, beispielsweise Baustellen(nicht)bewegungen vor Norderstedts Gasthof Egon Stubbe, den einst phantomartig entstandenen Neubau der Norderstedter Stadtwerke, das Forum für Migranten in Norderstedt und natürlich den Abgang eines Herrn Thormählen in Henstedt-Ulzburg. Und wenn dieser Mann dann zur Gitarre greift und sanft wie einst Barde Reinhard Mey böse Lieder singt, ist die Welt auch vorm ersten Advent völlig in Ordnung.